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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Wissenschaft im Trend: Dänische Forscher enträtseln lang gehütete Geheimnisse eines Bronzezeit-Teenagers

Mit Hilfe von Strontiumisotopenanalysen konnte nun ein Team des Dänischen Nationalmuseums und der Universität Kopenhagen die Geschichte des Egtved-Mädchens, eines Teenagers aus der Bronzezeit, rekonstruieren.

Das Mädchen von Egtved aus dem Jahr 1370 vor unserer Zeitrechnung, das man 1921 entdeckte, ist einer der bekanntesten Funde aus der dänischen Bronzezeit. Obgleich die junge Frau schon vor fast einem Jahrhundert in einem 3 400 Jahre alten Baumsarg aus Eiche entdeckt wurde, konnten die von der leitenden Wissenschaftlerin Karin Margarita Frei angeführten Archäologen vom Dänischen Nationalmuseum und vom Zentrum für Textilforschung an der Universität Kopenhagen erst vor kurzem mehr über ihr Leben erfahren. Zu den Entdeckungen zählt die Neuigkeit, dass das Egtved-Mädchen gar nicht aus Egtved in Dänemark stammt. Denn Strontiumisotopenanalysen der Haare, Zähne und Nägel des Mädchens beweisen, dass sie hunderte Kilometer entfernt, wahrscheinlich im Schwarzwald im Südwesten Deutschlands, geboren wurde und aufwuchs. Die Analysen zeigen außerdem, dass sie kurz bevor sie starb, nach Egtved kam, nachdem sie in den letzten zwei Jahren ihres Lebens große Entfernungen durchreiste. Das Mädchen von Egtved wurde an einem Sommertag des Jahres 1370 vor unserer Zeitrechnung in Wollkleidung aus einem Oberteil und einem kurzen Rock aus Bändern begraben. Sie hatte eine Bronzescheibe am Gürtel, welche die Sonne symbolisiert. Laut Iflscience.com war sie möglicherweise eine Priesterin des nordischen Sonnenkults. Die Erkenntnis ihrer Herkunft von deutschem Gebiet ergibt sich aus einer Kombination verschiedener Herkunftsanalysen ihrer Überreste, ihrer Kleidung und der Rinderhaut, in der sie zur Ruhe gebettet wurde, sowie der eingeäscherten Überreste eines sechsjährigen Kindes, die mit ihr begraben wurden. Forschungsleiterin Karin Margarita Frei verfolgte die letzten beiden Jahre des Lebens des Egtved-Mädchens durch Untersuchung der Strontiumisotopensignaturen in ihren 23 Zentimeter langen Haaren. Die Analyse ergab, dass sie kurz vor ihrem Tod eine lange Reise unternommen hatte. Hier konnten die Forscher erstmalig die Wege einer prähistorischen Person derart genau nachzeichnen. Frei stellt fest: „Betrachten wir die letzten zwei Jahre des Lebens des Mädchens, so können wir sehen, dass sie 13 bis 15 Monate vor ihrem Tod an einem Ort war, welcher der Strontiumisotopensignatur nach sehr dem Gebiet ähnelte, in dem sie geboren wurde. Dann reiste sie in eine Gegend, die durchaus Jütland gewesen sein kann. Nach ungefähr 9 bis 10 Monaten dort pendelte sie zurück in die Region, aus der sie ursprünglich kam und blieb dort für vier bis sechs Monate, bevor sie zu ihrer letzten Ruhestätte, Egtved, reiste.“ Die Entdeckung, dass das Egtved-Mädchens vermutlich aus dem Schwarzwald in Deutschland kam, ist laut Professor Kristian Kristiansen von der Universität Göteborg, der an der im Onlinejournal Scientific Reports veröffentlichten Studie mitarbeitete, keine Überraschung. Die archäologischen Funde bestätigen die Theorie, dass es in der Bronzezeit enge Beziehungen zwischen Dänemark und Süddeutschland gab. Professor Kristiansen erklärt: „Im Westeuropa der Bronzezeit waren Süddeutschland und Dänemark die beiden dominanten Machtzentren, ähnlich wie Königreiche. Wir finden in den archäologischen Zeugnissen viele direkte Verbindungen zwischen beiden Gegenden und meine Vermutung ist, dass das Egtved-Mädchen ein süddeutsches Mädchen war, das mit einem Mann aus Jütland verheiratet wurde, um so ein Bündnis zwischen zwei mächtigen Familien zu schmieden.“ Eine große Anzahl dänischer Bronzezeitgräber enthält menschliche Überreste, die ebenso gut wie die im Grab des Mädchens von Egtved erhalten sind. Nach Angaben der Universität Kopenhagen planen Karin Margarita Frei und Kristian Kristiansen nun, diese Überreste in Hinsicht auf eine Analyse von deren Strontiumisotopensignaturen zu erforschen. Weitere Informationen sind abrufbar unter: http://www.nature.com/srep/2015/150521/srep10431/full/srep10431.html

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Dänemark