ERMS: Ultimative Informationen über Meeresflora und -fauna
Wie Mitarbeiter des Projekts ERMS (European Register of Marine Species) zur Erstellung eines europäischen Registers für Meeresflora und- fauna mitgeteilt haben, führte dieses Projekt zur Erstellung einer beeindruckenden Liste von 29.713 Arten - weit mehr, als anfangs erhofft. Die Liste kann nun zur Überprüfung von Artengruppen genutzt werden oder als Ausgangspunkt für die Überarbeitung und Erweiterung zukünftiger Listen dienen, so das Forscherteam. Der Aufbau des Registers hat zwei Jahre gedauert; er wurde als konzertierte Aktion unter dem MAST-Forschungsprogramm der Europäischen Union finanziert. Ziel des Projekts war, festzustellen, wo Lücken im Wissen über meeresbewohnende Arten bestehen, wie viel von Bestimmungsführern abgedeckt wird, ob taxonomische Daten vorliegen und welche Probleme mit Sammlungen von meeresbewohnenden Arten bestehen. Das nun vorliegende ERMS enthält eine Liste der europäischen meeresbewohnenden Arten, eine Bibliographie der Bestimmungsbücher für Meeresflora und -fauna, eine Erhebung über die bestimmten Arten und die taxonomischen Kenntnisse sowie eine Erhebung über den Zustand der verschiedenen Sammlungen von Meerestieren und -pflanzen in Europa. Die Prüfung von 842 Bestimmungsführern ergab, dass sich die meisten Führer mit den Meeren des nördlichen Europas beschäftigen, obwohl die Meere des südlichen Europas eine größere Vielfalt aufweisen. Außerdem wurde festgestellt, dass es nur "adäquate" Bestimmungsführer für Fische in allen europäischen Meeren gibt. Nach Meinung der Wissenschaftler zeigt dies, dass neue Register für kleinere Artengruppen notwendig sind. Die ERMS-Experten-Datenbank führt inzwischen rund 600Fachleute für die Bestimmung von Meeresarten auf; das Team hat nun weitere Mittel der EU erhalten, um sein Sachverständigennetz auszubauen. Im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten haben die Wissenschaftler u.a. festgestellt, dass kein unmittelbarer Bezug zwischen der Anzahl der Fachleute für ein bestimmtes Taxon und der Anzahl der Arten innerhalb dieses Taxons besteht. "Es wurde deutlich, dass für bestimmte Taxa mit Tausenden von Arten nur relativ wenige Taxonomisten zuständig sind", heißt es im Bericht der Forscher. Daneben ergab die ERMS-Erhebung der Meerestierarten-Sammlungen in Europa, dass die Erhöhung der Mittel unerlässlich ist, wenn Informationen zu den Sammlungen und die Sammlungen selbst im Internet veröffentlicht werden sollen. Die Untersuchung von rund 80Sammlungen auf ihren Umfang und das abgedeckte geografische Gebiet machte deutlich, dass alle das gemeinsame Problem haben, dass die Mittel nicht ausreichen, um die Sammlungen auf dem gewünschten Stand zu halten, so das ERMS-Team. Zur Lösung der Frage, wer Besitzer der Flut von Daten aus dem ERMS-Projekt ist, an dem sich 23Verbände in zehn EU-Mitgliedstaaten und mehr als 170Wissenschaftler aus 18Ländern beteiligten, und wer diese Daten langfristig verwaltet, haben die Teilnehmer eine neue wissenschaftliche Gesellschaft eingerichtet, bei der alle Beteiligten automatisch lebenslang Mitglied sind. Die "Gesellschaft für die Verwaltung der europäischen Artenvielfalt-Daten" wird von einem gewählten Rat geleitet. ERMS hofft, dass dieser Verband zur Lösung von Problemen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Arten-Datenbanken beiträgt, wenn unklar ist, ob es überhaupt entsprechende Fachleute gibt. "Das ERMS-Projekt führte zur Vorlage der ersten Checkliste der Meeresfauna und -flora in Europa, allerdings gibt es noch unentdeckte Arten", schreiben die Wissenschaftler. "[...] Offensichtlich besteht ein Mangel an Fachleuten für mehrere artenreiche Taxa, und gerade für solche, wo die Entdeckung neuer Arten angekündigt wurde. Der Schwerpunkt der zukünftigen Finanzierung sollte daher auf der Forschung über artenreiche, noch wenig untersuchte Taxa liegen, sodass am Ende eine umfassendere Sammlung von Bestimmungsbüchern für die europäische Meeresforschung und deren Verwaltung steht. Die ERMS-Checkliste sollte ständig aktualisiert und erweitert werden, um Lücken in bestimmten Kategorien zu schließen und damit mehr Informationen insbesondere über die Namen der Arten und ihre Verbreitung vorliegen."