Verbesserung der nuklearen Schutzmaßnahmen durch ein Vor-Ort-Labor in Sellafield
Am 13. Oktober wird am Standort Sellafield des Betreibers British Nuclear Fuels das erste Labor eingeweiht, das für die Analyse von radioaktiven Proben aus einer großen Wiederaufbereitungsanlage ausgerüstet ist. Das Labor, das im Auftrag der Direktion "Sicherheitsüberwachung Euratom" der Europäischen Kommission gebaut wurde, wurde vom Institut für Transuran-Bestandteile (ITU) in Karlsruhe geplant und eingerichtet. "Die Einrichtung des Vor-Ort-Labors hat eine große Bedeutung für die Verbesserung der nuklearen Schutzmaßnahmen", so Dr. Roland Schenkel vom ITU. Das neue Labor gilt als eine bedeutende Verbesserung der Kontrollen zur Gewährleistung, dass zivil genutztes nukleares Material nicht für militärische Zwecke genutzt werden kann. Darüber hinaus spart die Verarbeitung von Plutoniumproben vor Ort Zeit und Geld und ist sicherer als der Transport von Kernmaterial zwischen zwei Standorten. Bisher mussten Kernmaterialproben aus Wiederaufbereitungsanlagen zu Testzwecken an externe Labors geschickt werden; die meisten Proben aus Sellafield wurden nach Karlsruhe gebracht, wo die Wissenschaftler über die Ausrüstung und das Fachwissen verfügen, die für die Durchführung von Analysen für die nukleare Sicherheit notwendig sind. Mit dem neuen Labor ist dies nicht mehr erforderlich, und außerdem können nun mehr Proben geprüft werden. Das hochgradig automatisierte neue Labor ist mit Robotern ausgestattet, die bis zu 1000 Proben jährlich analysieren können. Es besitzt außerdem Strahlenschutzkästen, die sorgfältig ausgewählte und getestete Präzisions-Analyseinstrumente und spezielle Software für das Informationsmanagement, die Analyseoptimierung und die Datenauswertung enthalten, die von einem Wissenschaftlerteam entwickelt wurden. Die Vorteile der Vor-Ort-Analyse von Plutoniumproben wurden bereits Ende der 80er Jahre von der Direktion "Sicherheitsüberwachung Euratom" bestätigt; als Reaktion auf internationale Vereinbarungen über die nukleare Sicherheit beauftragte die Euratom-Inspektion in Luxemburg das Institut für Transuran-Bestandteile in Karlsruhe mit der technischen Unterstützung bei der Entwicklung und Einrichtung einer sicheren, effizienten und wirtschaftlichen Lösung für die Analyse von nuklearem Material - dem sogenannten "Vor-Ort-Labor". Die Entwicklung eines neuen Labors für Sellafield durch das Karlsruher Team wurde durch die Zusammenarbeit mit der Direktion "Sicherheitsüberwachung Euratom", dem Standortbetreiber British Nuclear Fuels und den britischen Sicherheitsbehörden möglich. Anfang nächsten Jahres soll in der französischen Wiederaufbereitungsanlage am Cap de La Hague ein weiteres Labor eingeweiht werden. Auch weltweit scheint dieses Verfahren Erfolg zu haben, wie die Pläne der International Atomic Energy Association zeigen, die in ein paar Jahren ein ähnliches Vor-Ort-Labor in einer Kernanlage in Japan einrichten will. Laut Dr. Roland Schenkel vom ITU unterstützen die Mitgliedstaaten der EU und die internationale Gemeinschaft nachdrücklich diese neue Entwicklung in der Verbesserung der nuklearen Sicherheit. "Die Reaktion von seiten der internationalen Gemeinschaft war sehr positiv", so Dr. Schenkel.