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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Wissenschaft im Trend: Von wegen Beleidigung! Aufgrund seiner hohen Neuronendichte kann das Vogelhirn tatsächlich mehr leisten als gedacht

Forscher fanden heraus, dass sich im Gehirn von Singvögeln, Papageien und einigen anderen Vogelarten tatsächlich genauso viele, oder sogar noch mehr, Neuronen finden wie im Gehirn von Säugetieren, Primaten eingeschlossen.

Manche Vögel beweisen außerordentliche Fähigkeiten, die wir einem Vogelhirn gar nicht zugetraut hätten: sie können planen, Werkzeug verwenden, zählen und sie erkennen sich sogar selbst im Spiegel. Diese Vögel lösen diese Aufgaben mit einer Intelligenz, die den Problemlösungskompetenzen eines Primaten gleichkommt oder diese sogar noch übertrifft – und das, obwohl ihr Gehirn sehr viel kleiner ist. In der Vergangenheit vertraten Wissenschaftler die These, dass sich die Struktur des Vogelgehirns gänzlich von der des Primatengehirns unterscheidet, doch diese Theorie wurde bereits vor zwei Jahren im Rahmen einer Studie zu Taubengehirnen widerlegt. Ein Team aus Forschern von der Karls-Universität Prag und der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, können nun vielleicht Licht ins Dunkel bringen: Sie haben 28 Vogelarten untersucht und herausgefunden, dass sich im Gehirn von Singvögeln und Papageien (insbesondere im Bereich des Vorderhirns, das für eher komplexe Prozesse zuständig ist) tatsächlich genauso viele, oder sogar noch mehr, Neuronen finden wie im Gehirn von Säugetieren. Diese winzigen, dicht gepackten und optimal zusammenwirkenden Neuronen sind vermutlich der Grund dafür, dass diese Vögel über kognitive Fähigkeiten verfügen, die alle Erwartungen, und vielleicht sogar die Fähigkeiten von Primaten mit vergleichbar großen Gehirnen, bei weitem übertreffen. Kurz gesagt gehen die Forscher nun davon aus, dass ein Vogelgehirn relativ gesehen eine sehr viel höhere kognitive Leistung erbringen kann als das Gehirn eines Säugetiers. Die Forscher haben verschiedene Vögel, von Staren und Zebrafinken über Dohlen bis hin zu Sittichen, gekauft oder gefangen, um deren Gehirnstrukturen zu untersuchen. Nach der Entnahme des Gehirns haben sich die Forscher auf das Pallium konzentriert. Das Pallium des Vogelgehirns entspricht in etwa der Großhirnrinde eines Säugetiers. Im Gehirn des Säugetiers sind größere Neuronen für die Kommunikation mit weiter entfernten Gehirnregionen zuständig, was zu Lasten der Dichte geschieht. Vögel lösen diesen Zielkonflikt, indem die meisten ihrer Neuronen dicht beieinander bleiben und eine bestimmte Anzahl an größeren Neuronen für die Kommunikation mit diesen weiter entfernten Regionen gebildet wird. Das Gehirn eines Aras ist so klein wie eine Walnuss, und doch finden sich in seinem Vorderhirn – dem Teil des Gehirns, der über die Intelligenz des Lebewesens entscheidet – mehr Neuronen als in dem eines Makaks, dessen Gehirn so groß ist wie eine Zitrone. Während die Gehirne des Gelbhaubenkadadus und des Galagos beide in etwa 10 g wiegen, verfügt der Kakadu mit zwei Milliarden Neuronen über zweimal so viele Neuronen in seinem Gehirn wie der Galago. Es zeigte sich, dass Papageien, Singvögel und Rabenvögel (einschließlich Raben, Krähen und Saatkrähen) über die höchste Neuronendichte im Vorderhirn verfügen. Was den Vögeln also an Größe fehlt, machen sie durch die schiere Anzahl an Gehirnzellen wieder mehr als wett. „Wie Vögel einerseits so kleine Gehirne haben und gleichzeitig so intelligent sein können, hat uns lange Zeit Rätsel aufgegeben“, so Pavel Němec, ein Mitglied des Forscherteams. „Sie haben Fähigkeiten, die wir einst nur Affen und Säugetieren zugesprochen haben, und das Verhältnis zwischen der Größe ihres Gehirns und ihren kognitiven Fähigkeiten war ein wenig paradox.“ Dies ist nicht das erste Mal, dass Vögel Forscher mit ihrer Intelligenz überraschten. Im Jahr 2002 beobachtete ein Forscherteam von der University of Oxford sprachlos, wie sich eine Geradschnabelkrähe ein Stück Draht zurechtbog, um es als Angelhaken zu verwenden. Auch andere Vogelarten haben hoch intelligente Verhaltensweisen gezeigt. So ist der afrikanische Graupapagei beispielsweise in der Lage zu zählen und Elstern erkennen sich selbst im Spiegel. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht. Němec befasst sich nun mit der Analyse der Gehirne weiterer Vögel, einschließlich Tauben, Wasservögeln und Hühnern, mit dem Ziel, deren Gehirnstrukturen zu analysieren. „Wir würden gerne untersuchen, ob die Neuronen in einem Vogelgehirn über eine ähnliche Anzahl an Verbindungen verfügen wie die Neuronen im Gehirn eines Primaten, doch das ist Zukunftsmusik“, so Němec.

Länder

Tschechien, Vereinigte Staaten