Europa investiert weniger als seine Konkurrenten in FuE, wie neueste Zahlen zeigen
Europa investiert immer noch einen geringeren BIP-Anteil als seine Konkurrenten in Forschung und Entwicklung (FuE) und europäische Frauen schlagen nach dem Studium eher als Männer eine technisch-wissenschaftliche Laufbahn ein. Dies belegen die seit 1985 von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften, gesammelten Statistiken. Eurostat legt seine Beobachtungen in der Veröffentlichung "Statistiken über Wissenschaft und Technologie in Europa" vor, die eine Übersicht über FuE in der EU bietet. "Sie richtet sich nicht nur an politische Entscheidungsträger in Wissenschaft und Technologie, sondern auch an alle an einer statistischen Betrachtung der wissensbasierten Wirtschaft im ausgehenden 20. Jahrhundert interessierten Personen", so Eurostat. Neben den herkömmlichen Statistiken über FuE-Ausgaben, FuE-Personal, staatliche FuE-Mittelzuweisungen und Patentanmeldungen enthält die Ausgabe 2000 auch Daten über Innovationstätigkeit, Beschäftigung in Hochtechnologiebranchen sowie Humanressourcen in Wissenschaft und Technologie. Hauptgegenstand der Veröffentlichung sind die EU-Mitgliedstaaten, Island und Norwegen. Darüber hinaus werden Vergleiche mit Japan und den USA angestellt. Eine Reihe von Indikatoren wird außerdem auch auf der Ebene der EU-Regionen untersucht. Die im Vergleich zu den USA und Japan geringeren Investitionen in den europäischen FuE-Sektor waren eine Zeit lang Grund zur Sorge für die Regierungen und die Wirtschaft der Mitgliedstaaten. Dies führte (im März 2000) zur Verabschiedung der Lissabonner Ziele zur Förderung von Innovation und Technologie in Europa. Der Eurostat-Bericht umfasst die neuesten Statistiken dieses Sektors und bestätigt, dass Europa immer noch einen Rückstand auf die Konkurrenz aufweist, was die Investitionen in FuE gemessen am BIP anbelangt. "Während Japan 1998 3,03 Prozent seines BIP für Forschung und Entwicklung bereitstellte, waren es in den USA 2,58 Prozent und in der EU 1,86 Prozent. Seit 1993-94 sind die relativen FuE-Ausgaben in der EU rückläufig und stehen damit im Gegensatz zur Entwicklung in den USA und Japan, wo sie stiegen. Betrachtet man allerdings die absoluten Werte, sind die Ausgaben für FuE in der EU und den USA im selben Zeitraum gestiegen, während sie in Japan stagnierten." Die drei Wirtschaftsräume unterscheiden sich außerdem hinsichtlich des Anteils der Wirtschaft an der FuE-Tätigkeit. "Während in Japan und den USA 1998 75 Prozent bzw. 77 Prozent der gesamten FuE-Aufwendungen durch die Wirtschaft erbracht wurden, waren es in der EU 64 Prozent. Dagegen spielte in der EU der öffentliche Sektor (Hochschulen und Staat) bei den FuE-Ausgaben eine größere Rolle als in den beiden anderen Ländern". Die Statistiken zeigen außerdem, dass Deutschland, Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich 1998 mit nahezu 75 Prozent die Hauptlast der FuE-Ausgaben in der EU trugen. Relativ gesehen stellten Schweden und Finnland mit 3,77 Prozent bzw. 2,89 Prozent des BIP die meisten Mittel für Forschungszwecke bereit. Es folgten Deutschland (2,29 Prozent), Frankreich (2,19 Prozent), die Niederlande (2,04 Prozent in 1997) und Dänemark (1,93 Prozent). Eurostat beobachtete im Zeitraum 1985-1998 außerdem zwei verschiedene Trends in den Mitgliedstaaten: Während die relativen FuE-Ausgaben in den vier Ländern mit den höchsten absoluten Werten zurückgingen, nahmen sie in allen anderen Mitgliedstaaten mit Ausnahme der Niederlande zu. "Den stärksten Zuwachs verzeichneten Finnland, Griechenland, Irland, Spanien, Portugal und Dänemark", berichtet Eurostat. Schweden, Belgien, Dänemark und Finnland verzeichneten den höchsten Anteil der Beschäftigten in Wissenschaft und Technologie. Wie Eurostat berichtet, verfügte in diesen Mitgliedstaaten nahezu jede fünfte Erwerbsperson über einen universitären Bildungsabschluss und war in einem wissenschaftlich-technischen Beruf tätig. Die niedrigsten Werte verzeichneten Italien, Portugal und Österreich. Insgesamt stieg zwischen 1994 und 1999 jedoch in allen Mitgliedstaaten der Gesamtanteil der Erwerbspersonen, die einen universitären Bildungsabschluss haben und einen wissenschaftlich-technischen Beruf ausüben. Der Bericht belegt außerdem, dass Frauen nach dem Studium eher als Männer eine technisch-wissenschaftliche Laufbahn einschlagen: "Ferner machen die Daten deutlich, dass in der EU der Anteil der Erwerbspersonen, die einen universitären Bildungsabschluss haben und einen wissenschaftlich-technischen Beruf ausüben, bei den Frauen (15 Prozent der weiblichen Arbeitskräfte) höher ist als bei den Männern (13 Prozent der männlichen Arbeitskräfte)." Männer streben eher eine Laufbahn außerhalb dieses Bereichs an. "Eine derartige Tendenz ließ sich in nahezu allen Mitgliedstaaten beobachten. Anders verhielt es sich nur in Deutschland, wo der Anteil der Frauen bei 14 Prozent, der der Männer bei 15 Prozent lag, und in Luxemburg, wo beide gleich hoch waren (17 Prozent)". Die Angaben in dieser Veröffentlichung basieren auf Daten, die Eurostat von den Mitgliedstaaten, Norwegen und Island, von der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission, vom Europäischen Patentamt und der OECD zur Verfügung gestellt wurden. Die FuE-Indikatoren wurden für den Zeitraum 1985-1999 erfasst, während die Zeitreihen für die in jüngerer Zeit entwickelten Indikatoren 1994 einsetzen. Vollständige Zeitreihen enthält die CD-ROM-Ausgabe der Veröffentlichung. In der Veröffentlichung wird außerdem auf die Gemeinschaftspolitik im Bereich Forschung und technologische Entwicklung eingegangen; ein gesondertes Kapitel behandelt die möglichen Leitlinien für die künftige Entwicklung der Statistiken über Wissenschaft und Technologie.