Neue Scrolling-Methode zum besseren Überfliegen und Verinnerlichen von Informationen
Die Informationsmenge, mit der wir tagtäglich auf Bildschirmen konfrontiert werden, wächst beständig und rapide an, und die digitalen Inhalte reichen von Dokumenten, E-Mail-Konversationen und Webseiten bis hin zu Inhalten sozialer Medien. Folglich wird es im modernen Alltag immer wichtiger, komplexe Informationen schnell zu erfassen. Diese Informationen bei stetigem Scrolling zu überfliegen, ist jedoch nicht die optimale Vorgehensweise, um sie bestmöglich zu verinnerlichen. Beim herkömmlichen Scrolling bewegen sich zahlreiche Objekte ins Sichtfenster der Benutzer, was ihre visuelle Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Erstens können sich Leser aufgrund der Bewegungsunschärfe nicht auf ein Objekt konzentrieren, zweitens können sie sich nicht lange genug auf Informationen konzentrieren, um sie zu erfassen, bevor sie wieder aus dem Fenster verschwinden. Im EU-finanzierten Projekt COMPUTED wurde die Software „Spotlights“ entwickelt, um viele der Unzulänglichkeiten des herkömmlichen Scrollings zu beheben. Der Name der neuen Software ist eine Metapher für den kleinen Bereich, auf den sich die visuelle Reizverarbeitung des Menschen fokussiert. Nach aktuellen Erkenntnissen benötigen Menschen etwa eine halbe Sekunde, um sich auf einen visuellen Reiz zu konzentrieren. Beim herkömmlichen Scrolling ist ein Satz oder Bild nach dieser Zeitspanne aber bereits wieder vom Bildschirm verschwunden, wenn von einer durchschnittlichen Scrollgeschwindigkeit ausgegangen wird. Spotlights erkennt auf Webseiten (die etwa Dokumente, PDF-Dateien, Videos oder Webdokumente enthalten) die visuell bedeutsamen Elemente und legt einen transparenten Layer über den Text, um sie hervorzuheben. Diese Elemente können von unterschiedlicher Art sein und reichen von Bildern, Tabellen, Graphen bis hin zu Überschriften und untergeordneten Überschriften. Die Software bestimmt im Grunde, worauf sich der Benutzer konzentrieren sollte, und räumt ihm zum Aufnehmen dieser Informationen ausreichend Zeit ein. Erprobung von Spotlights Die Projektmitglieder führten drei separate Studien durch, um die neue Software zu testen. In der ersten wurde geprüft, wie gut sich Benutzer an angezeigte Informationen erinnern, und stützte sich auf empirische Forschung zum Überfliegen von Informationen, wobei Zeitdruck, komplexe Dokumente und Textverständnis im Mittelpunkt standen. Die Benutzer wurden gebeten, Stichwörter und Zahlen aus dem Text zu nennen und numerisch zu bewerten, wie gut sie diesen verstanden haben. Um direkt zu prüfen, ob sich Benutzer durch Spotlights während des Scrollens besser auf Objekte konzentrieren können, sammelten die Forscher Daten dazu, wie die Benutzer Objekte auf dem Bildschirm beobachten und durch Inhalte scrollen. Es wurde festgestellt, dass Benutzer Informationen mit Spotlights deutlich besser verinnerlichen und Inhalte um 60 % schneller überfliegen können. Die Benutzer waren außerdem überzeugt, lange Dokumente unter Anwendung der Software besser zu verstehen. Die zweite Studie war auf das Textverständnis insgesamt ausgerichtet. Zu diesem Zweck wurde die Anwendung von Spotlights mit dem herkömmlichen Scrolling verglichen, indem die Teilnehmer einen Test auf Grundlage eines Fragebogens absolvierten, wobei auch Standard-Leistungsmetriken berücksichtigt wurden. In der ersten Studie stellten die Projektforscher fest, dass die Teilnehmer im überflogenen Text häufig zu früheren Stellen zurückkehrten, weshalb die Forscher die Funktion „Click-and-Go“ aktivierten. Benutzer können ein hervorgehobenes Objekt mit dem Cursor anklicken, um sofort zu diesem Objekt des Dokuments zu springen und alle anderen hervorgehobenen im Sichtfeld auszublenden. Die Benutzer können auch zu möglicherweise wichtigen und/oder interessanten Objekten eines Dokuments zurückkehren. Insgesamt schlussfolgerten die Forscher, dass sich Benutzer mit Spotlights schneller mit unbekannten Inhalten vertraut machen können, insbesondere indem sie den übergeordneten Aufbau eines Buches schnell verstehen können. Abschließend wurde mit der dritten Studie das Überfliegen von Inhalten zum Nachschlagen und Selektieren von Informationen untersucht. Eine bestimmte Information wurde vorgegeben, und die Benutzer mussten diese im Dokument auffinden. Die Forscher erwarteten, dass die Scrollgeschwindigkeit im Vergleich zur zweiten Studie höher liegen würde, da die Teilnehmer im Text nur nach einem bestimmten Objekt suchen sollten, anstatt ihn vollständig zu verstehen. Die Ergebnisse sind äußerst vielversprechend, da belegt werden konnte, dass die Teilnehmer vorgegebene Textstellen mit Spotlights doppelt so gut finden konnten wie mit dem herkömmlichen Scrollvorgang. Die nächsten Schritte Das Projektteam sieht viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von Spotlights, und ihre Forschung stellt den ersten Schritt zur Maximierung der Informationsmenge dar, die Menschen auf einem Bildschirm erfassen können. Laut den Forschern handelt es sich bei Spotlights um einen Prototyp, der weiterer Entwicklungsarbeit bedarf, weitere Entwicklungs- und Prüfmöglichkeiten wurden jedoch bereits bestimmt. Es wäre beispielsweise denkbar, die Hervorhebung von Objekten individuell anpassbar zu machen, sodass theoretisch eine höhere Leistung erzielt werden kann. Einige Benutzer entwickelten Strategien, die der Funktionsweise von Spotlights entgegenstanden, und konzentrierten sich auf die Mitte des Bildschirms, anstatt das beste eingeblendete Spotlight zu suchen. Daher sollten Technologien entwickelt werden, um die Aufmerksamkeit der Benutzer automatisch auf das nächste Objekt zu lenken. Außerdem sollte näher erforscht werden, wie sich die Komplexität oder Unvorhersehbarkeit eines Objekts auf die visuelle Verarbeitung durch den Benutzer auswirkt. Eine Möglichkeit besteht darin, die Komplexität von Objekten zu analysieren, bevor sie hervorgehoben werden, und die Dauer ihrer Hervorhebung entsprechend anzupassen. Weitere Informationen finden Sie auf: Projektseite auf CORDIS
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