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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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EDEN-Projekt macht riesige Schritte in der Forschung zu vektorübertragenen Krankheiten

Trotz eifriger Anstrengungen zur Ausrottung von Krankheiten, die durch Tiere übertragen werden, wuchern weiter Fragen darüber, wie diese Krankheiten sich tatsächlich verbreiten. Hier tritt das Projekt EDEN ("Emerging diseases in a changing European environment") auf den Plan, ...

Trotz eifriger Anstrengungen zur Ausrottung von Krankheiten, die durch Tiere übertragen werden, wuchern weiter Fragen darüber, wie diese Krankheiten sich tatsächlich verbreiten. Hier tritt das Projekt EDEN ("Emerging diseases in a changing European environment") auf den Plan, das mehr als 11 Mio. EUR erhielt, um die umweltbedingten, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, die eine Ausbreitung dieser Krankheiten fördern, zu katalogisieren, zu verstehen, zu modellieren und zuzuordnen. EDEN wird vom Centre de coopération internationale en recherche agronomique pour le développement (CIRAD) in Frankreich koordiniert und unter dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert. Im Rahmen von EDEN bündeln Forscher aus 49 öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen in 24 Ländern ihr Fachwissen, um festzustellen, zu bewerten und zu katalogisieren, wie der Klimawandel sich auf Europas Ökosysteme auswirkt, insbesondere mit Blick auf ihre Rolle bei der Förderung oder Behinderung der Ausbreitung von vektorübertragenen Krankheiten. Dem EDEN-Leiter Dr. Renaud Lancelot vom CIRAD zufolge liefert das Projekt durch einen koordinierten europäischen Ansatz Modelle, mit denen sich der Ausbruch und die Verbreitung von Vektorkrankheiten voraussagen lassen. Diese Modelle umfassen Werkzeuge und Szenarien für regionale und globale Präventions-, Frühwarn- und Überwachungssysteme. Diese fortschrittlichen Tools könnten einen maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung der EU haben, national und internationale Behörden und Agenturen könnten enorm von ihnen profitieren. Unter anderem haben die Projektpartner herausgefunden, dass der Klimawandel alleine nicht vollständig für den Anstieg oder das Aufkommen von vektorübertragenen Krankheiten in Europa verantwortlich gemacht werden kann. Dr. Lancelot zufolge enthüllte die Untersuchung der durch Zecken übertragenen Gehirnentzündung in Mitteleuropa und den baltischen Ländern, dass sozioökonomische Faktoren wie etwa Armut und das menschliche Verhalten viel größere Auswirkungen auf das Erkrankungsrisiko hatten. "Es hat sich gezeigt, dass in Mitteleuropa und im Baltikum nach dem Zusammenbruch des Ostblocks viele Menschen wirtschaftlich litten, ihre Jobs verloren und keine Einnahmen mehr hatten", wurde Dr. Lancelot von Euronews zitiert. "Also sind sie in die Wälder gegangen, um Pilze und Beeren zu pflücken. Bei diesem Kontakt zur Natur kamen die Menschen mit Zecken, Insekten und Nagetieren in Berührung, die bestimmte Krankheiten auf den Menschen übertragen können." Allerdings entdeckte das Konsortium, dass ein wärmeres Klima das Erkrankungsrisiko für durch Nager übertragene Krankheiten wie das hämorrhagischen Fieber mit renalem Syndrom (Hantavirus-Infektion) in Belgien und Fennoskandinavien (der Teil Nordeuropas, der Skandinavien und Nordwestrussland umfasst) erhöhen könnte. Die Forscher beobachteten, dass das menschliche Verhalten der bestimmende Faktor für die Höhe des Erkrankungsrisikos ist, während Umweltfaktoren wie sogenannte Mastjahre (starke Fruchtbildung bei bestimmten Pflanzenarten) in Laubwäldern in Belgien und die Schneemenge in Fennoskandinavien schwanken. Weiterhin zeigte sich, dass das Risiko für ein Wiederaufleben von Malaria im Mittelmeerraum sehr niedrig ist. Während allerdings der Klimawandel fast keinen Einfluss auf das Risiko für eine Rückkehr von Malaria in diese Gegenden hat, fanden die Forscher heraus, dass Landwirtschaft und Landwirtschaftspolitiken sich sehr wohl auf dieses Risiko auswirken. Aber das Aufspüren und die Behandlung von autochthonen (heimischen) Fällen spielen eine große Rolle dabei, ein Wiederaufflammen von Malaria zu verhindern, wenn der Erreger erst einmal eingeschleppt wurde. An anderer Stelle enthüllt das Projekt, dass das West-Nil-Virus (WNV), das sich in einer Reihe von europäischen Ländern wie Spanien und Rumänien etablieren konnte, in erwachsenen Steckmücken (Culex spp.) überwintern kann. Mit anderen Worten muss dieses Virus nicht von Wandervögeln aus Afrika eingeführt werden, damit das West-Nil-Fieber ausbricht. Die EDEN-Partner behaupten, dass ein besseres Verständnis und eine verbesserte Risikobestimmung sowie eine stärkere Überwachung von WNV-Stämmen sowohl in Europa als auch in Afrika der Schlüssel sein könnten, wenn es darum ginge, große WNV-Epidemien zu verhindern oder einzudämmen. Die Forscher machten signifikante Fortschritte bei der Integration niedrig und hoch aufgelöster Satellitenaufnahmen, sagte Dr. Lancelot, ebenso wie bei der statistischen und mathematischen Modellierung für die Entwicklung quantitativer Modelle und von Vorhersagemodellen für die Einführung vektorübertragener Krankheiten. "Die Methode wurde erstmals eingesetzt, um ein Vorhersagemodell für das Auftreten der Leishmaniose beim Hund in Südfrankreich zu erstellen", merkte Dr. Lancelot an. "Dieses Modell kann sowohl lokale als auch globale Veränderungen berücksichtigen und in Zukunft vielleicht auf andere vektorübertragene Krankheiten ausgeweitet werden", fügte er hinzu. "Erst wenn wir die lokalen Abläufe in verschiedenen Teilen Europas und andere umweltbedingte Ursachen der Verbreitungsmuster verstehen, können wir Vorhersagemodelle erstellen und das Risiko bewerten, um den Menschen zu helfen, diesen Krankheiten vorzubeugen", erklärte Professor Heikki Henttonen vom finnischen Institut für Waldforschung, einer der EDEN-Partner. In etwas mehr als 5 Jahren konnten im Rahmen des Projekts 60 Studenten durch Doktorandentreffen, Workshops und Weiterbildungsseminare gefördert werden. So erhielten sie die Möglichkeit, sich über gemeinsame Methoden und Werkzeuge auszutauschen und über die Frage zu diskutieren, wie sich Umweltveränderungen auf vektorübertragene Krankheiten auswirken. Bemerkenswert ist auch die Zahl wissenschaftlicher Publikationen: seit April 2010 hat der Lenkungsausschuss mehr als 200 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften mit Peer-Review genehmigt. Die Projektergebnisse werden auch weltweit von öffentlichen Gesundheitsbehörden und -agenturen genutzt, beispielsweise vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Vom 10. bis zum 12. Mai fand im Rahmen von EDEN in Montpellier, Frankreich, eine internationale Konferenz zu den Auswirkungen von Umweltveränderungen auf vektorübertragene Krankheiten statt. Die Projektergebnisse wurden ebenfalls auf der Konferenz vorgestellt.

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