Deiche abdichten zum besseren Schutz vor Hochwasser
Die Häufigkeit von Hochwasserkatastrophen nimmt besorgniserregend zu. Überschwemmungen sind in Bezug auf die Häufigkeit des Auftretens und die wirtschaftlichen Verluste für ca. ein Drittel aller Naturkatastrophen sowie die Hälfte der Todesfälle verantwortlich. Die Bemühungen um die Eindämmung des Klimawandels sollen die Häufigkeit von Hochwasserereignissen möglichst reduzieren; ein anderer Ansatz steht jedoch für einen verstärkten Hochwasserschutz und die Minimierung der Folgen von Überschwemmungen. Eine sehr wirkungsvolle, aber im Prinzip einfache Hochwasserschutzmethode ist der Bau von Deichen und künstlich angelegten Wasserkanälen, die den Abfluss aus überfüllten Überflutungsgebieten verhindern. Das Problem dabei ist, dass die Mehrzahl der Deiche in Europa nicht mehr die Jüngsten und tatsächlich bis zu 150 Jahre alt sind und nicht mehr den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. Um speziell dieses Problem in den Griff zu bekommen, hatte das EU-finanzierte Prodicon-Projekt ("Land protection by improvement of dike construction") die Aufgabe, ein universelles Deichsanierungsverfahren zu entwickeln, das bei allen Arten von Deichen in den verschiedenen Stadien des Verfalls zum Einsatz kommen kann. Bereits verfügbare technische Maßnahmen zur Deichsanierung sind zumeist ziemlich teuer und und nur eingeschränkt anwendbar. Die Forscher des Projekts gingen das Problem aus zwei verschiedenen Blickwinkeln an: Sie entwickelten ein neues Material sowie ein Gerät, mit dem das Material injiziert und in die Deichstruktur integriert werden kann. Ein großer Vorteil der neuen Technologie besteht darin, dass das Material auch auf feuchten und aufgeweichten Deichen unter Einsatz herkömmlicher Aushubmaschinen mit modular austauschbaren Ausrüstungen mit Erfolg angewendet werden kann. Normalerweise geraten schwere Baumaschinen hierbei an ihre Grenzen. Die Mischung besteht aus modifiziertem Tonpartikeln mit einem Zusatzstoff, der die Wasserschicht rund um die einzelnen Körnchen aufbricht. Resultat des Ganzes ist, dass das Dichtungsmaterial eine geringe Wasserdurchlässigkeit sowie eine hohe Erosionsbeständigkeit und Stabilität aufweist. Für den Injektionsvorgang werden mit Hilfe eines Verfahrend mit vibrierender Lanze Bohrungen eingearbeitet und rotierende Bohrstangen werden als Injektionslanzen verwendet. Der Trick besteht darin, dass keine neuen Lecks entstehen, da es keinen starren Injektionskörper gibt. Die Feldversuche waren sehr erfolgreich. Das Prodicon-Material und Injektionsverfahren stehen nun zur kommerziellen Anwendung bereit.