Wie Bewegung im Cerebellum gesteuert wird
Das Cerebellum bzw. Kleinhirn ist eine Region im Gehirn, die motorische Prozesse steuert und hierfür Signale aus Gehirn, Nervensystem und Muskeln koordiniert. Weniger bekannt ist, dass das Kleinhirn auch mit anderen Hirnregionen zusammenarbeitet, um Denken und Verhalten zu steuern. Die EU-finanzierte Initiative CERVISO (Cerebellum in visualspatial orientation) untersuchte die Rolle des Kleinhirns bei motorischen und anderen Funktionen, u.a. der Verarbeitung visueller Informationen, Zusammenspiel zwischen sensorischem Input und motorischer Koordination sowie weiteren Aufgaben wie Konzentration, Planung, Gedächtnis und Entscheidungsfindung. Hierzu wurden bei gesunden Probanden und Patienten mit Kleinhirnschädigungen schnelle Augenbewegungen und gerader Blick, während sie visuelle Aufgaben lösten. Ist die motorische Koordination gestört, kann es zu Anomalien bei der Augenbewegung kommen, sodass das Zielobjekt nicht fixiert werden kann. Anhand der Augenbewegungen gesunder Probanden und Patienten, die eine solche visuelle Aufgabe lösten, wurde das Modell der cerebellären Motorfunktion entwickelt. Das Modell zeigte, wie das Kleinhirn mit anderen Hirnregionen bei der Steuerung der Augenbewegung interagiert. Insbesondere werden Daten von Patienten mit seltenen neurodegenerativen und genetischen Erkrankungen genaueren Aufschluss über bestimmte Erkrankungen des Kleinhirns geben. CERVISO liefert für die Neurowissenschaften neue Erkenntnisse darüber, wie das Gehirn die visuell-räumliche Wahrnehmung steuert und dadurch Interaktionen mit der Umwelt ermöglicht. Auf diese Weise können auch cerebelläre Funktionsstörungen diagnostiziert und Rehabilitationsprogramme entwickelt werden.
Schlüsselbegriffe
Cerebellum, Motorik, CERVISO, visuell-räumliche Orientierung, Augenbewegungen, Fehlfunktionen des Kleinhirns
