CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Story
Inhalt archiviert am 2024-04-23

Article available in the following languages:

D-LIVER: EU-Projekt entwirft System zur häuslichen Pflege von Leberpatienten

Ein europäisches IKT-Projekt für Gesundheit hat das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit chronischen Lebererkrankungen zu verbessern. Dies soll durch die Entwicklung eines ferngesteuerten Betreuungssystems erfolgen, mit dem der Zustand der Patienten zu Hause überwacht werden kann.

Rund 29 Millionen Europäer leiden an einer chronischen Lebererkrankung. Sie ist eine der häufigsten Todesursachen in der EU, und Ärzte glauben, dass Zehntausende von frühen Todesfällen mit der richtigen Gesundheitspflege vermieden werden könnten, sobald man den Zustand der Patienten diagnostizieren könnte. Das Projekt D-LIVER hat das Ziel, Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung, von denen viele auf langen Wartelisten für Transplantationen stehen, zu helfen, indem man ihnen mühsame regelmäßige Fahrten ins Krankenhaus für Tests und Beratungstermine ersparen will. Man entwickelt gerade ein IKT-gestütztes ferngesteuertes Betreuungssystem, das die Menschen zu Hause nutzen können. Das System von D-LIVER wird ihnen ermöglichen, eine Vielzahl von biochemischen und physikalischen Parametern zu testen, die von grundlegender Bedeutung sind, um in Echtzeit Auskünfte über das Wohlbefinden und die Anforderungen zu geben. "Als sich der Zustand meiner Leber verschlechterte, ging auch meine Fähigkeit umherzulaufen drastisch zurück", erklärte Martin Owen, Pilot bei einer gewerblichen Fluggesellschaft, dem es gelang, nach einer Transplantation wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren. "Früher habe ich mein Leben auf einem Stuhl schlafend zu Hause verbracht, weil ich rein gar keine Energie mehr hatte. Ich musste mich auf meine Frau verlassen, die sich extra frei nehmen musste, um mich ins Krankenhaus zu bringen", sagte er in einem Film über das Projekt D-LIVER. LÄNGER LEBEN, BESSER LEBEN Als typischer Patient muss Martin immer noch alle sechs Wochen ins Krankenhaus, zunächst für eine Blutprobe, dann ein paar Tage später für die Besprechung der Ergebnisse. "Es wäre ein Segen für mich, mich aktiv an meiner eigenen Pflege beteiligen zu können", sagt er. Eines der Ziele von D-LIVER ist, die Kontrolle wieder an den Patienten zurückzugeben. Durch die Entwicklung des Überwachungs- und Betreuungssystems für zu Hause, das mit einem zentralen Managementsystem für Leberpatienten im Krankenhaus verbunden ist, konzentriert sich das Projekt auf die Verbesserung der Lebensqualität für Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit. Solche Patienten könnten auf eine Transplantation warten; sie könnten eine Leberresektion hinter sich haben, bei der das Restorgan sich regenerieren muss; oder sie könnten eine instabile fortgeschrittene Erkrankung haben, die sich im weiteren Verlauf häufig verschlechtert. Benutzt der Patient das im Projekt D-LIVER entwickelte System, so fügt er einen 3 cm x 3 cm großen Kunststoff-Chip in ein Messinstrument ein. Dann muss er sich einfach in einen Finger stechen und einen Tropfen Blut herauspressen, der bei Berührung der Kartuschenöffnung sofort in das System gesaugt wird. Die Tests werden automatisch durchgeführt, und die Ergebnisse für die verschiedenen Parameter (Natrium, Kalium, Kreatinin, Bilirubin, Albumin und Gerinnungszeit) sind innerhalb von ein paar Minuten verfügbar. Im Projekt D-LIVER wurde auch ein tragbares Gerät entwickelt, das eine kontinuierliche Überwachung der physiologischen Parameter, wie die Herzfrequenz, Temperatur, Aktivität, Haltung und Veränderungen des Blutdrucks ermöglicht. Und es bietet einen kognitiven Test auf einem Tablet-Computer, mit dem die Konzentration und Funktion des Gehirns gemessen werden kann, da eine hohe Lebertoxizität oft zu einem Zustand geistiger Verwirrung (Enzephalopathie) führt. Diese Tests können beliebig oft durchgeführt werden, täglich oder wöchentlich, und die Ergebnisse stehen nicht nur dem Patienten zu Hause, sondern auch dem Arzt im Krankenhaus zur Überwachung des Patienten zur Verfügung. DIE TECHNOLOGIE VON D-LIVER KÖNNTE AUCH FÜR ANDERE KRANKHEITEN ANGEWANDT WERDEN Wie D-LIVER-Koordinator Prof. Calum McNeil von der Universität Newcastle erklärte: "Die Plattform ist generisch. Sobald wir die technologischen Hürden überwunden haben, könnte es für alle möglichen anderen Krankheitszustände angewandt werden: z. B. zur Behandlung von Herz-Kreislauf-, Nieren-, neurologischen und entzündlichen Erkrankungen." Kollegen von Prof. McNeil an der Universität Newcastle untersuchen die Wirtschaftlichkeit eines solchen Systems. Sie schätzen, es könnten jährlich pro Patient mehrere Tausend Euro an Kosten für den stationären Aufenthalt eingespart werden. Das betrifft insbesondere Patienten mit hepatischer Enzephalopathie. Nun muss die während der ersten zwei Jahre der Projektlaufzeit entwickelte Technologie an Patienten getestet werden. In der verbleibenden Zeit bis zum Ende des Projekts D-LIVER im September 2015 bereiten sich die Teilnehmer auf einen multizentrischen klinischen Probebetrieb des Systems vor, der im Jahr 2016 erfolgen soll und an dem bis zu 150 Patienten in Newcastle, Berlin und Mailand teilnehmen werden. Am Projekt D-LIVER, das im September 2015 endet, sind 14 Partner aus 7 Ländern beteiligt. Es wird mit knapp 11 Millionen Euro aus dem RP7-IKT für Gesundheit gefördert. Link zur Projektwebsite