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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Neue Leitlinien und Instrumente im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Auf der Abschlusskonferenz eines EU-geförderten Projekts in Brüssel wurden dessen Endergebnisse vorgestellt und politische Entscheidungsträger informiert, wie ein ressourceneffizienteres Europa erreicht werden kann, indem weniger Lebensmittel verschwendet werden.

Das FUSIONS-Projekt, das im Juli 2016 abgeschlossen werden soll, wurde ins Leben gerufen, um die Verschwendung von Lebensmitteln in Europa über die gesamte Herstellungskette hinweg deutlich einzudämmen. Die Verschwendung von Lebensmitteln ist ein großes politisches Problem, insbesondere vor dem Hintergrund der ambitionierten Umweltschutzziele der EU und ihrer Verpflichtung, eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Die Forscher des FUSIONS-Projekts errechneten, dass in den EU28-Ländern derzeit ca. 88 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet werden, was etwa 20 % aller in der EU hergestellten Lebensmitteln entspricht. Dies verursacht Kosten in Höhe von 143 Millionen Euro sowie CO2-Emissionen von 304 Millionen Tonnen – 6 % der jährlichen Treibhausgasemissionen der EU28-Staaten. Politische Analyse und soziale Innovation Eine der ersten Projektaktivitäten bestand in einer umfassenden politischen Analyse der bestehenden EU-Gesetzgebung und der politischen Maßnahmen, welche die Lebensmittelverschwendung betreffen. Die Forscher ermittelten 53 Gesetze mit Bezug auf Lebensmittelverschwendung aus verschiedenen politischen Bereichen, darunter Landwirtschaft, Fischerei, Unternehmertum und Industrie, Besteuerung, Handel, Gesundheit und Verbraucherschutz sowie Umweltschutz. Die Projektmitglieder stellen derzeit zudem eine ähnlich detaillierte Analyse zu relevanter nationaler Gesetzgebung der EU28-Länder fertig, in der Mitgliedstaaten innerhalb und außerhalb des FUSIONS-Konsortiums untersucht werden. Mithilfe dieser umfangreichen Kenntnisse über politische Maßnahmen und Gesetzgebung auf EU- und Länderebene verfassten die Projektmitglieder Empfehlungen, wie marktbasierte Instrumente bestmöglich genutzt werden können, um Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung und für soziale Innovation zu unterstützen. Sie definierten zwei unterschiedliche Bereiche: der eine ist auf Subventionen und Steuererleichterungen konzentriert, der andere auf Informationsinstrumente zur Reduzierung und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, darunter allgemeine Sensibilisierungskampagnen, Selbstverpflichtungen und Vermarktungsnormen. Durch FUSIONS wurden sieben Projekte für soziale Innovation in sechs Mitgliedstaaten gestartet, die auch zu ähnlichen Projekten in den übrigen EU28-Ländern anregen sollen. Diese Projekte wurden von den Mitgliedern des FUSIONS-Konsortiums in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen unterstützt. Ein Projekt war auf Schulen gerichtet und lieferte eine Sammlung von Leitlinien für Lehrer, Eltern und Kinder, die beschreiben, wie Lebensmittelverschwendung reduziert werden kann und warum dies so wichtig ist. In einem weiteren Projekt wurden detaillierte Empfehlungen zusammengestellt, um die Entwicklung „sozialer Supermärkte“ zu fördern. Diese Organisationen verkaufen Lebensmittel, die zumindest teilweise aus überschüssigen Waren bestehen, zu einem reduzierten Preis an ärmere Menschen und sollen einen Kompromiss zwischen dem herkömmlichen Lebensmittelhandel und Spenden bilden. Handbuch zur Bemessung der Lebensmittelverschwendung Ein weiteres wichtiges Instrument, das in FUSIONS entwickelt wurde, ist ein detailliertes Handbuch zur Bemessung der Lebensmittelverschwendung, das sich gezielt an die zuständigen nationalen Stellen der EU-Mitgliedstaaten richtet. Das Handbuch enthält praktische Leitlinien für eine vereinheitlichte Herangehensweise zur Bemessung der Lebensmittelverschwendung an verschiedenen Stationen der Herstellungskette von Lebensmitteln. Diese Leitlinien beinhalten drei zentrale Maßnahmen: Bemessung der Lebensmittelverschwendung in jedem Sektor (jeder „Phase“ ) der Lebensmittelkette; Kombination der sektorspezifischen Quantifizierungen mithilfe eines einheitlichen Verfahrens auf nationaler Ebene; und die konsistente Berichterstattung über die Ergebnisse der nationalen Quantifizierung auf Länderebene, um Vergleichbarkeit sicherzustellen. Die Mitgliedstaaten sind nicht verpflichtet, das Handbuch zu befolgen. Wenn ein Mitgliedstaat jedoch angibt, das Handbuch für Bemessung und Berichterstattung bezüglich Lebensmittelverschwendung auf nationaler Ebene angewendet zu haben, muss er bestimmte Kernanforderungen erfüllen, um Einheitlichkeit und Konsistenz zu gewährleisten. Nationale Vertreter aus Belgien (Flandern) und dem Vereinigten Königreich sprachen auf der Abschlusskonferenz des Projekts über ihre Erfahrungen mit dem Handbuch. Sie hoben die einheitliche Sprache und das Gleichgewicht zwischen Harmonisierung und Flexibilität positiv hervor, da dies nationalen Behörden ermöglicht, die bereits eingesetzten Daten und Strategien weiterhin zu nutzen anstatt vollkommen neue Methoden und Verfahren entwickeln zu müssen. Es wurde jedoch vorgeschlagen, die Integration und Interaktion des Handbuchs mit der Beobachtung der Lebensmittelverschwendung durch EUROSTAT in Zukunft weiter auszubauen. Die nächsten Schritte Die Forscher von FUSIONS erhoffen sich insgesamt, wesentlich dazu beizutragen, dass Europa im Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmittel eine globale Führungsposition einnimmt. Das große kollaborative Netzwerk, das sich im Lauf der Projekts entwickelte, wird voraussichtlich auch weiterhin aktiv bleiben und zu zukünftigen Projekten und Programmen beitragen. Die Projektmitglieder stellten der Europäischen Kommission sämtliche Ergebnisse und Instrumente des Projekts zur Weiterentwicklung zur Verfügung. Dies ist insbesondere im Kontext des „Fahrplans für ein ressourcenschonendes Europa“ von Bedeutung, laut dem die Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2020 halbiert werden soll. Die Abschlusskonferenz des FUSIONS-Projekts, das von der EU mit knapp 4 Millionen Euro gefördert wurde, fand am 19. Mai 2016 in Brüssel statt. Weitere Informationen finden Sie auf: Projektwebsite

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