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Inhalt archiviert am 2022-12-21

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Busquin fordert Rat der Industrieminister dringend auf, staatliche Beihilfen für die Forschung nicht zu kürzen

Bei einem Briefing über nachhaltige Entwicklung in der chemischen Industrie, das am 20. November im Forschungspark Solvay in Brüssel stattfand, ergriff Forschungskommissar Philippe Busquin die Gelegenheit und forderte die europäischen Industrieminister dringend dazu auf, bei d...

Bei einem Briefing über nachhaltige Entwicklung in der chemischen Industrie, das am 20. November im Forschungspark Solvay in Brüssel stattfand, ergriff Forschungskommissar Philippe Busquin die Gelegenheit und forderte die europäischen Industrieminister dringend dazu auf, bei der Reduzierung staatlicher Beihilfen für den Privatsektor bei der Forschung eine Ausnahme zu machen. Von CORDIS-Nachrichten darauf angesprochen, ob öffentlich-private Partnerschaften ein Weg sind, den Staat zu entlasten, stimmte Busquin zu, dass dies eine gute Idee sei, insbesondere in der Forschung vor dem Einstieg in den Wettbewerb. "Öffentlich-private Partnerschaften können sich auf ein allgemeines Interesse oder Problem konzentrieren", teilte er CORDIS-Nachrichten mit. "Sie bieten neue Möglichkeiten, den Energieverbrauch und die Kosten zu senken, was von allgemeinem Interesse ist. Unsere Forschungsprojekte gehen dieses gemeinsame Interesse an", sagte er. Die Rolle der Kommission sei die eines Katalysators, sagte der Kommissar. "Doch unser Beitrag ergänzt die Finanzierung durch die Unternehmen", erklärte er und fügte hinzu, dass er sich eine Synergie wünsche. Busquin betonte auch den Wert großer Firmen, denen in den Diskussionen über EU-geförderte Forschung oft weniger Aufmerksamkeit zuteil wird als den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). "KMU sind natürlich wichtig, aber auch große Unternehmen sind es - sie initiieren die Forschung. Wir dürfen sie daher nicht ignorieren, insbesondere nicht in der chemischen Industrie, wo sie eine führende Rolle spielen", sagte er. Im Hinblick auf den Rat der Industrieminister am 5. Dezember rief Busquin diese auf, auf ihre Kollegen in den Forschungsministerien zu hören. "Die Industrieminister haben begriffen, dass die Anregung von Investitionen eine Priorität sein muss. Natürlich müssen wir die staatlichen Beihilfen senken, aber in den Forschungsministerien ist man sich völlig einig, dass die staatlichen Beihilfen für die Forschung nicht reduziert werden sollten", sagte er. "Wir sollten in diesem Bereich steuerliche Anreize schaffen", fügte er hinzu. Bei der Veranstaltung wurden drei Projekte mit dem Schwerpunkt auf nachhaltiger Entwicklung in der chemischen Industrie vorgestellt. Busquin betonte die Bedeutung nachhaltiger Entwicklung. Er sagte: "Das Hauptziel ist es, Produktionsmethoden und hochwertige Materialien mit einem hohen Mehrwert zu entwickeln, die umweltfreundlich, sicher und nicht gesundheitsschädigend sind." Der Kommissar unterstrich auch, dass die europäische chemische Industrie immer noch weltweit mit an der Spitze liege. Sie gebe fast sechs Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. "Wenn es eine Branche gibt, in der wir weltweit führend sind, ist es diese. Und wir sollten diese Führung, diesen Wettbewerbsvorteil, erhalten", sagte er. Das erste Projekt, das bei der Veranstaltung vorgestellt wurde, heißt INTINT (eine intelligente Separationstechnologie). Projektkoordinator Andrzej Górak erklärte, wie das Projekt versucht, die chemischen Reaktions- und Separationsprozesse miteinander zu kombinieren, um so Energie zu sparen und den Verbrauch von Rohmaterial und die Kosten zu senken und gleichzeitig die Erträge zu steigern und sauberere Prozesse zu entwickeln. In dem Projekt arbeiten 15 Partner zusammen, darunter große Unternehmen, KMU, Forschungsinstitute und Universitäten aus sieben Ländern, davon zwei Beitrittsländer. Die Ergebnisse werden für verschiedene Produkte, von Wodka bis hin zu komplexen Pharmazeutika, von Nutzen sein. Górak sagte, er sei überzeugt, dass die Ergebnisse anwendbar sind. Sie führten zu einer durchschnittlichen Einsparung der Betriebskosten von bis zu 20 Prozent und könnten als ein Schritt hin zu null Abfall angesehen werden. Sylvie Cauvin vom Institut Français du Pétrole stellte das zweite Projekt, CHEM (ein neues System zur Entscheidungshilfe für chemische /petrochemische Prozesses), vor, dessen Ziel es ist, die Sicherheit von chemischen Anlagen zu verbessern. An dem Projekt sind Partner aus sechs EU-Staaten und Polen beteiligt und es besteht eine internationale Kooperation mit Japan und den USA, die für ihre eigene Finanzierung sorgen. Cauvin erklärte, dass etwa alle drei Jahre ein ernster Industrieunfall passiere, der die Industrie etwa 80 Millionen Euro koste. Durch das Projekt soll sowohl die Anzahl als auch die Schwere der Unfälle eingedämmt werden, indem den Betreibern der Anlagen umfassende und genaue Informationen zur Verfügung gestellt werden, um die Entscheidungsfindung zu erleichtern. Die Ursache vieler Unfälle liege in der Komplexität der Kontrollsysteme und in der Schwierigkeit, die viele Betreiber hätten, unter extremem Druck in sehr begrenzter Zeit die richtige Entscheidung zu treffen. "Das Projekt wird Instrumente aus führenden europäischen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen integrieren und Firmen helfen, Prozesse besser zu betreiben, zu überwachen und zu beaufsichtigen", so Cauvin. Das Projekt SUPERPOL (superkritische Flüssigkeiten für eine sauberere Polymerfertigung) wurde von Projektkoordinator Costas Kiparissides vorgestellt. Diese neue Methode der Herstellung von Polymeren werde den Energieverbrauch, die Verschmutzung und Emissionen reduzieren und organische und wässrige Abfallströme abschaffen, so Kiparissides. Er fügte hinzu, dass die neuen Technologien, die bereits durch das Projekt entwickelt wurden, ohne die Europäische Kommission nicht möglich gewesen wären. Die von dem Konsortium entwickelten neuen Produktionsmethoden umfassen die Nutzung superkritischer Flüssigkeiten. Diese reduzieren die Menge toxischer Abfälle, die bei der konventionellen Fertigung von Kunststoffen erzeugt werden und führen auch zu Polymeren von außerordentlicher Reinheit. Für diese "Fluopolymere" besteht eine große Nachfrage in vielen Industriezweigen, wie z.B. Luft- und Raumfahrt, und sie haben ein beachtliches Potenzial für Anwendungen in den Nanotechnologien, insbesondere in der medizinischen Anwendung von polymeren Nanopartikeln für die gezielte Bereitstellung von Medikamenten. An SUPERPOL sind Universitäten und führende europäische Chemieunternehmen beteiligt. Das Projekt verspricht eine schnelle kommerzielle Umsetzung. "Unternehmen, die den höchsten Grad von Fluopolymeren produzieren können, werden die Märkte für Halbleiter und andere Anwendungen kontrollieren", so Kiparissides.