Neuartiger integrierter Ansatz zur Bewertung komplexer Technologiefragen
Die politischen Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit müssen sich oft auf Stellungnahmen der Wissenschaft über die Gefahren und möglichen Konsequenzen neuartiger und komplexer Innovationen verlassen. Einzelne Rahmenwerke werden jedoch den gesellschaftlich relevanten Fragen nicht ausreichend gerecht und bewerten diese nur unzureichend. Das EU-finanzierte Projekt EST-FRAME (Integrated EST framework) beschäftigte sich mit der Forderung der Europäischen Kommission nach einen stärker integrierten Konzept der Bewertung und Governance von sich abzeichnenden wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen (Emerging Science and Technology, EST). Die Arbeiten begannen mit der Einschätzung der heute üblichen Bewertungsverfahren zur Folgenabschätzung von sich abzeichnenden wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen, um ihre Stärken und Schwächen zu ermitteln sowie geeignete Anwendungsdomänen zu bestimmen. Aktuelle EST-Politiktrends, welche die Folgenabschätzung beeinflussen, wurden untersucht, und es wurde außerdem eine Analyse des Integrationsbedarfs bei der existierenden EST-Bewertung durchgeführt. Um einen flexiblen integrierten Rahmen zu gestalten, führten die Forschenden vier EST-Fallstudien durch, welche die Einbeziehung der Nanotechnologie in die Lebensmittelproduktion, die synthetische Biologie, bei Biokraftstoffen und im Bereich Cloud Computing betrachten. Mit Unterstützung von etwa 120 Schlüsselakteuren und vier speziell dafür vorgesehenen Workshops konnte man anhand der Fallstudien bestimmen, wie die existierenden Rahmenwerke angewandt werden, um eine Vielzahl von Auswirkungen in diesen Bereichen zu bewerten. Die Projektpartner entwickelten ein Analyseprotokoll, das zum Einsatz kam, um sowohl ein breites Spektrum von Bewertungen für jeden Fall als auch die wichtigsten Technologieberatungspraktiken fallunabhängig zu beurteilen. Die Erkenntnisse mündeten in mehrere Empfehlungen, die sich hauptsächlich an politische Entscheidungsträger und Bewertungspraktiker richten. Der TranSTEP-Ansatz - der integrierte EST-Bewertungsrahmen - wurde am Ende des Projekts fertiggestellt. Er erfüllt den bedeutenden Bedarf an einer ganzheitlichen Kombination von Teilbewertungen. Das sollte die mehrdimensionale politische Unterstützung begünstigen, die für eine verantwortungsvolle, transparente und öffentlich akzeptable EST-Governance erforderlich ist. Das Rahmenwerk befindet sich derzeit im Einsatz und innerhalb von mehreren Projekten weiterentwickelt. Weitere Einzelheiten sind hier zu finden. Der großangelegte Bewertungsrahmen von EST-FRAME ermöglicht es politischen Entscheidungsträgern und Praktikern in Sachen Bewertung, Instrumente und Methoden auf flexible Weise zu kombinieren, ohne dass bei der Bewertung von Technologien oder technischen Anwendungen Transparenz und Verantwortlichkeit geopfert werden müssen. Im Endeffekt wird er zu einer Erschließung von sich abzeichnenden wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen im Einklang mit den gesellschaftlichen Zielen hinführen.
Schlüsselbegriffe
Technologieentwicklung, integrierter Bewertungsrahmen, sich abzeichnende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen