Aufforderung an die Kommission zu größeren Forschungsanstrengungen in der organischen Landwirtschaft
Sowohl im laufenden Fünften Rahmenprogramm als auch im kommenden Sechsten Rahmenprogramm (RP5 und RP6) sollten dringend mehr Mittel für die Forschung im Bereich der organischen Landwirtschaft vorgesehen werden, heißt es in einem Schreiben an die europäischen Institutionen. Absender des Schreibens ist die IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements - Internationale Vereinigung Biologischer Landbaubewegungen), die sich auf die Schlussfolgerungen einer europäischen Konferenz zum Thema "Organic food and farming - towards partnership and action in Europe" (Biologische Nahrungsmittel und Landwirtschaft - Partnerschaft und Maßnahmen in Europa) bezieht, die dieses Jahr im Frühjahr in Kopenhagen stattfand. Das Schreiben der IFOAM verweist auf die Schlüsselrolle der Forschung für die Entwicklung der organischen Landwirtschaft und bemängelt, dass dieser Bereich zurzeit wie schon "seit Jahrzehnten" vernachlässigt werde. Daher wird ein eigenes Programm gefordert, das speziell auf die Forschung und Entwicklung in der organischen Landwirtschaft ausgerichtet ist und in die Rahmenprogramme der EU aufgenommen wird. Darüber hinaus sollten die Bewertungsverfahren für die Bereitstellung von staatlichen oder EU-Fördermitteln die besonderen Merkmale der Forschung in der organischen Landwirtschaft berücksichtigen. Unter Bezug auf verschiedene bereits in den Vorschlägen für das RP6 aufgeführte Bestimmungen regt das Schreiben die Einrichtung von Kompetenzzentren des Sektors und die Vernetzung solcher Spitzenforschungszentren an. Das Schreiben bemerkt jedoch, dass die Förderung der Forschung in der organischen Landwirtschaft in der derzeitigen Fassung des RP6 lediglich im Zusammenhang mit der Frage der Lebensmittelsicherheit genannt wird. Daneben sei das Forschungsbudget zu klein, um das gesamte Spektrum der organischen Landwirtschaft zu berücksichtigen. Stattdessen sollte sie den Status einer Forschungs-Leitaktion mit einem Budget von 100Millionen Euro erhalten. Andernfalls wäre das Ziel eines Anteils der organischen Landwirtschaft von 15 bis 20Prozent in Europa innerhalb der nächsten zehn Jahre unrealistisch, sodass die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf diesem Gebiet sinken würde. Neben der Forderung nach verstärkten Forschungsanstrengungen in der organischen Landwirtschaft in zukünftigen Programmen verweist das Schreiben auf die bisher unzureichende Berücksichtigung dieses Sektors in Forschungsmaßnahmen. Als Beispiel wird die Leitaktion 5.1.1 (nachhaltige Landwirtschaft) angeführt, unter der nur vier Projekte gefördert wurden, die einen unmittelbaren Bezug zur organischen Landwirtschaft aufweisen. Dies entspräche nur zwei Prozent der insgesamt 220geförderten Projekte. Dafür seien vor allem die Bewertungsverfahren und die Mitarbeiter verantwortlich, die unzureichende Kenntnisse der Vorgehensweise und der Methodik in der Forschung im Bereich der organischen Landwirtschaft aufwiesen, heißt es in dem Schreiben. Die in diesem Schreiben enthaltene Stellungnahme wurde auf der Konferenz der EU-Sektion der IFOAM am 9. und 10.September in Lyon verabschiedet. Das Schreiben an die europäischen Institutionen wurde einen Monat später versendet.