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Inhalt archiviert am 2022-12-07

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Belgische Wissenschaftler erzielen bedeutende Fortschritte im Bereich der neurologischen Untersuchungen

Allein schon der Gedanke an Gehirnchirurgie jagt jedermann einen Schauer über den Rücken. Sie ist schmerzhaft, traumatisch und äußerst riskant. Die Neurologen tun jedoch ihr Möglichstes, die derzeitigen Techniken zu verbessern, und der Lohn für ihre Mühen scheint nun in größer...

Allein schon der Gedanke an Gehirnchirurgie jagt jedermann einen Schauer über den Rücken. Sie ist schmerzhaft, traumatisch und äußerst riskant. Die Neurologen tun jedoch ihr Möglichstes, die derzeitigen Techniken zu verbessern, und der Lohn für ihre Mühen scheint nun in größere Nähe als je zuvor gerückt zu sein. Durch die Kombination zweier aktueller technologischer Entwicklungen - einem Positronenemissions-Tomographen (PET) und einem Gamma-Messer - ist es einem Chirurgenteam des Hôpital Erasme in Brüssel und des Jules Bordet-Instituts gelungen, bei rund 80 Patienten Gehirntumore bis zu drei Zentimeter Durchmesser zu vernichten, ohne dazu ein mehr als stecknadelkopfgroßes Loch in den Schädel der Patienten bohren zu müssen. Die Kombination von Technologien versetzt die Chirurgen in die Lage, sich selbst in 3-D und Echtzeit bei der Handhabung des Gamma-Messers zu beobachten, so daß sie Tumore im Gehirn mit einer Genauigkeit von 0,3 mm orten können. Dies ist ein großer Fortschritt gegenüber der herkömmlichen Chirurgie, weil damit die Gefahr einer unbeabsichtigten Zerstörung gesunden Hirngewebes in der Umgebung des Tumors verringert wird. Die Operation wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt und die Patienten werden bereits einen Tag nach der Operation aus dem Krankenhaus entlassen. "Die Behandlung ... ist schmerzfrei, verlangt keine Verlegung auf die Intensivstation und führt zu keinem Verlust der Haare", so das Gamma-Messer-Team. Manche Patienten gingen schon zwei Tage nach der Operation wieder zur Arbeit. Die klinischen Tests unter Einsatz der kombinierten Technologien wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen, und im Januar begann das Forschungsteam mit Operationen an Patienten im neu eingerichteten Gamma-Messer-Zentrum der Université Libre in Brüssel. Es ist bisher das einzige Team, das die Technologien kombiniert einsetzt. Das liegt zum Teil an den Kosten. Ein Gamma-Messer kostet rund fünf Millionen Euro; PET-Geräte sind für 300 bis 400 Millionen Euro zu haben. Unter anderem unterstützte die Europäische Kommission das Gamma-Messer-Zentrum bei der Verfeinerung seiner Technik, indem sie im Laufe der vergangenen fünf Jahre rund zehn Millionen Euro in das Projekt fließen ließ. Dies ist jedoch nicht die einzige von der Europäischen Kommission unterstützte Forschungsarbeit zum Zentralnervensystem. Unter dem Vierten Rahmenprogramm, das von 1994 bis 1998 lief, finanzierte die EU 118 grenzüberschreitende Projekte, an denen 736 Laboratorien in ganz Europa beteiligt waren. Einige dieser Projekte wurden vor kurzem den Teilnehmern des 22. Kongresses des Collegium Internationale Neuropsychopharmacologicum (CINP) in Brüssel vorgestellt. An der Veranstaltung zum 43. Jahrestag der Organisation nahmen über 5.000 Personen teil. In diesem Jahr konnten die Wissenschaftler von ermutigenden Fortschritten bei der Erforschung schwerer neuropsychiatrischer Störungen wie Schizophrenie, manisch-depressive Psychosen und Stimmungsstörungen wie z.B. Ängste und Depressionen berichten. Bedeutende technologische Fortschritte auf den Gebieten der Gehirnabbildung, der Molekulargenetik und der Neuroinformatik (computergestützte Analyse von Gehirnabbildungen) wurden ebenfalls vorgestellt. Der Kongreß betonte die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und gemeinsamer Forschung auf diesem Gebiet. Die Erforschung des Zentralnervensystems erfordert einen großen Fundus an Fachkenntnissen, Ressourcen und Finanzen - was die Durchführung vieler Arbeiten auf einzelstaatlicher Ebene so gut wie unmöglich macht. Der Beitrag der Europäischen Kommission für die Forschung auf diesem Gebiet berücksichtigt diese Tatsache und soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern. Einige der von ihr geförderten Projekte erzielen bereits vielversprechende Ergebnisse. Das Projekt "Biomorph" beispielsweise hat neue Techniken zur Abbildung des Gehirns entwickelt, indem Magnetresonanzbilderzeugungs- (MRI) und Computertomographie-Technologie kombiniert wurden. Und IMGSAC, eine internationale molekulargenetische Studie über Autismus, sucht nach den Genen, die diese Störung auslösen. "Das Gehirn zu verstehen ist vielleicht der einzige Weg zur Lösung zahlreicher [neurologischer] Probleme, unter denen Bürger Europas zu leiden haben", sagte Bruno Hansen von der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission vor kurzem bei der Präsentation der beiden Projekte. "Ich glaube mit Recht behaupten zu können, daß diese beiden Projekte ohne die europäische Dimension erfolglos geblieben wären...Nach den ersten Aufrufen zur Einreichung von Vorschlägen für das Programm "Lebensqualität" [unter dem Fünften Rahmenprogramm] räumt die Kommission 29 Projekten in 225 Laboratorien in ganz Europa Vorrang ein, und zeigt damit, daß wir bereits verstärkte Anstrengungen auf diesem Gebiet unternehmen", fügte er hinzu. Neben der finanziellen Förderung der Erforschung des Zentralnervensystems (ZNS) unterstützt die Europäische Kommission Normen zur medizinischen Weiterbildung, die beim European accreditation committee in CNS medicine (Europäisches Zulassungskomitee für ZNS-Medizin) erhältlich sind.

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