Mitsos: GD Forschung muss eine regionale Rolle spielen
Die Generaldirektion Forschung müsse eine wirkliche Rolle bei der Förderung der regionalen Entwicklung spielen, so Achilleas Mitsos, Generaldirektor der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission, in einem Exklusivinterview mit CORDIS-Nachrichten anlässlich eines hochrangigen Treffens im Rahmen der Konferenz der peripheren Küstenregionen am 24.Februar in Valencia. Vertreter aus mehr als 130 Regionen aus ganz Europa trafen in der drittgrößten Stadt Spaniens zusammen, um sich mit Beamten der Kommission sowie Ministern aus Spanien, Schweden und Belgien an Diskussionen über die Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationspolitik sowie die Herausforderungen und Perspektiven der Territorialisierung zu beteiligen. Mitsos vertritt die Ansicht, dass die Europäische Kommission einen wirklichen Beitrag zur Verbesserung der Lage im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation in den Regionen leisten kann, was wiederum eine Belebung der lokalen Wirtschaft zur Folge hätte. "Die GDRegionalpolitik beteiligt sich stark [an der Regionalentwicklung]", so Mitsos gegenüber CORDIS-Nachrichten. "Was die Forschung angeht, können wir versuchen, eine Art Partnerschaft mit unseren Kollegen und auch mit den Regionen aufzubauen. Unserer Überzeugung nach kann man nicht über den Europäischen Forschungsraum (EFR) reden, ohne den Regionen die ihnen gebührende Rolle einzuräumen. Wir sind nicht in solcher Weise am tatsächlichen Entscheidungsprozess der Regionen beteiligt, hoffen aber, eine Partnerschaft mit ihnen eingehen zu können." Die Regionen müssten bei der Einrichtung des EFR eine wichtige Rolle spielen, vor allem bezüglich der Innovation, fügt Mitsos hinzu. "Es ist schlichtweg falsch zu glauben, dass alles in Brüssel oder im Ministerrat entschieden werden könne. Wenn die Regionen nicht in der gleichen Perspektive mobilisiert werden, können wir unsere Ziele nicht verwirklichen." Zu den Besorgnissen einiger europäischer Randregionen über eine zunehmende Marginalisierung infolge der Verlagerung des Schwerpunktes der gemeinschaftlichen Forschung auf Großprojekte, die in Spitzenforschungszentren durchgeführt werden, fand der Generaldirektor deutliche Worte: "Wir fördern Spitzenforschungsnetze und keine Spitzenforschungszentren...Wir wollen keinesfalls behaupten, dass alles auf bereits bestehende Spitzenforschungszentren konzentriert werden muss. Wir sind im Gegenteil der Meinung, dass es überall in Europa kleinere oder größere Spitzenforschungszentren gibt, dass aber das, was sie leisten, nicht ausreicht, selbst wenn sie sich vernetzen und ihre Arbeiten untereinander verbinden. Wir setzen uns daher für ein Spitzenforschungsnetz ein, sodass alle Netze in jedem Land und jeder Region ihren Platz in dieser Perspektive finden können." Zu diesem Zweck schlägt die Kommission die Einrichtung "virtueller Spitzenforschungsnetze" vor: "Die heutige Technologie erlaubt uns die Vernetzung in einem äußerst umfassenden Sinne, da Vernetzung natürlich nicht bedeutet, dass man zusammen an einem Ort sein muss. Wir meinen ein virtuelles Zusammensein...das ist mehr als genug." Daher möchte die Generaldirektion Forschung die Forschungszentren zu einer immer stärkeren Vernetzung untereinander ermutigen. Der am 21. Februar veröffentlichte jüngste Vorschlag der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat enthält sieben vorrangige Themen, die, so Mitsos, ausschließlich mit den folgenden neuen Instrumenten angegangen werden sollen (vorbehaltlich der Zustimmung durch das Parlament und den Rat): Spitzenforschungsnetze, Großprojekte und variable Geometrie. "In anderen Worten: Es wird keine kleinen Projekte mehr geben, sondern nur noch größere Projekte. In diesen größeren Projekten werden jedoch die kleinen Beteiligten ihren Platz haben, jedoch auf integrierte Weise. Schließlich wird es anstelle von 20.000 nur noch etwa 1.000 oder sogar noch weniger Projekte geben. [Dabei handelt es sich um] größere Projekte. Aber ich wiederhole nochmals: Größere Projekte bedeutet nicht größere Akteure." Glaubt er, dass der Vorschlag für das Rahmenprogramm für die Jahre 2002 bis 2006 vom Europäischen Parlament und auf dem anstehenden informellen Treffen des Ministerrats in Uppsala positiv aufgenommen wird? "Wir sind sehr zuversichtlich, denn wenn man den Gesamthaushalt betrachtet... liegt er ganz und gar innerhalb der bereits beschlossenen finanziellen Perspektiven. Wir rechnen nicht mit größeren Problemen und wollen daher konzentrierte Diskussionen über die neuen Modalitäten. Wie bei jeder Neuerung werden einige belehrende Diskussionen und Verhandlungen erforderlich sein, aber letztendlich, denke ich, wird jeder erkennen, dass diese Auswirkungen anderer Maßnahmen verstärkt werden müssen und dass wir dazu neue Instrumente benötigen. Außerdem müssen wir unsere Anstrengungen auf die tatsächlichen Bedürfnisse ausrichten. In gewissem Sinne ist das, was wir vorschlagen, vom heutigen Zeitgeist gar nicht so weit entfernt, so unsere Meinung", schloss er und zeigte auf Kollegen, die vor der eindrucksvollen Kulisse der Kunst- und Wissenschaftsmetropole Valencia vernetzt arbeiteten. "Ja. Wir sind zuversichtlich."