Die Informationsverarbeitung beeinflussende Faktoren
Die Wahrnehmungsbelastung (Perceptual Load) bezieht sich auf die Theorie, dass irrelevante Faktoren die selektive Aufmerksamkeit bei Aufgaben von relativ geringer Komplexität stärker negativ beeinflussen. Das Projekt "The role of human motivation in visual attention and awareness under load" (LOADEMVS10) untersuchte die Anwendbarkeit dieses Konzepts auf motivational wichtige Reize wie Belohnung oder finanziellen Verlust. Auch die zugehörigen neuronalen Korrelate für die selektive visuelle Aufmerksamkeit wurden identifiziert. Um eine motivierende Salienz herzustellen, wurden sechs neutrale Gesichter mit hohem oder geringem Gewinn und Verlust sowie dem indifferenten Ergebnis einer bewerteten Lernaufgabe assoziiert. Diese Gesichter wurden dann als Distraktoren in Buchstabensuchexperimenten mit variierenden Wahrnehmungsbelastungen eingesetzt. Die Resultate offenbarten, dass für "hohe" Auswirkungen stehende Gesichter die Leistung bei Buchstabensuchaufgaben im Gegensatz zu "gering" eingestuften und neutralen Gesichtern beeinträchtigten. Bei hohen Wahrnehmungsbelastungen waren jedoch mit hohem Verlust verbundene Gesichtern deutlich weniger störend als mit hohem Gewinn assoziierte Gesichter. Die nächste Gruppe der Buchstabensuchexperimente wurden unter Einsatz angenehmer und unangenehmer Bilder oder glücklicher und ärgerlicher Gesichter als Distraktoren unter niedriger und hoher Wahrnehmungsbelastung durchgeführt. Negative Reize, seien es Gefühle oder Bilder, hatten im Gegensatz zu positiven oder neutralen Reizen bei hochbeanspruchenden Aufgaben geringere Auswirkungen in Hinsicht auf die Ablenkung. Diese Resultate stimmen mit der ersten Gruppe von Experimenten in Bezug auf die Informationsverarbeitung unter Einwirkung positiver Distraktoren überein. Die dritte Gruppe von Experimenten testete die kombinierte Wirkung von sowohl motivierender Salienz als auch emotionalen Reizen während der visuellen Informationsverarbeitung. Positive emotionale Stimuli und hoher Gewinn beeinträchtigten durchweg die Leistung, während negative Reize oder Verlust die Leistung nur dann beeinträchtigten, wenn sie unerwartet eingesetzt wurden. Ein weiterer erforschter Aspekt war die Wirkung des Arbeitsgedächtnisses auf die selektive Aufmerksamkeit unter Anwendung motivierender salienter Distraktoren. Arbeitsgedächtnis meint die Fähigkeit, Informationen auf Grundlage der Relevanz für eine Aufgabe zu priorisieren. Die Erkenntnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass sämtliche positiven oder negativen Reize, insbesondere unter hochbelastenden Bedingungen, erheblich die Arbeitsgedächtnisleistung beeinträchtigen. Um eine derartige Informationsverarbeitung unter motivierend salienten Reizen mit neuronaler Aktivität zu korrelieren, führten die Forscher außerdem funktionale Gehirnscans durch. Die Reaktionen auf Gesichter mit höherem Motivationswert waren stärker, auch wenn die Gesichter unsichtbar waren. Insgesamt deuten die Projektergebnisse darauf hin, dass während des wahrnehmenden Lernens eine Modulation der vorbewussten neuronalen Aktivität und Plastizität auftritt, wenn es mit stark motivierenden oder positiven emotionalen Reizen präsentiert wird. Diese Resultate haben bedeutende Folgen in Hinsicht auf eine bessere Aufgabenerfüllung, da das Verständnis der Faktoren, welche die visuelle Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und das Bewusstsein beeinflussen, zunimmt.
Schlüsselbegriffe
Informationsverarbeitung, visuelle Aufmerksamkeit, Wahrnehmungsbelastung, Bewusstsein, motivierende Salienz, Distraktor, Ablenkung, Emotion, Arbeitsgedächtnis, neuronale Plastizität
