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Zellfabriken - Das große Finale

Spitzenforscher aus der modernen Biotechnologie hatten unlängst die Gelegenheit, ihre Arbeiten Kollegen, Pressevertretern und Beamten der Europäischen Kommission vorzustellen. Anlaß war ein Treffen in Graz (Österreich) zur Feier und Kennzeichnung des Übergangs vom Vierten zum ...

Spitzenforscher aus der modernen Biotechnologie hatten unlängst die Gelegenheit, ihre Arbeiten Kollegen, Pressevertretern und Beamten der Europäischen Kommission vorzustellen. Anlaß war ein Treffen in Graz (Österreich) zur Feier und Kennzeichnung des Übergangs vom Vierten zum Fünften FTE-Rahmenprogramm der EU und des Beginns der Leitaktion "Zellfabrik". Die sechs auf der Veranstaltung vorgestellten Projekte wurden aufgrund ihres möglichen Beitrags für die Gesundheitsfürsorge, die Lebensmittelherstellung und industrielle Prozesse ausgewählt. Sie deckten eine Reihe von Anwendungen ab, einschließlich der Entwicklung oraler Impfstoffe, der Produktion industrieller Enzyme und deren Anwendung zur Produktion reiner Chemikalien sowie der Suche nach Wegen zur Reduzierung der in der Landwirtschaft verwendeten Chemikalien. Folgende sechs Projekte wurden vorgestellt: - Enzyme und deren Anwendung zur Produktion reiner Chemikalien: Mit diesem Projekt wollen die Wissenschaftler erreichen, daß schädliche Nebenwirkungen aufgrund biologischer Reaktionen auf "enantiomere" Formen einer Verbindung ausgeschlossen werden. - Milchsäurebakterien und deren Anwendung als orale Impfstoffe: An diesem Projekt war ein internationales Team beteiligt. Zweck des Projektes ist die Entwicklung einer innovativen Anwendung von Milchsäurebakterien. Das Konzept besteht darin, diese Bakterien, welche als GRAS-Organismen eingestuft werden (und allgemein von den Regulierungsbehörden als sicher anerkannt werden), als Impfstoff zu verwenden. Nach Meinung des Forscherteams sind die Milchsäurebakterien ideale Kandidaten für den Einsatz als orale Impfstoffe oder Verabreichungsmittel für Arzneien, da sie sicher sind und einige dieser Bakterien als natürliche Besiedler im menschlichen Darm und in anderen Körperteilen vorkommen. - Extremophile als Zellfabriken: Die an diesem Projekt teilnehmenden Wissenschaftler gehen davon aus, daß ihre Forschung an den Extremophilen - Mikroorganismen, die gelernt haben, unter extremen Umweltbedingungen zu leben, wie z.B. bei hohen Temperaturen oder in Gegenwart hoher Salzkonzentrationen - eine wichtige Rolle hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der Biotechnologie spielen wird. Ihre Stabilität ist nach Meinung der Wissenschaftler von großem Wert für die Industrie, da "die Eigenschaften dieser neuartigen Biokatalysatoren die Grenzen der biotechnologischen Arbeitsbedingungen bei den traditionellen Prozessen oder bei der Entwicklung neuer Prozesse für innovative Produkte überwinden". Nach Angaben der Forscher wurden im Rahmen des Projektes bereits neue stabile Enzyme identifiziert, die neuartige, umweltfreundliche und kostengünstige Anwendungen in zahlreichen industriellen Bereichen gestatten, wie z.B. in der Chemie-, Lebensmittel-, Pharma-, Reinigungsmittel-, Textil- und der Papierindustrie. Ihre Arbeit warf außerdem ein Licht auf die Grundmechanismen der Stabilität von Proteinen, so daß eine Grundlage für die Entwicklung anwendungsspezifischer thermostabiler Enzyme geschaffen wurde. - Stammzellen zur Produktion von mittels Gewebe hergestellten Organen: Mit diesem Projekt soll der Engpaß in der Versorgung mit Spenderblut beseitigt werden; dieses Blut ist von vitaler Bedeutung für Transfusionen sowie für die Behandlung von Krebs, AIDS und verschiedenen genetischen Fehlfunktionen. "Im Rahmen dieses Projektes wird nicht nur die Technologie zur Erzeugung von Blut außerhalb des Körpers untersucht, sondern es wird auch mit den nationalen ethischen Ausschüssen Europas zusammengearbeitet, um entsprechende Politiken zu entwickeln, die auf einem klaren Verständnis der Sachlage beruhen", so die Forscher. - Pilze zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten in der Landwirtschaft: Die an diesem Projekt beteiligten Wissenschaftler wollen biologische Alternativprodukte zu Chemikalien entwickeln, um wuchernde Pilzinfektionen in der Landwirtschaft zu kontrollieren; dazu setzen sie andere Pilze ein, die mit dem Problempilz in Konkurrenz treten und diesen zum Teil sogar angreifen und zerstören. Nach Auskunft der Wissenschaftler müssen vor der Implementation von Anti-Pilz-Pilzen die Technologie zum Züchten solcher Pilze und Freisetzungstechniken entwickelt werden. "In diesem Projekt wurde das Getreideschutz-Potential einer Vielzahl von Anti-Pilz-Pilzen bestimmt und eine besondere Bedeutung kam der Entwicklung von großangelegten, industriellen Verfahren zur Produktion von Pilzsporen zu. Man hat herausgefunden, daß der Pilz "Coniothyrium minitans" als vielversprechendes Werkzeug zur Vermeidung von Getreideschäden durch "Sclerotina sclerotorium" verwendet werden kann", berichteten die Forscher. - Neue Methoden zur Herstellung von Impfstoffen: Bei diesem Projekt wurde untersucht, wie leere Virenpartikel, welche die Original-Virusstruktur perfekt nachbilden, in der Vakzinologie eingesetzt werden können. Diese virusähnlichen Partikel (VLP - Virus-Like Praticles) würden in Zellfabriken von Insekten produziert, und es sei bekannt, daß diese eine starke Immunreaktion hervorrufen und einen sicheren Impfstoff darstellen, so die Forscher. Die großtechnische Herstellung dieser Impfstoffe hat sich jedoch aufgrund der hohen Kosten, der Anstrengungen zur Optimierung der Technologie und der Genehmigungsverfahren verzögert. Ziel dieses Demonstrationsprojektes war es, die ökonomische Rentabilität der industriellen Produktion der virusähnlichen Partikel zum Einsatz als Impfstoff nachzuweisen. "Das endgültige Ziel ist die Entwicklung eines Herstellungsprozesses, der den EU-Richtlinien entspricht, um eine Vermarktung dieser sicheren und neuen Impfstoffe zu ermöglichen", sagten die Forscher.