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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Europäisches Projekt entwickelt kostengünstige Behandlungsmethode für lokale Hautkrebstumoren

Das von der EU finanzierte ESOPE-Projekt hat auf Basis der Elektrochemotherapie eine neue, hoch wirksame Behandlungsmethode für kutane und subkutane Tumoren entwickelt, die auf keine der herkömmlichen Krebstherapien ansprechen. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Projekts so...

Das von der EU finanzierte ESOPE-Projekt hat auf Basis der Elektrochemotherapie eine neue, hoch wirksame Behandlungsmethode für kutane und subkutane Tumoren entwickelt, die auf keine der herkömmlichen Krebstherapien ansprechen. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Projekts sowohl ein neues kostengünstiges Gerät als auch Operationsverfahren entwickelt, die diese Technik sofort in ganz Europa einsatzbereit machen. Sie wird bereits in mehreren Kliniken in Italien und Spanien sowie in den am Projekt beteiligten Krankenhäusern angewendet. Elektrochemotherapie (ECT) ist eine Methode, bei der ein Medikament in die Tumorzellen eingeschleust wird, nachdem zunächst die Zellmembranen durch kurze und starke elektrische Impulse durchlässig gemacht wurden. Diese Technik wird Elektroporation genannt. Während das Prinzip der ECT in Zellkulturen seit 1988 bekannt ist, hat das Projektteam nun Instrumente und Standardoperationsverfahren für die Behandlung entwickelt und deren Wirksamkeit belegt. Im Laufe des Projekts wurden 110 Patienten mit Krebsarten wie Kaposi-Sarkom oder malignen Melanomen behandelt, für die keine anderen Therapien mehr zur Verfügung standen, nachdem die Optionen der konventionellen Chirurgie und der Strahlen- und Chemotherapie ausgeschöpft worden waren. Von den 170 behandelten Tumorknoten verschwanden 74 Prozent komplett, weitere elf Prozent gingen teilweise zurück, was einer objektiven Ansprechrate von 85 Prozent entspricht. Projektkoordinator Dr. Lluis Mir vom französischen nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) sagte bei der Konferenz "Communicating European Research 2005" ("Europäische Forschung kommunizieren" - CER 2005) in Brüssel: "Wir haben herausgefunden, dass die Therapie sofort die Blutung in Melanomen stoppen kann. Die Krebsknoten heilten innerhalb von zehn Wochen ab, und die Knoten des Kaposi-Sarkoms verschwanden innerhalb von zwei Monaten." Bei den Medikamenten, die in der Studie verwendet wurden, handelt es sich um Bleomycin, das sowohl intravenös als auch durch lokale Injektionen verabreicht wurde, und um Cisplatin, das direkt in die Krebsknoten injiziert wurde. Dr. Mir erklärte, dass die Cisplatin-Dosis zu gering gewesen sei, um Nebenwirkungen auszulösen, während Bleomycin ein bewährtes Medikament sei, von dem keine Nebenwirkungen bekannt seien. Das Projektteam konnte während der zweijährigen Studie keine relevanten Nebenwirkungen erkennen. Bleomycin sei seit 1977 als Chemotherapie-Molekül bekannt, so Dr. Mir weiter, und es greife wirksam die Tumor-DNA an, sobald es in die Zellen gelange. Das Einschleusen in die Zellen sei jedoch schwierig, was die Wirksamkeit des Medikaments erheblich reduziere und es dadurch in Untersuchungen unter normalen Umständen quasi nicht einsetzbar mache. Bei der ECT-Technik werden in schneller Folge acht elektrische Impulse auf die Haut gesetzt, von denen jeder zwischen 800 und 1.000 Volt stark ist und 100 Mikrosekunden dauert. Dadurch wird die Lipid-Doppelschicht der Zellwand "gelöst", und es entstehen "Poren", durch die das Medikament in die Zelle eindringen kann. Laut den Forschungsergebnissen ist ECT für alle kutanen und subkutanen Metastasen oder sekundäre Tumoren sowie für alle Melanome und sog. In-transit-Melanommetastasen geeignet. Darüber hinaus könnte sie bei Neubildung von lokalen Brutkrebstumoren und bei Basalzellenkarzinomen eingesetzt werden. Igea, ein kleines Unternehmen mit Sitz in Italien, hat ein Gerät entwickelt, das vergleichsweise kostengünstig ist - in der Tat so günstig, dass es potenziell sehr gut in Entwicklungsländern eingesetzt werden kann. Dr. Ruggero Cadossi, Vertreter von Igea, erklärte, dass der "Cliniporator" für 45.000 Euro erhältlich sei, während die notwendigen Elektroden für die Behandlung etwa 700 Euro pro Patient kosteten. Er verglich dies mit Strahlentherapiegeräten, die um eine Million Euro kosten und Behandlungskosten von etwa 12.000 Euro pro Patient mit sich bringen. ESOPE wurde unter dem vorrangigen Themenbereich "Lebensqualität" des Fünften Rahmenprogramms für Forschung (RP5) der EU finanziert, und Dr. Mir betonte die wichtige Rolle, die diese Förderung bei der Umwandlung der europäischen Wissenschaft in eine effektive Behandlungsmethode und ein gemeinsames Operationsverfahren gespielt habe. Das Gerät ist CE-zertifiziert, und somit ist sein Einsatz in der EU genehmigt. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projekts ein europäisches Standardoperationsverfahren für Elektrochemotherapie erstellt. Dieses Verfahren kann ambulant durchgeführt werden und ist schon in mehreren Krankenhäusern in ganz Europa, einschließlich Dänemark, Irland, Italien und Spanien, im Einsatz. Das Projekt hat gezeigt, dass die Behandlung Organe und deren Funktion retten kann, die Lebensqualität verbessert und dass sie wiederholt werden kann. Sie kann auch an Körperregionen eingesetzt werden, die zuvor bestrahlt wurden oder wo Chirurgie schwierig ist. Dr. Mir erklärte, dass in der nächsten Forschungsphase untersucht werde, ob ECT auch bei anderen Krebsarten, einschließlich Primärtumoren in inneren Organen, anwendbar ist.