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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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EU-Forscher stellen Strategien zur besseren nachrichtendienstlichen Analyse vor

Auf der RECOBIA-Abschlusskonferenz von letzter Woche präsentierte das Projektteam Strategien, wie man die Auswirkungen von kognitiven Verzerrungen in der nachrichtendienstlichen Analyse in Angriff nehmen kann.

Wenn Sie jemals einen Thriller über Undercover-Agenten gesehen haben, haben Sie wahrscheinlich den Eindruck, dass Geheimdienstler Vorbilder für Objektivität, Pragmatismus und scharfes, unvoreingenommenes Denken sind. In Wirklichkeit ist auch der am besten ausgebildete und erfahrenste Geheimagent immer noch ein Mensch. Und als solcher anfällig für Einflüsse, die ihn zu unvernünftigen Entscheidungen verführen können, die als „kognitive Verzerrungen“ bezeichnet werden. Das RECOBIA-Projekt, dessen Abschlusskonferenz letzte Woche in Brüssel stattfand, hat sich mit der Erforschung und Bewertung dieser kognitiven Verzerrungen befasst, untersuchte deren Auswirkungen auf die Praxis der nachrichtendienstlichen Informationsanalyse und entwickelte Vermeidungsstrategien, um diese Auswirkungen zu minimieren. In seinem Konferenzbeitrag definierte RECOBIA-Projektkoordinator Frederik Schumann von CEIS kognitive Verzerrungen als „psychologische Verzerrungen auf der Basis von Faustregeln, die unsere kognitive Verarbeitung von Informationen festigen.“ Ein Beispiel für eine kognitive Verzerrung wäre unsere Tendenz, den Informationen von einem „älteren, weißen, männlichen Wissenschaftler“ zu trauen, unabhängig davon, ob sein Fachwissen für die Lösung unseres speziellen Problems relevant ist. Ein weiteres Beispiel ist das „Vorurteil durch Vertrautheit“ - die Tendenz, Informationen von einer Person, die wir bereits kennen, mehr zu trauen als von jemandem, der uns unbekannt ist. Schumann erklärte, wie die neun RECOBIA-Partner in den letzten drei Jahren zusammengearbeitet haben, um Strategien zu entwickeln, die letztlich helfen werden, die Auswirkungen von kognitiven Verzerrungen auf Geheimdienstinformationen zu minimieren, um deren Qualität zu verbessern. Ein wichtiger Schritt im Rahmen von RECOBIA war die Identifizierung von sieben zentralen Geheimdienstaufgaben (Key Intelligence Tasks, KIT), die von Nachrichtendienstlern täglich durchgeführt werden. Diese KIT wurden dann im Detail untersucht, um 28 kognitive Verzerrungen zu identifizieren und zu dokumentieren, denen Geheimdienstermittler im Laufe ihrer Arbeit unterliegen können. Die RECOBIA-Forscher erweckten diese Konzepte dann mit 40 spezifischen Situationen zum Leben, um die Auswirkungen und Folgen der kognitiven Verzerrungen zu veranschaulichen. Die identifizierten KIT, kognitiven Verzerrungen und spezifischen Situationen bildeten die Grundlage für das RECOBIA-Szenario, das auf der Konferenz vorgestellt wurde. Anhand eines fiktiven Nachrichtenoffiziers namens Peter und eines imaginären Grenzzwischenfalls zwischen „Syldavia“ und „Borduria“ zeigt das Szenario, wie sich kognitive Verzerrungen im Laufe einer erfundenen Situation bemerkbar machen und wie die ebenfalls auf der Konferenz präsentierten RECOBIA-Minderungsstrategien angewendet werden können, um die Leistung der Geheimdienstanalysten zu verbessern. „Die Situationen zu erkennen, in denen kognitive Verzerrungen auftreten können und dann vorbeugende Maßnahmen zu kennen und anzuwenden, liegt im allgemeinen Interesse aller Geheimdienstler“, so Frederik Schumann. Das RECOBIA-Team hob deutlich die Tatsache hervor, dass alle Projektergebnisse in Zusammenarbeit mit Endverbrauchern im Rahmen von sechs Workshops entwickelt wurden. Insgesamt kamen zu den Workshops mehr als 100 Endnutzer von 21 nationalen Agenturen und 5 europäischen Institutionen, wo sie die RECOBIA-Forschung in Augenschein nahmen, dazu beitrugen und letztendlich validierten. Zwar endet das Projekt am 31. Januar, das Team ist aber davon überzeugt, dass es in diesem Bereich noch viel mehr zu tun gibt. Ihnen zufolge müssten die nächsten logischen Schritte darin bestehen, mithilfe der Projektergebnisse Werkzeuge und Schulungen zu erarbeiten, die maßgeschneiderte Lösungen für die spezifischen Bedürfnisse von Nachrichtendiensten bieten. Darüber hinaus, so die RECOBIA-Forscher, muss auch auf dem Gebiet der sozialen kognitiven Verzerrungen geforscht werden. Weitere Informationen sind abrufbar unter: RECOBIA https://www.recobia.eu/home

Länder

Frankreich

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