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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Wissenschaft im Trend: Warum ein bisschen Ehrfurcht gut für uns ist

Eine neue Studie zeigt, wie wichtig das Gefühl der Ehrfurcht für unser Sozialverhalten ist.

Wir leben in einer sehr dynamischen, schnelllebigen Welt. Zu häufig merken wir erst gar nicht, dass wir von natürlichen, künstlerischen und technologischen Wundern umgeben sind, weil das Leben zu schnell an uns vorbeizieht. Wann hat Sie das letzte Mal etwas wahrhaftig mit Ehrfurcht erfüllt? Forscher haben nun herausgefunden, dass es gut für uns selbst und unsere Gesellschaft wäre, wenn wir ein wenig häufiger mit Ehrfurcht erfüllt würden. In ihrem im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichten neuen Artikel stellen sie die These auf, dass das Gefühl der Ehrfurcht uns Menschen näher zusammenbringt und uns großzüger sein lässt. Das von Paul Piff, Assistenzprofessor für Psychologie und Sozialverhalten an der University of California, Irvine, geleitete Forscherteam untersuchte im Rahmen von fünf Studien, ob Ehrfurcht tatsächlich dazu führte, dass wir unserer eigenen Person und unseren Sorgen weniger Wichtigkeit beimessen und uns eher prosozial verhalten. Die erste Studie zeigte, dass Personen, die Ehrfurcht verspürten, sich während eines ökonomischen Rollenspiels großzügiger zeigten, wobei die Großzügigkeit im Vergleich zu anderen „prosozialen Emotionen“ – also Emotionen im Zusammenhang mit der Unterstützung anderer – am deutlichsten hervorstach. Während der folgenden Experimente zeigte sich, dass das Gefühl von Ehrfurcht die ethische Entscheidungsfindung erleichterte und die Großzügigkeit sowie weitere prosoziale Verhaltensweisen förderte. Ein finales Ergebnis des Projekts war die Feststellung, dass sich die Teilnehmer in einem Wäldchen mit hoch emporragenden Bäumen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe prosozialer unterstützten und ihr Anspruchsverhalten weniger ausgeprägt war. Einem Artikel in „The Guardian“ zufolge, zeigten die Studien, dass Teilnehmer, die hohe Eukalyptusbäume betrachtet hatten, eher geneigt waren, einem Forscher dabei zu helfen, seine Ausrüstung aufzuheben, als Teilnehmer, die ein Gebäude betrachtet hatten. Doch warum wirkt sich Ehrfurcht auf unsere „prosozialen Emotionen“ und unser Verhalten aus? Dem Forscherteam zufolge lässt sich diese Wirkung der Ehrfurcht teilweise damit erklären, dass man sich selbst klein fühlt. Im Abstract zur Studie schreiben sie: „Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Ehrfurcht dazu beitragen kann, Einzelpersonen in einem größeren sozialen Kontext zu situieren und die kollektive Solidarität zu fördern.“ Doch wie können wir messen, wie oft wir Ehrfurcht empfinden? In einem Interview mit Scientific American empfiehlt Hauptautor Paul Piff, ein „Ehrfurchtstagebuch“ anzulegen, in dem wir zwei Wochen lang jeden Tag festhalten, was uns mit Ehrfurcht erfüllt hat – sei es ein Sonnenuntergang oder die Feder eines Vogels. Wenn wir unseren Fokus verändern und auf etwas Großes setzen, sehen wir unsere Probleme automatisch aus einer anderen Perspektive und sind offen für die Wunder der Welt, führt er weiter aus. Auch wenn einige Leser in Kommentaren bemerken, dass der Versuch der wissenschaftlichen Untersuchung einer Emotion wie der Ehrfurcht, die mit einem intensiven Gefühl des Staunens und eines Mysteriums verknüpft ist, ambivalent sei, erkennt die Zeitung „The Guardian“ den Wert dieser Erkenntnisse an: „Sehr viele Menschen verbringen einen Großteil Ihrer Zeit mit dem Versuch, die Welt kontrollierbar und die Realität vorhersehbar sowie erklärbar zu machen und ihr das Einschüchternde zu nehmen. Es kann also sicher nicht schaden, wenn uns Forscher die immense emotionale Belohnung vor Augen führen, die uns erwartet, wenn wir einsehen, dass wir dies niemals erreichen werden.“ Weitere Informationen finden Sie unter: Abstract zur Studie „Awe, the small self, and prosocial behavior“

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