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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Torrefizierung: der Bioenergie-Neuling

Die Torrefizierung, d. h. die langsame thermische Behandlung von Biomasse zur Verbesserung des Energieinhalts, ist als Teil einer Lösung für die großtechnische Umsetzung von Bioenergie angekündigt worden. Laut den Aussagen der Industrie funktioniert die Torrefizierungstechnolo...

Die Torrefizierung, d. h. die langsame thermische Behandlung von Biomasse zur Verbesserung des Energieinhalts, ist als Teil einer Lösung für die großtechnische Umsetzung von Bioenergie angekündigt worden. Laut den Aussagen der Industrie funktioniert die Torrefizierungstechnologie und sie steht zur Anwendung bereit; ihre Einführung gehe jedoch nicht so schnell wie erwartet von statten. Experten, Wissenschaftler und Hersteller sind Anfang des Monats in Brüssel zusammengekommen, um die Fortschritte und Perspektiven für die Torrefizierung auf der jüngsten Konferenz der "European Biomass Association" (AEBIOM) zu diskutieren. Die Torrefizierung ist noch immer das jüngste Kind der Bioenergie, nachdem sie 2007 als die Neuigkeit in Sachen "erneuerbarer Festbrenntstoff der Zukunft" auftauchte. Sie soll eine Alternative zur Verbrennung von Kohlestaub sein und ist auch gut für mittelgroße Heizungsanlagen geeignet. In seiner Rede auf der AEBIOM-Konferenz bemühte sich Michael Wilde, Präsident des "International Biomass Torrefaction Council" (IBTC), zu betonen, dass Torrefizierung keine Zukunftstechnologie mehr sei. Er stellte fest: "Ich freue mich, dass ich das im Jahr 2014 sagen kann: Sie steht jetzt zur Verfügung ... Wir können heute sagen, dass Torrefizierung bzw. Torrefizierungstechnologie verfügbar ist und funktioniert." Doch obwohl Europa einen wachsenden Appetit auf kleine Anwendungen torrefizierter Produkte hat, geht es nicht so schnell voran, wie es die Branche erwartet hatte. Beim Torrefizierungsverfahren wird Biomasse wie etwa Holz, Abfallstoffe und Energiepflanzen bei einer Temperatur von 200 bis 300 ° C ohne Sauerstoff erhitzt. Der langsame Erwärmungsprozess röstet die Biomasse, wobei flüchtige Verbindungen freigesetzt und Hemizellulosen abgebaut werden. Das Ergebnis ist ein trockenes, torrefiziertes Produkt, das stabil, spröde, leichter zu zermahlen als die Ausgangsbiomasse sowie weniger anfällig für den biologischen Abbau bei der Lagerung ist. Das Verfahren ist jedoch nicht einfach. Während des Röstungs- und Trocknungsprozesses wird zwar der Energieinhalt und der Kohlenstoffgehalt verbessert, die Schüttdichte des Materials gestaltet den Transport und die Lagerung von torrefiziertem Material allerdings schwierig. Eine Antwort war, das Material zu "verdichten" und es zu Pellets zu verarbeiten. Die Verdichtung bringt aber ihre eigenen Herausforderungen mit sich, wie Wilde zugibt: "Viele Unternehmen unterschätzen die Probleme, die mit der Verdichtung entstehen ... Es ist nicht so schwierig, Pellets herzustellen ... Aber ein wirklich effizientes Verfahren mit einem akzeptablen Energieverbrauch und einem vertretbaren Verschleiß der Werkzeuge - das hat sich als etwas komplizierter erwiesen..." Es gibt gleichermaßen Raum für Verbesserungen in Bezug auf die Außenlagerung torrefizierter Produkte. Berry Meuleman von der Firma Vattenfall stellt fest, dass dies ein wichtiger Punkt für die Firma ist. Er erklärte: "[In Bezug auf torrefizierte Produkte] möchten wir die gleiche Logistik wie in unseren Kohlekraftwerken einsetzen, das heißt, dass wir es im Freien neben unseren Kohlehalden lagern wollen ... Das bedeutet, dass es hydrophob sein muss und keine Gerüche entwickeln darf." Die Branche sei zuversichtlich, dass sich derartige offene Fragen leicht lösen ließen. Neben den technischen Herausforderungen, so stellten wohl Meuleman als auch Rob Voncken von Topell Energy fest, müssten Unterstützungsstrukturen in den Mitgliedstaaten eingerichtet werden, damit die Torrefizierung gedeihen könne. Das EU-finanzierte Projekt SECTOR ("Production of Solid Sustainable Energy Carriers from Biomass by Means of TORrefaction") unterstützt nun die Bemühungen, die Torrefizierung auf den Markt zu bringen. Das Projektteam entwickelt derzeit Technologien für die Herstellung von festen Bioenergieträgern. Das ultimative Ziel ist die Verkürzung der Markteinführungszeit für Torrefizierungstechnologie und die Förderung der Markteinführung unter Beachtung strikter Nachhaltigkeitsbedingungen.