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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Biobrennstoffe für den Verkehrssektor auf der EUBCE

Die Klimaneutralitätsstrategie von 2018 der Europäischen Kommission unter dem Schlagwort „Ein sauberer Planet für alle“ gibt für die Erreichung ihres Ziels als Bedingung an, dass „gegenüber dem heutigen Verbrauch mehr Biomasse zur Verfügung steht“. Ob der Verkehrssektor die Ziele erreichen kann, hängt vom Weg ab, der jetzt eingeschlagen wird.

Der Verkehr macht ein Drittel der primären Energie aus, die in Europa verbraucht wird, ist für rund ein Viertel der Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich (und liegt damit an zweiter Stelle hinter dem Energiesektor). Der Sektor muss daher bei der Dekarbonisierung eine Schlüsselrolle einnehmen. Alternative Energieträger werden bei diesem bevorstehenden Übergang von zentraler Bedeutung sein und die EUBCE-Konferenz 2019 in Lissabon hat CORDIS die Möglichkeit geboten, direkt von den Ausstellern mehr über ihre EU-finanzierten Beiträge zu diesem Wandel zu erfahren. Biobrennstoffe für nachhaltigeren Verkehr Angesichts der Tatsache, dass der Verkehrssektor Europas zurzeit zu 94 % von Öl abhängig ist, sieht die neue EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2) für den Verkehrssektor ein Ziel von 14 % erneuerbaren Energiequellen bis 2030 vor. CORDIS traf sich mit den Mitgliedern der europäischen gemeinsamen Forschungsstelle (JRC), die als Koordinatorin des technischen Programms der EUBCE fungiert und ebenfalls für die Berechnung einiger der Werte verantwortlich ist, die zur Formulierung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie verwendet wurden, um mehr zu erfahren. „Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2 erlegte dem Verkehrssektor eine klare Aufgabe auf, und da es ein sehr komplexes Thema ist, bieten sich verschiedenste Lösungen an, sei es die Nutzung von Elektrizität für den Straßenverkehr, Biobrennstoffen für die Luftfahrt oder Flüssigerdgas für die Schifffahrt“, so Matteo Prussi, Projektleiter für Energietransport und Klima der JRC. Wie Prussi erklärte, ist die Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2 technologieneutral, das heißt, sie gibt zwar Weisungen aber gibt nicht explizit einem bestimmten Weg Vorrang. Stattdessen kann der Markt selbst Technologien auswählen, nachdem angemessene Bewertungen der Nachhaltigkeit durchgeführt wurden, die anzunehmende wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Auswirkungen in Betracht ziehen. „Deswegen ist es wichtig, dass wir hier [auf der EUBCE] sind, da diese Konferenz nicht auf einen Sektor oder ein Argument zugeschnitten ist. Sie verleiht wirklich einen weitreichenden Überblick über die vielen Bereiche, zu denen Biomasse beitragen kann“, so Prussi. Was Biobrennstoffe angeht, bekräftigt ein Besuch am JRC-Stand die Einschätzung, dass für einen deutlichen Wandel in diese Richtung immer noch nicht nur eine erhöhte Verfügbarkeit der richtigen Ausgangsstoffe zu guten Preisen erforderlich ist, sondern auch Nachhaltigkeitsfragen geklärt werden müssen. Von Klärschlamm zum Biobrennstoff Eines der EU-finanzierten Projekte, das auf der EUBCE ausstellte und dazu beiträgt, diese Herausforderungen zu bewältigen, war tosynfuel. Unter Verwendung der thermokatalytischen Reformierungstechnologie wandelt tosynfuel Klärschlamm (und andere Biomasse) in Biobrennstoffe und grünen Wasserstoff (aus Synthesegas) um, die ohne Änderungen in herkömmlichen Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können. Das System produziert auch Biokohle, die zur Anreicherung von Böden verwendet werden kann. Es kann jeglichen organischen Abfall aufnehmen, der schwer zu behandeln ist und nicht für Vieh verwendet oder mit biologischen Verfahren zerlegt werden kann. Wie Chris Tuck, der Unternehmensleiter von WRG Europe Ltd ist und für tosynfuel Öffentlichkeitsarbeit macht, erklärt: „Das Alleinstellungsmerkmal des Systems ist die Unempfindlichkeit des Vorgangs, was die Ausgangsstoffe angeht, die es behandeln kann. Die Qualität des Produkts entspricht annähernd fossilen Brennstoffen ... im Gegensatz zu herkömmlichen Biobrennstoffen wie Ethanol, die nicht leicht in die bestehende Infrastruktur für fossile Brennstoffe integriert werden können.“ Nachdem die Reaktorgestaltung, die in der Pilotphase ausgebaut wurde, sodass stündlich 500 kg Biomasse in 50 Liter Biobrennstoff umgewandelt werden kann, nun abgeschlossen ist, wird derzeit der Aufstellungsort in Deutschland vorbereitet. „Das Ziel ist nicht, fossile Brennstoffe zu 100 % zu ersetzen, sondern eine Lösung als Teil eines größeren Portfolios anzubieten, indem ein Abfallprodukt verarbeitet wird, das sonst keinerlei Wert hätte.“ Tuck erläutert weiter: „Diese Lösung kann an jedem Ort und in jedem Szenario umgesetzt werden, wenn man sich Abfall von geringem Wert gegenübersieht – dabei kann es sich um Klärschlamm, Kunststoffabfall oder nicht getrennten Biomüll handeln ... Stoffe, die gewöhnlicherweise am Ende ihrer Lebensdauer Probleme verursachen.“ Darüber hinaus ist die Anlage modular, das heißt, mehrere Anlagen könnten in Bereichen mit viel Abfall zusammen als Knotenpunkt betrieben werden, oder der Biobrennstoff vieler kleinerer Einheiten könnte zum Vertrieb an eine zentrale Stelle transportiert werden – wodurch Emissionen und Kosten eingespart würden. Mit Hunderten Anlagen in ganz Europa, die jährlich Millionen Tonnen biogener Abfälle umwandeln können, plant das Projektteam eine Tour in einem von Biobrennstoff angetriebenen Auto mit Pausen, um unterwegs wichtige Einflussnehmer zu treffen und der Öffentlichkeit zu zeigen, dass man mit Biobrennstoffen buchstäblich gut fährt. Schauen Sie am besten regelmäßig hier vorbei! Weitere Informationen: Veranstaltungswebsite

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