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Ozonschicht über der Arktis nimmt weiter ab

Die Verringerung der Ozonschicht über der Arktis in diesem Winter führt im Frühjahr möglicherweise zu einem weiteren Ozonschichtverlust über Europa. Dies meldeten Wissenschaftler, die am Third European Stratospheric Experiment on ozone (Drittes Europäisches Stratosphärisches O...

Die Verringerung der Ozonschicht über der Arktis in diesem Winter führt im Frühjahr möglicherweise zu einem weiteren Ozonschichtverlust über Europa. Dies meldeten Wissenschaftler, die am Third European Stratospheric Experiment on ozone (Drittes Europäisches Stratosphärisches Ozonexperiment - THESEO 2000) arbeiten. Das Team hat in der Stratosphäre über der Arktis, 18 km über der Erdoberfläche, im Laufe eines der kältesten je gemessenen stratosphärischen Winter einen Ozonschichtabbau von über 60 Prozent gemessen. Dieser Wert verstärkt nunmehr die Sorge der Wissenschaftler, daß trotz internationaler Anstrengungen zur Minimierung des stratosphärischen Chlorgaslevels gemäß dem Montrealer Protokoll ein weiterer Abbau der Ozonschicht zu verzeichnen ist. THESEO 2000 ist die bislang größte Feldstudie zur Erforschung des Ozonschichtabbaus über der Arktis, in der Forscher aus der EU mit Experten der von der NASA gesponserten "Solve"-Kampagne der Vereinigten Staaten sowie mit Experten aus Kanada, Japan und Rußland zusammenarbeiten. Mit Hilfe von Satelliten, Flugzeugen, Ballons und Bodenmeßgeräten sind Daten zu den Ozonkonzentrationen sowie den Konzentrationen anderer Gase in der Atmosphäre über der Arktis zusammengetragen worden. Die hauptsächlich in Schweden bei Kiruna gesammelten Daten zeigten, daß im Laufe des Winters 1999/2000 innerhalb des Polarwirbels ein umfangreicher Ozonschichtabbau in der Stratosphäre über der Arktis stattgefunden hat. Das internationale Forscherteam setzte eine Reihe von Techniken ein, die im Laufe der letzten zehn Jahre entwickelt wurden, um den Ozongehalt in der unteren Stratosphäre zu beobachten; sie führten u.a. Bodenmessungen durch und setzten Ozondetektoren in Leichtbauweise ("ozonosones") ein, mit denen kleine Wetterballons bestückt werden, um während des Aufsteigens Daten zu sammeln. Diese Meßinstrumente erreichen ohne zu bersten oftmals Höhen von 40 km und werden auf der ganzen Welt eingesetzt, um über einen großen Zeitraum hinweg globale Datenreihen zu liefern. Im März 2000 berichtete das World Meteorological Organisation Mapping Centre der Universität Thessaloniki, daß die durchschnittlichen Ozonwerte über Europa 15 Prozent unter den vor 1976 gemessenen Durchschnittswerten lagen. Satellitenbeobachtungen im Rahmen von THESEO haben im Februar und März nunmehr ein eindeutiges Ozonminimum über der Polarregion ermittelt. Darüber hinaus haben ihre Messungen ergeben, daß der durchschnittliche Ozonwert am Pol in den ersten beiden Märzwochen 16 Prozent unter dem in den achtziger Jahren gemessenen Wert lag. Den THESEO-Wissenschaftlern zufolge waren die Auswirkungen in einer Höhe von über 20 km jedoch nicht mehr ganz so dramatisch. Als Reaktion auf diese Meldungen sagte der EU-Kommissar für Forschung, Philippe Busquin: "Diese Forschungsergebnisse sind durch die europäische Zusammenarbeit in einem internationalen Team ermöglicht worden. Dieses Team wird für den Regulierungsprozeß, und, was genauso wichtig ist, auch den Bürgern den bestmöglichen wissenschaftlichen Rat hinsichtlich ozonschädigender Substanzen im Rahmen des Montrealer Protokolls geben." Die Forscher sind auch weiterhin beunruhigt: Selbst wenn sich die Chlor- und Bromkonzentrationen in der Stratosphäre verringern, könne der Abbau der Ozonschicht über der Arktis durch kalte arktische Winter und einen stabileren arktischen Wirbel sogar noch fortschreiten, so die Wissenschaftler.

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