Kommissarin Cresson auf der Industrie-Technologie-Konferenz
Die Eröffnungsansprache der Industrietechnologie-Konferenz in Toulouse vom 27. bis 29. Oktober 1997 hielt Frau Edith Cresson, die Kommissarin mit Verantwortung für Forschung, Innovation, Erziehung und Berufsbildung, und Jugend. Sie erörterte Europas Schwächen im Vergleich zu den Hauptwettbewerbern, ehe sie die Aufmerksamkeit auf die Gemeinschaft und die europäische Industrie und Wege für ihre Zusammenarbeit zur Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit (insbesondere durch das Fünfte Rahmenprogramm) lenkte. Um die Wettbewerbsnachteile Europas nicht nur gegenüber den USA und Japan, sondern auch gegenüber neuen Wettbwerbern wie z.B. asiatischen und südamerikanischen Wettbewerbern abzubauen, sind nach Ansicht von Frau Cresson Aktionen auf drei Gebieten erforderlich. - Gesteigerte Kapitalinvestition, - Bessere Nutzung des wissenschaftlichen und des Industriepotentials und: - Konzentriertere Anstrengungen - Verschmelzung von Unternehmen, damit sie mit den ausländischen Wettbwerbern konkurrieren können. Auf gemeinschaftlicher Ebene ist die Forschung eines der wenigen Gebiete, auf dem die Europäische Kommission eine Steigerung des Finanzierungsaufwands plant. Die Rahmenprogramme haben längst ihren Wert bewiesen, schon alleine durch Weiterentwicklung von transnationalen Forschungspartnerschaften und Anregung von Kooperation zwischen Universitäten und der Industrie, jedoch soll das Fünfte Rahmenprogramm hinsichtlich der Qualität einen Sprung nach vorne bringen. Die Vorschläge der Kommission werden durch zwei Punkte gekennzeichnet: Erstens waren bei der Auswahl der Themen und Gebiete nicht nur die Wertschöpfung, sondern gleichzeitig auch die Steigerung des Wachstums, der Wettbewerbsfähigkeit und der Beschäftigung von ausschlaggebender Bedeutung; zweitens wird meistens angenommen, daß sich industrielle Wettbewerbsfähigkeit und die Erwartungen der Bürger eines Landes hinsichtlich der Lebensqualität gegenseitig ausschließen. Dies sei nicht der Fall, meint Frau Cresson: Sie vertrat die Ansicht, daß die vielversprechendesten Märkte gerade diejenigen sind, die sich auf die gegenwärtige und zukünftige Nachfrage auf dem Gebiet der Gesundheit, der Umwelt, der Kultur, des Verkehrs und der Erziehung und Berufsbildung konzentrieren. Partnerschaften müssen nach Ansicht der Kommissarin unbedingt zwischen der Industrie und der Gemeinschaft eingerichtet werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu steigern. Das Fünfte Rahmenprogramm werde europäische Unternehmen hierbei unterstützen. Weitere Fortschritte erfordern jedoch echte, direkte Verbindungen zwischen Industrie, Forschern und Anwendern, und die Industrie werde sich auf vier Schlüsselthemen konzentrieren: - Zielstrebigkeit: Es muß ein Konsens mit klaren, konkreten Zielen herbeigeführt werden, der die Kosten senken hilft, Innovation auf allen Gebieten verbreitet und die europäische Industrie mit umfassenden Demonstrationsprogrammen mobilisiert; - Beteiligung: Die Teilnahme der Industrie am Fünften Rahmenprogramm muß intensiviert werden. Hier brachte die Kommissarin ihren Wunsch zum Ausdruck, die Rechtsbestimmungen über den Schutz von Forschungsergebnissen aus dem Fünften Rahmenprogramm zu stärken; - Beratung: Die Industrie wird an der Durchführung des Programms intensiv mitarbeiten, speziell bei Schlüsselaktionen, was bereits bei der Vorbereitung des Programms geschah, bei der "Beatungsausschüsse" für jede Schlüsselaktion eingerichtet wurden; - Unterstützung: Das von der Kommission vorgeschlagene Fünfte Rahmenprogramm liegt in den Händen des Rats und des Parlaments, und Frau Cresson appellierte an die Industrie mit der Bitte um die Verabschiedung des Programms in der kürzest möglichen Zeit. Die Unterstützung der Industrie werde auch benötigt, um sicherzustellen, daß die Haushaltsempfehlungen der Kommission nicht reduziert werden und die Struktur nicht erweitert wird, Sie betonte erneut die Vorzüge der Konzentration der Ressourcen und der Vielfalt der Disziplin, die von der von der Kommission vorgeschlagenen Struktur abweiche. Abschließend stellte Frau Cresson fest, daß das Fünfte Rahmenprogramm alleine die Probleme Europas hinsichtlich des wirtschaftlichen Wachstums, der Wettbewerbsfähigkeit und der Beschäftigung nie lösen könne. Das Programm spiele jedoch eine wesentlich Rolle bei der Maximierung der wirtschaftlichen und sozialen Wirkung des technischen Fortschritts.