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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Oberschenkelgröße bei stark Adipösen verursacht Hüftimplantatversagen

Die Oberschenkelgröße kann bei übergewichtigen Menschen zum Versagen ihrer Hüftimplantate beitragen, wie eine neue internationale Studie beweist. Die Forscher simulierten unter Leitung der University of Iowa in den Vereinigten Staaten Hüftluxationen. Ihre Beobachtungen ließen ...

Die Oberschenkelgröße kann bei übergewichtigen Menschen zum Versagen ihrer Hüftimplantate beitragen, wie eine neue internationale Studie beweist. Die Forscher simulierten unter Leitung der University of Iowa in den Vereinigten Staaten Hüftluxationen. Ihre Beobachtungen ließen dabei folgende Schlussfolgerung zu: Je größer der Oberschenkelumfang einer krankhaft übergewichtigen Person ist, desto wahrscheinlicher wird auch deren Hüfte instabil. Die im Fachjournal Clinical Orthopaedics and Related Research vorgestellte Untersuchung empfiehlt den Chirurgen die Abwandlung chirurgischer Verfahren, um das Hüftluxationsrisiko bei adipösen Patienten in den Griff zu bekommen. Die Forscher merken außerdem an, dass anders gestaltete Hüftimplantate in Betracht gezogen werden sollten. "Wir konnten beweisen, dass die Oberschenkel bei krankhaft fettleibigen Patienten so gewaltig sind, dass sie einander tatsächlich gegenseitig nach außen drängen und das Implantat aus seiner Gelenkpfanne heraushebeln", sagt der leitende Autor Jacob Elkins, Doktorand an der University of Iowa. "Die Studien ergaben im Vergleich zu normalgewichtigen Patienten eine bis zu 6,9-fach höhere Luxationsrate bei krankhaft Adipösen." An lähmenden Hüftgelenkschmerzen leidende Menschen profitieren sehr von Hüftgelenksersatz, da sie auf diese Weise ihre Mobilität zurückgewinnen. Die Daten des Instituts für Gesundheit und Verbraucherschutz der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC) der Europäischen Kommission zeigen, dass sich jährlich rund eine Million Menschen einer Hüftgelenksersatz-OP unterziehen müssen. NIAMS, das National Institute of Arthritis and Musculoskeletal and Skin Disease in den USA, berichtet über mehr als 230.000 in den Vereinigten Staaten pro Jahr eingesetzte Hüfttotalendoprothesen. Bei über 90 Prozent dieser künstlichen Hüften sind im Verlauf der Nachkontrolle keine Reparaturen und auch kein Ersatz erforderlich. Massive Probleme tauchen allerdings dann auf, wenn eine Hüftprothese versagt. Hier wird es für die Patienten schmerzhaft - sowohl körperlich als auch finanziell. Medicare-Krankenhausentlassungsdaten zufolge ist Luxation die häufigste Ursache für Implantatversagen. Ein Hüftimplantat ist ein Mechanismus, bei dem sich ein Kugelgelenk in einer Pfanne bewegt. Es funktioniert wie ein menschliches Hüftgelenk, verfügt jedoch nicht über Bindegewebe, das ein normales Hüftgelenk stabilisiert. Deshalb kann der Ersatzgelenkkopf gelegentlich rausrutschen, d. h. aufgekugelt werden. Jacob Elkins entwickelte ein Rechenmodell, mit dem das Team ermittelte, wie ein Hüftimplantat eigentlich bei den Patienten funktioniert. Sie bewerteten die Auswirkung des von beiden Oberschenkeln ausgehenden Drucks auf die Hüftprothese im Verlauf vielfältiger Bewegungen aus dem Sitzen zum Stehen. Die Forscher untersuchten außerdem, wie die Implantate innerhalb der verschiedenen Körpertypen belastet werden und führten dabei einen Abstand zwischen den Hüftmitten (hip-centre-to-hip-centre distance) von 200 Millimetern als Grundlage für ihre Analysen des Oberschenkelumfangs für acht verschiedene Körpermasseindizes ein (Body-Mass-Index, BMI, zwischen 20 und 55, wobei der Mensch ab einem BMI von 40 als krankhaft fettleibig mit Adipositas Grad III gilt). Sie beobachteten, dass das Zusammenstoßen der Oberschenkelweichgewebe das Auskugelungsrisiko bei einem BMI von 40 oder mehr vergrößerte. Implantate mit einem Femurkopf mit größerem Durchmesser konnten dabei die Gelenkstabilität nicht wesentlich verbessern. Nur ein Implantat mit einem High-Offset-Femurschaft verringerte die Luxationsgefahr. "Je riesiger die Schenkel sind, desto mehr Kraft wird durch das Hüftgelenk übertragen", wie Elkins erläutert. "Das Prinzip ist simpel: Sind die Oberschenkel wirklich gewaltig, so drücken sie die Hüften auseinander." Im Zusammenhang mit den chirurgische Behandlungen empfehlen die Forscher den Chirurgen, die Ergebnisse der Studie zu verwenden, um eine optimale Implantatform für jeden einzelnen Patienten festzulegen. "Die Chirurgen können auf alle Fälle einen sogenannten 'High-Offset-Femurschaft' einsetzen", sagt Seniorautor Professor Thomas Brown von der University of Iowa. "Der Femurschaft dieses Implantats ist prinzipiell länger, so dass es das Bein auf wirksame Weise weiter weg vom Drehmittelpunkt des Gelenks verschiebt. Die Oberschenkel müssen sich dann noch weiter nach innen bewegen, bevor sie aneinanderstoßen und die zum Auskugeln erforderlichen Kräfte erzeugen." Auch Experten der Tschechischen Technischen Universität Prag (Czech Technical University, CTU), Tschechische Republik, leisteten Beiträge zu dieser Studie.Weitere Informationen sind abrufbar an der: University of Iowa: http://www.uiowa.edu/ Clinical Orthopaedics and Related Research: http://www.springer.com/medicine/orthopedics/journal/11999

Länder

Tschechien, Vereinigte Staaten