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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Fahrerassistenzsysteme übernehmen das Steuer bei Stress und Übermüdung

Eine Ruhepause während der Fahrt – diese Neuerungen machen es möglich Ein Forscherteam arbeitet an einem innovativen System, das erkennt, ob Sie beim Fahren angespannt, abgelenkt oder müde sind, und daraufhin die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen kann.

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Vermutlich würden die wenigsten Fahrer von sich behaupten, dass sie sich ausschließlich in ausgeruhtem und entspanntem Zustand hinter das Steuer setzen. Die meisten von uns kennen Situationen, in denen wir unter ungünstigen Bedingungen fahren müssen, etwa nach einem anstrengenden Arbeitstag oder wenn uns ein belastendes Problem einfach nicht loslässt. Situationen wie diese sind für rund 20 % aller schweren Verkehrsunfälle in Europa verantwortlich. Ein Konsortium aus 31 europäischen Partnern befasst sich im Rahmen des EU-finanzierten ADASANDME-Projekts (Adaptive ADAS to support incapacitated drivers Mitigate Effectively risks through tailor made HMI under automation) mit der Entwicklung von Methoden, wie die Sicherheit beim Fahren für alle Beteiligten erhöht werden kann. Das Projektteam, das durch das schwedische nationale Straßen- und Verkehrsforschungsinstitut (VTI) koordiniert wird, konzipiert innovative fortgeschrittene Fahrerassistenzsysteme, die erkennen können, ob sich ein Fahrer angespannt, abgelenkt oder müde fühlt. Wenn die Fahrfähigkeit beeinträchtigt ist, wird die Kontrolle über die Steuerung automatisch an das Fahrzeug übertragen. So soll eine sicherere und komfortablere Fahrt bewerkstelligt werden. Um das Projektziel zu erreichen und die Sicherheit beim Fahren zu verbessern, wählten die Forscher einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem automatische Fahrfunktionen mit Daten zum Befinden des Fahrers zusammengeführt werden. Die Daten werden mithilfe von Vorrichtungen wie Augensensoren, Pulsfrequenzmessern und Müdigkeitsdetektoren erfasst. Das Ziel ist, „verlässlich dafür zu sorgen, dass der Übergang vom Fahrer auf das Fahrzeug sicher vonstattengeht“, erläutert Dr. Anna Anund vom VTI in einer Pressemitteilung in der britischen Tageszeitung „Daily Telegraph“. Wenn der Zustand eines Fahrers in Betracht gezogen wird, dann kann, so Dr. Anund, „einem Fahrer, der Ermüdung, Stress, Anspannung usw. ausgesetzt ist“, die Kontrolle entzogen werden. Sicherheitssysteme für alle Fahrzeugtypen Das Projektteam untersucht sieben Anwendungsfälle, die kritische Szenarien für das Fahren mit Pkw, Lkw, Bussen und Motorrädern umfassen. Im ersten Fall geht es um ein Beobachtungssystem für Langstrecken-Lkw, das es den Fahrern ermöglicht, sich zeitweise auszuruhen und Aufgaben abseits des Fahrens auszuführen. Drei Anwendungsfälle drehen sich um Pkw. Hier sorgen Beobachtungssysteme dafür, dass die Anspannung bei Fahrern von Elektrofahrzeugen verringert wird. Dazu werden alternative Routen vorgeschlagen und die Geschwindigkeit sowie der Energieverbrauch reduziert, während die Fahrer zur nächstgelegenen Ladestation geleitet werden. Dank einer reibungslosen und sicheren automatischen Übergabe, die auf dem Befinden des Fahrers basiert, können sich ermüdete Fahrer ausruhen und in speziellen Situation wie etwa bei Straßenbauarbeiten wieder die Kontrolle übernehmen. Notfallmanöver des Systems infolge von Nichtreaktion des Fahrers gewährleisten, dass Fahrer weiter sicher bleiben, wenn sie abgelenkt werden, z. B. durch einen Anruf. Zwei weitere Anwendungsfälle konzentrieren sich auf die Sicherheit beim Motorradfahren. Ein Fahrerbeobachtungssystem warnt Motorradfahrer, wenn sie eine Pause einlegen sollten und informiert sie über die nächsten Rastplätze. In kritischen Situationen, etwa wenn ein Fahrer von einem Schwindelgefühl überkommen wird oder das Bewusstsein verliert, verfügt das System sogar über einen Rettungsmodus. Es schaltet dann automatisch die Warnblinker an, drosselt die Geschwindigkeit und hilft dem Fahrer, die Balance zu halten, während das Motorrad an den Straßenrand gelenkt wird. Im Bereich des Bustransports unterstützen automatisierte Prozesse die Aufnahme und das Absetzen von Passagieren und tragen dazu bei, die Sicherheit und den Komfort für Fahrer wie Passagiere zu verbessern. Die im Zuge von ADASANDME entwickelte Technologie soll die Lücke zwischen zwei Stufen des autonomen Fahrens schließen: Stufe 3 (das Fahrzeug kann in vorhersehbaren Situationen Fahraufgaben übernehmen, doch der Fahrer wird weiterhin gebraucht) und Stufe 4 (das Fahrzeug kann – mit Ausnahme unvorhersehbarer Situationen – eigenständig fahren). Weitere Informationen finden Sie unter: ADASANDME-Projektwebsite

Länder

Schweden

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