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TSE-Katalog macht gemeinschaftliche Maßnahmen erforderlich

Am 23.April wurde in Brüssel ein ausführlicher Bericht über die Verbreitung der Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE) in Europa vorgestellt. Dies ist die erste breit angelegte Maßnahme auf Gemeinschaftsebene zur Förderung des Austauschs zwischen den Mitgliedstaate...

Am 23.April wurde in Brüssel ein ausführlicher Bericht über die Verbreitung der Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE) in Europa vorgestellt. Dies ist die erste breit angelegte Maßnahme auf Gemeinschaftsebene zur Förderung des Austauschs zwischen den Mitgliedstaaten von Daten über diese Krankheitsgruppe, zu der auch BSE und ihre menschliche Entsprechung, die neue Variante der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit (ncCJK), gehören. Dieser Katalog der nationalen Forschungsarbeiten zu TSE wurde von einer von dem für Forschung zuständigen Kommissionsmitglied Philippe Busquin eingesetzten Gruppe führender Sachverständiger im Auftrag des Ministerrats Forschung vom November 2000 aufgestellt. Im Namen der Sachverständigengruppe legte der britische Professor Robert Will von der National Creutzfeldt-Jacob-Disease (CJD) Surveillance Unit in Edinburgh (Schottland) dar, warum die Untersuchung und die Überwachung der TSE-Inzidenz europaweit notwendig sind: "Meines Erachtens gibt es überwältigende Beweise dafür, dass BSE die Ursache von nvCJK ist", sagte er. "Der Übertragungsweg lässt sich jedoch nur mit Mühe feststellen... Wir sind uns darüber noch nicht im Klaren, doch es ist am wahrscheinlichsten, dass die Übertragung über Nahrung erfolgt, die einen hohen Anteil an Material aus dem Gehirn oder dem Rückenmark enthält... Der derzeitige Stand der Untersuchung deutet darauf hin, dass nvCJK mit der Zeit immer häufiger auftritt." Auf Grund der Ungewissheit über die Inkubationszeit zwischen der Ansteckung bis zu den ersten nvCJK-Symptomen können die Sachverständigen nicht vorhersagen, ob Europa eine Epidemie dieser Krankheit erleben wird und welches Ausmaß sie annimmt. Daher ist die Überwachung der Krankheit in ganz Europa äußerst wichtig. Da das Vereinigte Königreich von einer BSE-Epidemie heimgesucht wird, finden dort die meisten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet statt. "Die Gefährdung ist im VK weit größer als andernorts, sodass die dortigen Erfahrungen sich wahrscheinlich irgendwo wiederholen werden", meint Professor Will. Außerdem könne die gemeinsame Forschung im Bereich der CJK-Überwachung gar nicht hoch genug bewertet werden. Mit der Bündelung des Wissens hoffen die Sachverständigen, die Forschungsmethoden in ganz Europa zu harmonisieren und im Gegenzug die Vergleichbarkeit der wissenschaftlichen Daten aus den einzelnen Ländern zu verbessern. Wenn eine kritische Masse an Daten vorhanden ist, fällt das Verständnis dieser Krankheit leichter. Die Voraussetzungen für weitere Forschungsarbeiten werden außerdem durch die Vernetzung der Forschergruppen, ergänzende Projekte und die gemeinsame Nutzung von Daten, Techniken und Forschungsmaterial verbessert. Die gesammelten Angaben werden im Gegenzug der Politik und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Kommission hat durch ihren mit 50 Millionen Euro ausgestatteten Aktionsplan für TSE aus dem Jahr 1996 bereits mehrere diesbezügliche Initiativen in die Wege geleitet. Die Arbeit der Sachverständigen markiert jedoch einen Wandel in der Vorgehensweise der Kommission zur Vertiefung des Wissens über diese Krankheitsgruppe. Wurden in der Vergangenheit noch Einzelprojekte auf dem Gebiet der TSE-Forschung gefördert, stellt die Rolle des Sachverständigengruppe einen eher strategischen Ansatz dar, der auf eine bessere Koordinierung der Arbeit der Laboratorien in Europa und weltweit abzielt. An den von der EU geförderten Projekten zu TSE (EUROCJD und NEUROCJD) nehmen die EU-Mitgliedstaaten, Australien, Kanada und Israel teil, wobei die Sachverständigen für eine eingehendere Zusammenarbeit mit den Bewerberländern plädieren. "Die Fachkompetenz muss in allen [europäischen] Laboratorien gebündelt werden", so Kommissionsmitglied Busquin. "Der Europäische Forschungsraum hat hier seine volle Berechtigung, da das Wissen vernetzt wird und eine Vielzahl von Verbindungen geknüpft werden. Mir fiel auf, dass die Forscher in den Mitgliedstaaten keinen Zugang zu Proben haben. Es gibt beachtliche Unterschiede [in der Forschungsinfrastruktur] zwischen den Mitgliedstaaten... Dieser Katalog hat den Vorteil, dass er ein Gesamtbild der laufenden Maßnahmen liefert." Der nun veröffentlichte Katalog zeigt die Stärken und Schwächen der europäischen Forschung auf diesem Gebiet auf. Er zeigt unter anderem, dass die Handicaps der europäischen Forschung im Fehlen von genau charakterisiertem Probenmaterial, der begrenzten Verfügbarkeit von Tiermodellen und Zelllinien sowie, im Mangel an spezialisierten Wissenschaftlern für diese Forschungen liegen. Nach Meinung von Professor Will ist es notwendig, die in anderen Ländern vorhandenen Ressourcen zu prüfen, die Audits der Überwachungsmaßnahmen zu verbessern und die TSE-Risikofaktoren wie etwa Reise- und Essgewohnheiten zu harmonisieren. Klinische Tests sind außerdem notwendig, um die Diagnose zu ergänzen und dazu beizutragen, nvCJK-Träger vor dem Ausbruch der Krankheit zu bestimmen. Professor Hans Kretzschmar von der Abteilung für Neuropathologie der Universität München betonte ebenfalls, dass gerade zur Diagnose von nvCJK bessere Tests erforderlich sind. Zwar sei die Diagnose in 95Prozent aller Fälle post mortem korrekt, doch sei die Diagnose bei lebenden Menschen oder Tieren schwierig, da sich diese Krankheit zurzeit nur in Gehirn- oder Rückenmarksgewebe nachweisen lässt und solche Biopsien vermieden werden sollten. Die Kommission ist nun dabei, den Katalog sorgfältig zu prüfen, um bestimmte Bereiche auszuwählen, die über eine neue Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen unter dem Programm Lebensqualität und Management der lebenden Ressourcen des Fünften Rahmenprogramms gefördert werden. Zur Finanzierung der Forschung auf diesem Gebiet werden Ende Mai dieses Jahres rund 25Millionen Euro über eine Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen bereitgestellt. "Lebensmittelsicherheit und Gesundheitsrisiken sind Schwerpunkte des nächsten Rahmenprogramms", so Forschungskommissar Busquin gegenüber der Presse. Bruno Hansen, Leiter des Referats Biowissenschaften bei der GD Forschung, meint dazu: "Obwohl es sich um einen sehr komplexen Bereich handelt, haben die beteiligten Länder die Bedeutung der Zusammenarbeit erfasst... Für die Zusammenarbeit und Koordination wurde eine Reihe von Bereichen ausgewählt, darunter die Verstärkung der laufenden Initiativen, die Förderung der gemeinsamen Nutzung von Daten und die Ausdehnung auf die Bewerberländer. Das Netz muss zur Verbesserung der Überwachung führen. Die Markierungen der Tiere müssen vereinheitlicht werden. Der Austausch von Proben und die Qualitätssicherung der laufenden Maßnahmen sind, genau wie Tests, von grundlegender Bedeutung. Bei den Schlachttechniken müssen die bestmögliche Verfahren Anwendung finden. Darüber hinaus stellen sich gesellschaftliche und ethische Fragen." Im Übrigen ist er der Meinung, dass die Verstärkung der Koordination an eine Erhöhung der Mittel gekoppelt werden müsse. Mit der im Mai vorgesehenen Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen steigen die Aufwendungen der Gemeinschaft für die Forschung in diesem Bereich auf rund 70Millionen Euro. Bisher wurden im Vereinigten Königreich 97, in Frankreich drei und in der Republik Irland ein Fall von nvCJK gemeldet. Alle Erkrankten hatten irgend wann tierisches Gewebe verzehrt. Die drei Todesfälle in Frankreich waren niemals im Vereinigten Königreich. Da die Inkubationszeit von nvCJK nicht bekannt ist, lässt sich das Ausmaß einer möglichen Epidemie nicht vorhersagen. Nach Computermodellen möglicher Szenarien sind Hunderte oder sogar Hunderttausende von Erkrankungen zu erwarten.

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