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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Sicherere Organtransplantationen durch Antikörperneutralisierung

Im Rahmen des von der EU finanzierten MABSOT-Projekts wurde ein Medikament entwickelt, dass Organtransplantationen weitaus sicherer machen und den europäischen Pharmasektor beflügeln könnte.

Mit Nierentransplantationen können schwere Komplikationen einhergehen. Falls innerhalb der ersten sieben Tage nach der Transplantation eine Dialyse notwendig ist, dann liegt bei dem transplantierten Organ eine verzögerte Funktion des Transplantats (Delayed Graft Function, DGF) vor, das heißt, das Organ wird vom Immunsystem des Körpers abgestoßen. Das DGF-Risiko steigt umso mehr, je länger die Blutversorgung der Niere unterbrochen wurde. Da es derzeit keine spezielle DGF-Behandlung gibt, wurde im Rahmen eines von der EU finanzierten Projekts mit dem Titel MABSOT ein neues Medikament entwickelt – OPN-305. Dieses kann sowohl das Auftreten als auch die Intensität dieses Leidens verringern. Das im September 2014 abgeschlossene Projekt könnte sicherere und effektivere Operationen und somit Patienten ein gesünderes Leben ermöglichen. OPN-305 wurde versuchsweise Patienten verabreicht, die sich einer Nierentransplantation unterziehen mussten. Antikörper – Proteine in unserem Körper, die sich an Objekte haften, welche das Immunsystem nicht erkennen kann– lösen im Kontakt mit transplantierten Organen mitunter Abstoßungsreaktionen aus. Falls spezifische Proteine, die TLR2-Rezeptoren, infolge einer neu transplantierten Niere eine Entzündung auslösen, kann das zu einer verzögerten Funktion des Transplantats führen. Von dieser schwerwiegenden Komplikation sind mehr als die Hälfte aller Patienten betroffen, die Nieren von verstorbenen Spendern erhalten. OPN-305 lokalisiert diese natürlich auftretenden Proteine, die entzündliche Reaktionen auslösen, die letztlich eine natürliche Reaktion des Körpers bei Verletzungen oder Infektionen darstellen. Indem die TLR2-Rezeptoren blockiert werden, hilft OPN-305 dabei, die Reaktion des Immunsystems auf das transplantierte Organ zu unterdrücken und dadurch eine verzögerte Funktion des Transplantats zu verhindern. Die ersten klinische Versuche, die in 50 medizinischen Einrichtungen in den USA und Europa durchgeführt wurden und an denen 270 Patienten beteiligt waren, haben gezeigt, dass das Medikament sicher ist. Abgesehen davon, dass das MABSOT-Projekt erhebliche Vorteile für Patienten bietet, wird außerdem die europäische Pharmaindustrie angekurbelt. Die Entwicklung neuer Medikamente kann zeitaufwändig und äußerst kostenintensiv sein. Aus diesem Grund ist es wichtig zu erwähnen, dass OPN-305 von den Regulierungsbehörden als Orphan-Arzneimittel eingestuft wurde. Dies bedeutet, dass die Entwickler von mehreren Anreizen profitieren werden. Hierzu zählen unter anderem wissenschaftliche Beratungsleistungen und Marktexklusivität, sobald das Medikament auf dem Markt ist. Um als Orphan-Arzneimittel eingestuft zu werden, muss das Medikament auf die Behandlung, Prävention oder Diagnose einer lebensbedrohlichen oder chronischen Krankheit ausgerichtet sein. Außerdem muss es eher unwahrscheinlich sein, dass die Erträge durch die Vermarktung des Medikaments die Entwicklungskosten rechtfertigen werden. Kurz gesagt: das Medikament muss auf die Behandlung einer ziemlich seltenen Krankheit ausgerichtet sein. Medizinische Anwendungen werden vom Europäischen Ausschuss für Arzneimittel gegen seltene Krankheiten (Committee for Orphan Medicinal Products, COMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur unter Hinzuziehung eines Expertengremiums untersucht, das im Rahmen des Ausschusses gebildet wurde. Die schnelle Genehmigung hatte zur Folge, dass das MABSOT-Team den Entwicklungsprozess schneller anpacken konnte, als dies ohne ein Ausweisen des Medikaments als Orphan-Arzneimittel möglich gewesen wäre. Des Weiteren könnte das Medikament ebenfalls bei Transplantationen anderer Organe wie der Lunge, dem Herzen oder der Bauchspeicheldrüse oder gar bei gänzlich anderen Krankheiten wie Krebs und rheumatischer Arthritis angewandt werden. Das MABSOT-Projekt wurde mit beinahe 6 Millionen EUR an EU-Geldern bezuschusst und von dem irischen Unternehmen Opsona Therapeutics koordiniert. Weitere Informationen sind abrufbar unter: http://www.mabsot.eu/

Länder

Irland

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