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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Wie Seehunde Wasserwirbel wahrnehmen

Robben sind bei der Jagd nicht zu unterschätzen, denn sie fischen auch in trüben Wassern. Seehunde (Phoca vitulina) beispielsweise können mithilfe ihrer Barthaare Beute aufspüren, wenn ihre Sicht eingeschränkt ist. Aber können diese Säugetiere so auch zwischen verschiedenen Ob...

Robben sind bei der Jagd nicht zu unterschätzen, denn sie fischen auch in trüben Wassern. Seehunde (Phoca vitulina) beispielsweise können mithilfe ihrer Barthaare Beute aufspüren, wenn ihre Sicht eingeschränkt ist. Aber können diese Säugetiere so auch zwischen verschiedenen Objekten unterscheiden? Wissenschaftler der Universität Rostock in Deutschland lieferten neue Einblicke in die Fähigkeit von Seehunden, verschiedene Objekte mithilfe ihrer Wasserwirbel (sozusagen das Kielwasser) nach Größe und Form zu unterscheiden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift Journal of Experimental Biology vorgestellt. Die Rostocker Wissenschaftler hatten bereits die Fähigkeit von Seehunden beobachtet, Fische anhand ihrer Wasserwirbel aufspüren und verfolgen zu können, und zwar rund 30 Sekunden, nachdem die Beute vorbeigeschwommen ist. In dieser jüngsten Studie fanden sie nun heraus, dass Seehunde die Unterschiede im Wasserstrudel der verschiedenen Objekte lediglich mithilfe ihrer Barthaare erkennen. Dabei wurden die Forscher von einem Seehund namens Henry unterstützt. Sie untersuchten, ob der Seehund in der Lage war, die Kielwasser von unterschiedlich großen Paddeln zu unterscheiden. Dafür verdeckten sie ihm die Augen und Ohren und brachten das Wasser in seinem Becken mit verschieden geformten Paddeln in Bewegung. Nach einer Pause von nur drei Sekunden wurde Henry in den Versuchsbereich des Beckens geführt. Henry war bereits darauf trainiert, eine Platte außerhalb des Beckens mit seiner Nase zu drücken, wenn er die Wirbel eines Standardpaddels erkannte, nun lernte er auch noch, verschiedene Platten zu drücken, wenn er die Wirbel größerer oder kleinerer Paddel erkannte. Den Forschern zufolge konnte Henry sogar zwischen Paddeln unterscheiden, die nur unwesentlich größer oder kleiner waren (bis zu 2,8 Zentimetern in der Breite). Daraufhin untersuchten sie, welche Eigenschaften der Wirbel Henry erfasste. "Bei zufälligen Geschwindigkeiten der Paddel half die maximale Strömungsgeschwindigkeit nicht beim Erkennen des breitesten Paddels, der Seehund musste schon die Struktur der Strömung erkennen - und er konnte es, allerdings etwas weniger genau", sagt Professor Wolf Hanke von der Universität Rostock. Henry musste auch seine Fähigkeit beweisen, zwischen den Wirbeln dreieckiger, zylindrischer, flacher und unebener Paddel zu unterscheiden. Bei der Unterscheidung zwischen zylindrischen und flachen, flach und unebenen sowie zwischen zylindrischen und unebenen Paddeln lag er goldrichtig. Die Unterscheidung des dreieckigen Paddels von einem zylindrischen oder wellenförmigen gelang ihm allerdings nicht. Mithilfe eines digitalen Bildgebungssystems zur Messung der Teilchengeschwindigkeit (Particle-Image Velocimetry, PIV) konnten zwar Henrys erfolgreiche Versuche, zwischen den Wirbeln verschieden geformter Objekte zu unterscheiden, gemessen werden, allerdings, so Professor Hanke, ist es nicht leicht festzustellen, "welcher Teil der Kielströmung dem Tier am meisten hilft". Die Rostocker Forscher wollen nun die Reaktion des Seehundes auf einzelnen Wirbel untersuchen, um die Teile der Strömung identifizieren zu können, die Größe und Form eines Fisches verraten. Sollten Seehunde bei der Jagd zwischen verschieden großen Fischen unterscheiden können, besonders wenn es sich um sehr dünne Fische handelt, bei denen sie viel Energie verschwenden, wären sie weitaus effizienter als bisher angenommen. Ein Beitrag zu der Studie kam auch vom Institut für Biologie der University of Southern Denmark.Weitere Informationen unter: Universität Rostock: https://www.uni-rostock.de Journal of Experimental Biology http://jeb.biologists.org

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