Byrne fordert realistischeren Ansatz zum GVO-Risiko
Der für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar David Byrne sagte, dass ein realistischerer Lösungsansatz zur Eindämmung der europäischen "GVO-Psychose" erforderlich ist. Bei einer Rede auf der am 22. November in Brüssel stattgefundenen Konferenz European Voice zum Thema "Risiko im Vergleich zum Nutzen" sagte EU-Kommissar Byrne, dass "wir mit GVO [gentechnisch veränderte Organismen] ein eindeutiges Beispiel für eine Sache haben, die nur geringe, wenn nicht sogar überhaupt keine Risiken birgt, die sich jedoch als unakzeptabel erweist". Er meinte, dass die Angst vor GVO im Vergleich zu greifbareren Gefahren wie Verkehrsunfällen, in denen jedes Jahr 40.000 EU-Bürger umkommen, und Rauchen, das in Europa jedes Jahr 500.000 Todesopfer fordert, völlig unverhältnismäßig sei. Byrne führte an, dass "meines Wissens nach keiner durch den Verzehr von GVO gestorben ist". In den USA haben Tiere und Menschen seit Jahren ohne offensichtliche Probleme GV-Futter- bzw. Lebensmittel gegessen." Dem stellte er die Situation in Europa gegenüber, wo, wie er sagte, "die GVO-Psychose" seit 1998 zu einem "unhaltbaren" De-facto-Moratorium für die Zulassung von genetisch veränderten Produkten geführt habe. Er sagte, dass das Moratorium "ernsthafte Auswirkungen auf die europäische Industrie, Landwirtschaftung und Forschung hat", und dass er sobald wie möglich das Zulassungsverfahren wieder aufzunehmen beabsichtigt. Er fügte hinzu, dass die Richtlinie 2001/18/EG zur absichtlichen Freisetzung von GVO in die Umwelt und neue Vorschläge für die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von GV-Futter- und Lebensmitteln von Mitgliedern des Europäischen Parlaments und dem EU-Ministerrat im Allgemeinen gut aufgenommen wurden, welche sie jetzt diskutierten und annehmen müssten. "In der EU bestehen irrationale Ängste gegenüber GV-Lebensmitteln und in den USA bestehen ebenso irrationale Ängste hinsichtlich der Weise, wie wir in Europa dieses Thema behandeln", erklärte Byrne. Er sagte, dass zwar das De-facto-Moratorium für neue GV-Zulassungen sich auf die amerikanischen Exporte nach Europa ausgewirkt hat, dass dies jedoch "in keinster Weise in die Nähe der übertriebenen und unrichtigen Zahlen hinsichtlich der Megahandelsverluste, die in der US-Presse erörtert wurden", kommt. Byrne meinte, dass das Problem in der polarisierten Natur der Diskussion liege, bei der "auf beiden Seiten der Auseinandersetzung die Hauptakteure zu Panikmacherei, groben Übertreibungen und unbegründeten Forderungen gegriffen haben". Er fügte hinzu: "Ich glaube wirklich, dass wir vom Emotionalen, Irrationalen und von den Einschüchterungstaktiken weg kommen müssen, wenn ein wesentlicher Fortschritt erzielt werden soll." Er forderte die Industrie und die Politiker auf, die Führung auf dem Weg zur Verbesserung der Kommunikation über die Risiken mit der Öffentlichkeit zu übernehmen. Der EU-Kommissar forderte auch die Politiker der Mitgliedstaaten heraus, bei den Risiko-Nutzen-Diskussionen Führungsstärke und Mut zu zeigen. Er fragte sie, warum sie bei den GVO "fundierte, unabhängige und wissenschaftliche Ratschläge" abwiesen, während sie in anderen Bereichen auf sie vertrauten. "Sehen sie nur auf die Gefahr, die die Wahlurne darstellt?", fragte er. Das Thema sei für alle europäischen Politiker entscheidend, unterstrich EU-Kommissar Byrne, da "wir besonders in Bereichen im Zusammenhang mit der öffentlichen Gesundheit nicht jeden mitmischen lassen können ... solange es kein Nullrisiko gibt".