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ARCHAEOLOGICAL RESEARCH ON ANDALUCIAN POTTERY (8TH-11TH CENTURIES)

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Ein neuer Blick auf den Islam im mittelalterlichen Europa  

Neue Techniken zur Untersuchung islamischer Keramik in Europa und dem Mittelmeerraum könnten dazu beitragen, die historischen und kulturellen Verbindungen zwischen der EU und der muslimischen Welt zu stärken.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Während der Großteil von Europa im Mittelalter schwere Zeiten durchmachte, blühte Andalusien in Südspanien unter islamischer Herrschaft akademisch, wissenschaftlich und künstlerisch auf. In der Region entstanden anspruchsvolle Töpferarbeiten, deren Design von gesellschaftlichen Ereignissen der Zeit beeinflusst wurde. Das EU-geförderte Projekt ARANPOT ("Archaeological research on Andalusian pottery (8th-11th centuries)") identifizierte Keramikmuster und wollte ihre Bedeutung im heutigen Kontext interpretieren. Aus technischer Sicht untersuchte das Team Zusammensetzung, Verglasungstechniken, Herstellung, Chemie und Petrographie der Keramik sowie die Herkunft der Rohstoffe für die Verglasung. Danach zog man auf Grundlage der Ergebnisse der Keramikuntersuchungen Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Entwicklung in der Region um Granada im Vergleich zu anderen europäischen und mediterranen Modellen der gesellschaftlichen Entwicklung. Nach intensiven petrographischen Analyse und Neutronenaktivierungsanalyse ergaben die resultierenden chemischen Daten ein tiefes Verständnis der kompositorischen Variabilität, besonders bei der Feinkeramik. Das Projekt führte zur Veröffentlichung von Artikeln in Englisch und Spanisch, die neue Horizonte sowohl in der andalusischen als auch in der islamischen und Mittelalter-Archäologie öffnen. Eine Veröffentlichung im Oxford Journal of Archaeology enthüllt zwei verschiedene Muster der Islamisierung und zwei separate gesellschaftlich Vorstellungen des Islam im mittelalterlichen Vega de Granada. Diese faszinierenden Ergebnisse und ihre Implikationen wurden auf verschiedenen archäologischen Veranstaltungen in Europa vorgestellt. Darüber hinaus wandte das Team diese Art der archäologischen Analyse in verschiedenen Regionen des Mittelmeers an und untersuchte Keramik, die an verschiedenen Standorten in Palästina gefunden wurde. Diese neuen theoretischen und methodischen Perspektiven können starke sozioökonomische Auswirkungen haben, wenn man den Islam mit seinem Materialkreislauf von Produktion, Verteilung und Nutzung betrachtet, auch über die Keramikindustrie hinaus. Dies bringt neue Erkenntnisse über einen kulturellen Bereich, der im frühen Mittelalter nicht so akut wahrgenommen wurde. Ans Licht kommen dabei auch gemeinsame Wurzeln und gegenseitige Einflüsse zwischen Europa und der islamischen Welt. Die Idee, dass Europa und der Islam als historische Einheiten miteinander verknüpft sind kann Bürgern und Politikern von Nutzen sein, insbesondere angesichts des steigenden Anteils muslimischer Bürger in einem wachsenden Europa. Letztlich könnten dadurch die Rolle Europas als ausgleichende Macht in der Mittelmeerregion und die kulturellen Beziehungen zu muslimischen Nationen gestärkt werden. Die Wahrnehmung eines gemeinsamen Erbes hilft, Fundamentalismus auf beiden Seiten zu untergraben. Schließlich ist ein Europa mit einer islamischen Vergangenheit nicht ein kleineres, sondern ein größeres Europa. Wenn Geschichte ist in diesem Licht dargestellt wird, wird Konflikten und Radikalität eines Tages der Nährboden entzogen und Frieden und Koexistenz werden gefördert.

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