Drogenbeobachtungsstelle der EU stimmt europäischen Projekten zu Pillenuntersuchungen zu
Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) hat einen wissenschaftlichen Bericht veröffentlicht, in dem der Einfluss europäischer Projekte zur Untersuchung von Pillen analysiert und deren Umsetzung gefördert wird. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass - obwohl die Auswirkungen von Projekten zur Untersuchung von Pillen auf die Einnahme von Freizeitdrogen nicht genau bewertet werden kann - die Projekte andere Erkenntnisse bieten. Eine Erkenntnis ist beispielsweise der Einblick in die Art, wie die Drogen konsumiert werden und durch wen. Die EBDD ist eine unabhängige Informationsagentur, deren Aufgabe es ist, Informationen über Drogenprobleme in der EU sowie über Maßnahmen, Methoden und Strategien der Mitgliedstaaten zu liefern. Die Berichte der Drogenbeobachtungsstelle zielen darauf ab, Ideen und Diskussionen über innovative Strategien für einen europäischen Austausch von Erfahrungen anzuregen. Das Hauptziel der EBDD-Studie war es, einen Überblick über die Ziele, Methoden, Ergebnisse und Auswertungsversuche von Projekten zur Untersuchung von Pillen zu geben, sowohl von laufenden Projekten, als auch von Projekten, deren Durchführung in der nahen Zukunft in der EU vorgesehen ist. Die in Diskotheken und auf Rave-Veranstaltungen durchgeführten Pillenuntersuchungen sind ein wissenschaftliches Instrument, mit dem Forscher Daten zur Feststellung, Verfolgung und Überwachung aufkommender Drogenkonsumtrends, Informationen über sich ändernde lokale und internationale Verhaltensmuster der Einnahme und demographische Information zu Konsumenten und anderen Risikogruppen sammeln können. In den Projekten arbeiten Chemiker, Sozialarbeiter und Psychologen zusammen. Analytische Maßnahmen vor Ort beinhalten die Identifizierung der Pillen, einen Farbreaktionstest, immunologische Tests und die Chromatographie. Die Pillenindentifizierung beinhaltet einen Vergleich von durch potenzielle Konsumenten zur Verfügung gestellte Pillen mit Listen von zuvor analysierten Pillen. Mit einem Farbreaktionstest kann das Vorhandensein von Ecstasy-ähnlichen Substanzen festgestellt werden. Die genaue Menge dieser Substanzen in der Pille kann jedoch nicht ermittelt werden. Mit diesem Test kann ebenfalls festgestellt werden, welche anderen Substanzen außer Ecstasy in der Pille enthalten sind bzw. ob Ecstasy nicht enthalten ist. Es gibt jedoch auch potenziell schädliche Chemikalien, die mit dieser Untersuchungsmethode nicht festgestellt werden können. Immunologische Tests basieren auf der Reaktion eines bestimmten Antikörpers auf eine Substanz und der Sichtbarmachung dieser Reaktion. Bei der Chromatographie werden Substanzgemische in die einzelnen Komponenten aufgetrennt. Hiermit werden die chemischen Komponenten in komplexen Mischungen identifiziert und bestimmt. In der EBDD-Studie wird die Tatsache hervorgehoben, dass zahlreiche Organisationen, die Projekte zur Untersuchung von Pillen durchführen, nicht über die finanziellen Mittel und/oder über das wissenschaftliche Wissen verfügen, was jeweils erforderlich ist, um adäquate Beurteilungsinstrumente für ihre Projekte zu entwerfen. In dem Bericht wird davon ausgegangen, "dass die Teilnehmer zahlreicher Projekte nur ein oder zwei Mal erscheinen. Es ist daher sehr schwer herauszufinden, ob die durch das Projekt erhaltenen Informationen letztendlich zu einer gesundheitsbewussteren Einnahme illegaler Drogen führen verglichen mit Konsumenten, die diese Informationen nicht erhalten". Das Zentrum fügte hinzu, dass es "aufgrund mangelnder und schwieriger Bewertungsmöglichkeiten auf der einen Seite noch keinen strengen wissenschaftlichen Nachweis für den schützenden Einfluss von Methoden von Pillenuntersuchungen vor Ort gibt, dass jedoch auf der anderen Seite es ebenfalls keinen wissenschaftlichen Nachweis für den Schluss geben kann, dass diese Maßnahmen den Drogenkonsum eher fördern oder von Dealern dafür verwendet werden könnten, mehr Drogen abzusetzen." In dem Bericht heißt es, dass es jedoch ein erster Schritt sei, Nachweise Stück für Stück zusammenzutragen, um Entscheidungen über neue Maßnahmenmodelle treffen zu können. Die EBDD hebt jedoch die Vorteile derartiger Projekte hervor und betont, dass die Untersuchungen die Chance bieten, mit Teilen der Bevölkerung in Kontakt zu treten, die sonst schwer zu erreichen sind, und deren Interesse an vorbeugenden Maßnahmen und einer Verringerung der schädlichen Auswirkungen zu erhöhen. Die Untersuchung von Pillen liefert ebenfalls wertvolle Informationen über neue Substanzen und Konsumierungstrends sowie Daten darüber, wer die Drogen wo, wie und warum einnimmt, so die Studie.