Busquin stellt Vorschläge für das neue Rahmenprogramm vor
Das für die Forschung zuständige Mitglied der Kommission Philippe Busquin stellte am 21Februar die Vorschläge vor, die das neue Rahmenprogramm der Europäischen Union bilden werden. Er betonte dabei besonders die Vorteile einer verstärkten Zusammenarbeit und der Konzentration auf eine begrenzte Anzahl von Themen. Der aufgestockte Haushalt für das neue Rahmenprogramm beträgt 17,5Milliarden Euro (Laufzeit von 2003 bis 2006), 17 Prozent mehr im Vergleich zum laufenden Rahmenprogramm. Busquin wies darauf hin, dass eine derartige Erhöhung notwendig gewesen ist, damit Europa seine Ziele erreichen kann. "Europa hat sich auf den Weg gemacht, zur erfolgreichsten und wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaft in der Welt zu werden. Forschung und Innovation sind die Schlüssel für den Erfolg auf diesem Weg", sagte er. Laut Busquin kommt das neue Rahmenprogramm Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten zugute. Die Forschungsbemühungen all dieser Einrichtungen sind mit Problemen verbunden, die das neue Rahmenprogramm angehen wird. Insbesondere wird es die Mobilität der Forscher erhöhen, Europa als Forschungsstandort von Weltrang zu etablieren suchen, zu einer engeren Zusammenarbeit von Forschungsteams beitragen und sich auf eine begrenzte Zahl vorrangiger Themen konzentrieren. Busquin hob die folgenden sieben vorrangigen Bereiche hervor: - Technologien der Informationsgesellschaft: In diesem Bereich geht es darum, die entscheidenden Informationstechnologien zu entwickeln und so die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken und es den Europäern zu ermöglichen, Nutzen aus der Wissensgesellschaft zu ziehen. - Nachhaltige Entwicklung: Es geht darum, die für die Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung erforderlichen wissenschaftlichen und technologischen Kapazitäten in Europa auszubauen und einen umfassenden Beitrag zur internationalen Erkundung und Beherrschung der globalen Veränderungen zu leisten. - Genomik und Biotechnologie im Dienste der Medizin: Hier liegt das Ziel darin, den jüngsten Durchbruch bei der Entzifferung des menschlichen Genoms für die Bekämpfung von Krankheiten und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Biotechnologiebranche in Europa zu nutzen. - Nanotechnologien, intelligente Materialien, neue Produktionsverfahren: Zur Unterstützung der europäischen Industrie, aus diesen Spitzentechnologien Nutzen zu ziehen. - Luft- und Raumfahrt: In diesem Themenbereich geht es darum, dass Europa seine Spitzenposition in der Raumfahrtbranche halten kann. Außerdem sollen weitere Verbesserungen hinsichtlich Sicherheit und Umweltschutz erreicht werden. - Lebensmittelsicherheit und Gesundheitsrisiken: Das Ziel der Maßnahmen in diesem Bereich liegt darin, die wissenschaftlichen Grundlagen für die Herstellung unbedenklicher und gesunder Lebensmittel und zur Bewältigung der Risiken im Zusammenhang mit der Lebensmittelherstellung zu schaffen. - Bürger und modernes Regieren in der europäischen Gesellschaft: Dieser Themenkomplex zielt darauf ab, die europäischen Forschungskapazitäten im Bereich der Wirtschafts-, Politik-, Sozial- und Humanwissenschaften zu mobilisieren, um europaweit ein besseres Verständnis hinsichtlich der Bedeutung der wissensbasierten Gesellschaft zu erhalten. Eine vorläufige Aufschlüsselung des Haushalts ergibt, dass 16,275 Milliarden Euro auf das nächste Rahmenprogramm entfallen; der Rest entfällt auf Euratom. Von den erstgenannten Mitteln sind über drei Milliarden Euro für die Einrichtung des vorgeschlagenen Europäischen Forschungsraums vorgesehen. Von den sieben vorrangigen Forschungszielen, die Busquin nannte, verfügt "Technologien der Informationsgesellschaft" mit den 3,6Milliarden Euro, die diesem Bereich in der vorläufigen Aufschlüsselung zugeteilt werden, über den größten Einzelhaushalt, wie bereits im Fünften Rahmenprogramm. Die Ergebnisse der Vorschläge dürften großen wie kleinen europäischen Unternehmen zugute kommen. Während ein Schwerpunkt darauf liegt, zu gewährleisten, dass die Forschungsergebnisse den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden und zur Förderung von Investitionen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen können, sollen auch KMU (kleine und mittlere Unternehmen) stärker berücksichtigt werden. Ihre vorgesehene Beteiligung am Programm wurde von zehn Prozent aller Teilnehmer auf 15Prozent erhöht. Außerdem werden ihnen die vorgeschlagenen Verbesserungen beim Zugang zu Risikokapital und bei der Partnersuche von Nutzen sein. "In diesem neuen Programm mache ich auch Vorschläge, um Unternehmen zu helfen, die Schlüsseltechnologien der Zukunft zu entwickeln, und um Universitäten und Forschungszentren dazu anzuregen, enger zusammenzuarbeiten, damit die Grundlagen der europäischen Forschung gestärkt werden", so Busquin. Die Europäische Kommission ist außerdem darauf bedacht, im Sinne der Zusammenarbeit zu handeln, was sich auch in den neuen Vorschlägen niederschlägt. Sie möchte enger mit internationalen Forschungszentren und Forschungsinstitutionen zusammenarbeiten sowie zwei wichtige neue Vorschläge vorlegen. Der eine soll dazu beitragen, dass die verantwortlichen Behörden für die einzelstaatliche Forschung ihre Programme für Forscher aus anderen Mitgliedstaaten öffnen und ihre Programme zusammenlegen, um so bei der Schaffung der Voraussetzungen für den Europäischen Forschungsraum mitzuwirken. Bei dem anderen handelt es sich um den erstmaligen Einsatz eines Instruments (nach Artikel 169 des EG-Vertrages), der es der EU ermöglicht, an gemeinsamen nationalen Programmen der Mitgliedstaaten mitzuwirken. Teilnehmer an solchen Programmen erhielten dadurch Flexibilität beim Erstellen von Themenvorschlägen und hätten außerdem die Möglichkeit, diese am Forschungsbedarf auszurichten. Dieser Schritt in Verbindung mit dem Plan der Kommission, die Verwaltungs- und Managementverfahren des Programms zu straffen, dürfte eine Senkung der Kosten bei der Durchführung dieser Programme zur Folge haben. Die Vorschläge, die noch vom Kollegium genehmigt werden müssen, bilden einen der Hauptteile des Strategiepapiers, das auf dem Gipfeltreffen in Stockholm am 23. und 24.März vorgelegt werden soll.