Busquin: Europa hat seine Forschungskultur verloren
"Europa scheint [seine] Forschungs- und Wissenschaftskultur verloren zu haben, die am Ursprung seiner bisherigen Entwicklung und Erfolge stand", so Forschungskommissar Philippe Busquin am 30. März in Lausanne (Schweiz). In einer Rede an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne nannte es Busquin paradox, dass die Forschung zwar eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft spielt und für 25 bis 50Prozent des Wirtschaftswachstums in Europa verantwortlich ist, Europa aber weniger als seine Konkurrenten in die Forschung investiert und in absoluten Zahlen immer weniger für Forschung und Innovation aufwendet. Dabei handele es sich im Grunde nicht um ein Geldproblem, denn das Bruttoinlandsprodukt der USA sei mit dem der EU vergleichbar, so Busquin. Das Problem liege eher in der Forschungskultur. "Daher ist eine gemeinsame Anstrengung der Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft notwendig, um Europa wieder die Forschungskapazität zu verleihen, die seinen Anforderungen und sozioökonomischen Herausforderungen entspricht", sagte Busquin weiter. Das Kommissionsmitglied fuhr fort, indem er die Maßnahmen erläuterte, welche die Kommission beabsichtigt, um die europäische Forschung nach vorne zu bringen. Er erinnerte die Zuhörer daran, dass das nächste Rahmenprogramm kein sechstes "nationales Programm", sondern ein wichtiges Finanzinstrument darstellt, das von grundlegender Bedeutung für die Umsetzung des Europäischen Forschungsraums (EFR) ist. Die Verwirklichung des EFR hänge von der stärkeren Integration der europäischen Forschung, den Humanressourcen und der Mobilität der Forscher, der besseren Nutzung der Forschungsinfrastrukturen, der Verbesserung der Beziehungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, der Öffnung der nationalen Programme und der Unterstützung der wissenschaftlichen Kooperation auf verschiedenen europäischen Ebenen wie etwa der Europäischen Weltraumbehörde (ESA), der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) und COST ab. Busquin bedauerte, dass die Schweiz bisher noch nicht voll in das Fünfte Rahmenprogramm einbezogen ist, obwohl seit 1999 eine entsprechende Vereinbarung besteht. Acht Mitgliedstaaten haben diese Vereinbarung bisher noch nicht ratifiziert. Er hoffe jedoch darauf, dass dies noch vor Oktober diesen Jahres nachgeholt wird, sodass die Vereinbarung am 1. Januar 2002 in Kraft treten kann.