Das Kernfusionsprogramm der EU - ein Modell für den EFR?
Das Kernfusionsprogramm der Europäischen Kommission ist das einzige Beispiel für eine vollkommen integrierte europäische Forschungsmaßnahme und daher vergleichbar mit dem Vorschlag der Kommission für einen Europäischen Forschungsraum (EFR), so die französische Stellungnahme zum Euratom-Abschnitt der Vorschläge der Kommission für das RP6. Darin betont Frankreich, dass die EU auf absehbare Zeit auf die Atomkraft angewiesen sein werde. Daher müsse die Kernforschung weitergehen, wobei sie sich jedoch nicht auf die Mitgliedstaaten mit Nukleareinrichtungen beschränken sollte. Beim Vergleich der laufenden EU-Programme im Bereich der Kernspaltung weist die Stellungnahme darauf hin, dass die Atomindustrie und die Forschungszentren bereits an zahlreichen europäischen Projekten beteiligt sind. Wenn ein integrierter Programmansatz wie beim Kernfusionsprogramm ungeeignet ist, ist der klassische Aufruf zur Vorschlagseinreichung ebenso wenig für Gebiete geeignet, bei denen nur wenige Institute über das erforderliche Wissen verfügen. Der Stellungnahme zufolge könnten Spitzenforschungsnetze hier Abhilfe schaffen. Diese könnten von den Forschungszentren selbst nach dem "Bottom-Up-Konzept" ins Leben gerufen werden. Die Vorhaben solcher Netze, deren gemeinsamer Nenner die Forschung und Entwicklung (FuE) ist, könnten etwa durch das Kernspaltungsprogramm unter dem Sechsten Rahmenprogramm finanziert werden. In einer solchen Struktur würde kein Teilnehmer an den Rand gedrängt, da das Rahmenprogramm für Forschung das Ziel verfolgt, die Zusammenarbeit in der Atomforschung zwischen möglichst vielen Beteiligten aus der EU und den Bewerberländern zu fördern, heißt es in der Stellungnahme. Die Umsetzung des Kernspaltungsprogramms im Sechsten Rahmenprogramm sollte auf der EUREKA-Struktur aufbauen und zu engen Beziehungen zwischen den Partnern aus der Industrie und der Programmleitung führen. Dieser neue Ansatz könnte in einigen FuE-Themengebieten verfolgt werden, deren Anzahl nicht mehr als zehn betragen sollte, empfiehlt die Stellungnahme. Die Stellungnahme umfasst einen Vorschlag für die Umsetzung dieses neuen Ansatzes. Vorstellbar ist ein Hauptprojekt unter der Leitung eines Konsortiums aus Vertretern von Industrie und Forschungszentren, das sehr präzise Ziele in der FuE verfolgt. Dieses Konsortium würde eine Reihe von Nebenprojekten vorbereiten, an denen externe Partner beteiligt sind. Die Umsetzung des Hauptprojekts hätte Vorrang vor dem Nebenprojektpaket. Die Sicherheit von Atomanlagen ist ein Forschungsschwerpunkt Frankreichs. Die Stellungnahme weist daher auf ihre besondere Bedeutung gerade im Hinblick auf die bevorstehende Erweiterung der EU hin. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt für Frankreich ist die Verlängerung der Nutzungsdauer der Atomkraftwerke sowie die Forschung über deren Umweltauswirkungen und den Atommüll. "Die Forschung über Atommüll hat nicht nur die Aufgabe, die bestehenden Verfahren der Mitgliedstaaten zu verbessern, eingehend zu untersuchen und weiterzuentwickeln, sondern auch zur Entwicklung neuer Verfahren beizutragen", so die Stellungnahme. Alle Bemühungen sollten auf das Ziel der Schaffung einer "europäischen Sicherheitskultur" hinauslaufen.
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