Blick auf eine "europäische Innovationsgesellschaft" in Lyon
Neben der Ehrung der Spitzenregionen diskutierten die Teilnehmer des zweiten europäischen Forums für innovative Unternehmen über Möglichkeiten zur Förderung der Innovation in Europa, um die von den Regierungschefs beim Gipfel in Lissabon Anfang dieses Jahres gesteckten Ziele zu erreichen. Eine Reihe hochrangiger Vertreter aus den Mitgliedstaaten sowie aus Ländern außerhalb der EU diskutierten gemeinsam mit Vertretern erfolgreicher europäischer Hightech-Unternehmen über die Anforderungen an den Sektor, um in einer globalen Wirtschaft florieren zu können. Mia Hamalainen, Mitbegründerin von CODEOLINE, einem finnischen globalen Anbieter von mobiler Unterhaltungselektronik, war nur eine der Diskussionsteilnehmerinnen, die betonte, wie wichtig es ist, ständig innovativ zu sein. "Wenn man nicht innovativ ist, kann man nicht garantieren, dass man in Zukunft erfolgreich ist", sagte sie. "Man muss Fehler zulassen. Das ist nicht leicht, aber ohne sie kann man keine neuen Denk- und Lernweisen finden. Begeisterung ist auch wichtig. Die Atmosphäre muss motivierend sein, wenn man gute Leute behalten will." Hamalainen ist der Ansicht, dass Finnlands Erfolg im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie daher rührt, dass die Finnen wissen, dass "der einzige Weg profitabel zu sein der ist, global zu arbeiten. Das wichtigste Geheimnis des Erfolgs in einer globalen Wirtschaft ist das Patent", fügte sie hinzu. Beim Austausch ihrer Erfahrungen mit der Gründung von Hightech-Unternehmen kamen die Teilnehmer überein, dass die wichtigsten Punkte der Zugang zu Personen mit den richtigen Qualifikationen, die Verfügbarkeit von Kapital und die Notwendigkeit von Netzwerken sind. Die Europäische Union könne Unternehmern in diesem Sektor helfen, indem sie den Zugang zu Fördermitteln vereinfache und bürokratische Hürden abbaue, so die Teilnehmer. Peter Hiscock vom Innovationszentrum Cambridge, der eine Diskussion am runden Tisch zu diesem Thema leitete, brachte es auf einen Punkt: "Erfolg kann durch die Politik gefördert werden". Er betonte die Bedeutung einer Kette von Wissen, Qualifikationen, Finanzierungsmitteln, Infrastruktur, Kultur und Unterstützung bereits in der Anfangsphase. Bedenken gab es auch hinsichtlich der abnehmenden Zahl von Studierenden in den Ingenieurwissenschaften und der Notwendigkeit, Grundlagenforschung zu finanzieren, um den Weg für künftige Innovationen zu ebnen. Die Vernetzung sei auch wichtig, um Jungunternehmen bei der Suche nach den besten Hochschulabsolventen zu helfen, so waren sich die Teilnehmer einig. Dies sei insbesondere vonnöten, da die meisten Unternehmen nicht gerne Leute einstellen, die sie nicht kennen. Olaf Berg, Präsident der Unternehmerschule Stockholm, war besonders überrascht über die Auswirkungen der Vernetzung auf den Erfolg innovativer Jungunternehmen. Ein Team an seinem Institut untersucht derzeit die Unterschiede zwischen Unternehmertum in der "New Economy" und in der traditionellen Wirtschaft. "Wir fragen uns, ob Innovation in der neuen Wirtschaft mehr auf der Fähigkeit zur Schaffung von Netzwerken oder der Persönlichkeit basiert", ein Faktor, der lange Zeit als wesentlich im traditionellen Unternehmertum angesehen wurde. "Dies ist eine Möglichkeit, wie die Wissenschaft zur Konzentration und Komplementierung der Umgebung des Unternehmertums in unserer Region beitragen kann", erläuterte er. Alain André, Geschäftsführer von CICOM (und einer der 15 Gewinner des PAXIS-Preises), fügte hinzu, dass in einer weiteren Round-Table-Diskussion über Vernetzung zur Unterstützung des Erfolgs "einige hervorragende Ideen hervorgebracht wurden". "Isoliert funktionieren innovative Bemühungen nicht gut", sagte er. "Wir müssen zusammenarbeiten. Der Austausch zwischen Labors und Universitäten und der Industrie ist wesentlich. Wir müssen lokal handeln, aber europäisch denken." Der Standort ist ein weiterer wichtiger Faktor für Jungunternehmen im Hightech-Bereich, fügte Kimmo Halme, leitender Planungsangestellter beim finnischen Rat für Wissenschafts- und Technologiepolitik, hinzu. "Kontakte, Verbindungen, die Verkehrsinfrastruktur und die Lebensqualität in einer Region müssen attraktiv sein, um Menschen von anderswo anzuziehen." "Um Start-ups in der Technologie zu fördern braucht man eine starken technologischen Hintergrund", erklärte Jean Therme, Direktor von LETI/CEA (Frankreich). Er vertritt eine ähnliche Ansicht wie Halme: "Man benötigt eine Strategie für geistiges Eigentum, ein lokales Umfeld zur Förderung von Start-ups, man braucht begleitende Werkzeuge und Strategien sowie Zugang zu Risikokapital. Standorte müssen sich in attraktiven Gebieten befinden, wo Forschung, Lehre und Industrie aufeinander treffen... und Patente sind äußerst wichtig. Es geht nicht nur um die Anzahl der Patente, sondern um die Qualität und die Fähigkeit, sich vor Angriffen zu schützen und bereit zu sein anzugreifen, um sein Patent zu schützen", fügt er hinzu. "Man sollte Start-ups von Anfang an begleiten und ihnen Zugang zu Labors gewähren - und sie wieder ins Labor lassen, wenn sie fehl schlagen." Die Teilnehmer brachten auch zum Ausdruck, dass es notwendig sei, dass die Gemeinschaft schneller auf Unterstützungsanträge von Jungunternehmen reagiert. Ein Teilnehmer rief zu einer Reduzierung des administrativen Teils bei der Erstellung eines Vorschlags auf und erläuterte: "Es dauert zwei bis drei Wochen, einen Vorschlag zu erstellen, und für Jungunternehmen ist das eine lange Zeit...besonders wenn man sich des Ergebnisses nicht sicher ist. Es ist auch sehr schwierig für Unternehmer und Jungunternehmen, ihre Management-Fähigkeiten zu beweisen." Sie riefen auch dazu auf, die Regeln für die geistigen Eigentumsrechte zu klären. "Wir müssen wissen, wer die Ergebnisse besitzt, wenn wir kooperative Forschung mit vielen verschiedenen Partnern betreiben", sagte Paavo Uronen, Rektor der Technologischen Universität in Helsinki (Finnland). Der Europäische Kommissar für Unternehmen und die Informationsgesellschaft, Erkki Liikanen, nahm ebenfalls an dem Forum teil. Er betonte den Unternehmergeist und die Bedeutung umfassender wirtschaftlicher Strukturen und der Vernetzung zwischen den Regionen. "Ich glaube, dass die wirkliche wirtschaftliche Revolution nur stattfindet, wenn die alte und die neue Wirtschaft fusionieren. Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) sind das Herzstück der technologischen Revolution.... Der neue Unternehmer wird sich ständig an Veränderungen anpassen müssen." Als Vertreter der französischen Regierung, die derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat, betonte Christian Pierret, französischer Staatssekretär für die Industrie, das Engagement seines Landes zur Förderung von Innovation in ganz Europa. Frankreich habe bereits zu Hause an dieser Front Schritte unternommen: "Am 12. August 1998 wurde im französischen Parlament ein Gesetz zur Förderung der Mobilität von Männern und Frauen in der Forschung verabschiedet. Es bezieht sich insbesondere auf Forschungsunternehmungen und auf die Förderung der Vernetzung sowie die Gründung innovativer Unternehmen. Die Maßnahmen umfassen alle Ebenen der Finanzierung und der öffentlichen Förderung von Innovation, um Gelder konkret innovativen Unternehmen zukommen zu lassen." Jetzt möchte die französische Regierung ein Dokument mit den wichtigsten Empfehlungen für die Zukunft erstellen, sagte Pierret. Er plant ein Internet-Forum, das sich auf drei Vorschläge konzentriert: - ein rechtlicher Rahmen für gewerbliches Eigentum; - eine europäische Spezifikation für Innovation, um zu sehen, wo Europa im Vergleich zu anderen Regionen steht, sowie zur Messung von Leistungen; - Erleichterung der Schaffung eines europäischen finanziellen Netzwerks, das den Finanzierungsbedarf von Unternehmungen deckt. "Die Gewinner des [PAXIS]-Preises zeigen, wie sehr wir uns für eine neue Phase - eine europäische Innovationsgesellschaft - in Europa engagieren. Wir stehen in Europa und in dem globalen Kampf um Innovation einer großen Herausforderung gegenüber", schloss der französische Minister.tion européenne
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