Kommunikation mit der Öffentlichkeit über Wissenschaft - Aufgabe der Journalisten oder der Wissenschaftler?
Teilnehmer der vom belgischen EU-Vorsitz veranstalteten Konferenz "Public awareness of science and technology in Europe and its regions" (Öffentliches Bewusstsein für Wissenschaft und Technologie in Europa und seinen Regionen), die am 17. Dezember in Brüssel stattfand, stimmten darin überein, dass die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und Bürgern verbessert werden sollte, und dass die Medien dabei eine Rolle spielen. Die Frage, ob Wissenschaftler oder Journalisten dafür verantwortlich sind, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, erwies sich jedoch als strittigeres Thema. "Wissenschaftler können und sollten nicht versuchen zu kommunizieren", sagte ein Zuhörer. Er argumentierte, dass die Kluft zwischen Wissenschaftlern und Vermittlern und nicht zwischen Wissenschaftlern und der Gesellschaft beseitigt werden müsse. Diese Ansicht wurde jedoch von anderen Teilnehmern kritisiert. Sie argumentierten, dass der "Übersetzer" nicht die Leidenschaft für die Wissenschaft vermitteln könne, wozu Wissenschaftler jedoch in der Lage seien. Vladimir de Semir, Professor an der Universität UPF in Barcelona und Journalist, nahm eine versöhnlichere Position ein. Er sagte, der erste Schritt in Richtung eines Dialogs zwischen Wissenschaftlern und Bürgern sei eine Beziehung zwischen Wissenschaftlern und Journalisten. Es sei eine Kombination des journalistischen und des wissenschaftlichen Ansatzes notwendig, wobei bei dem ersten eine Story gesucht wird und bei dem zweiten vorsichtige Stellungnahmen abgegeben werden. Suzanne de Cheveigne vom nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) in Frankreich führte eine Untersuchung darüber durch, auf welche Weise die Öffentlichkeit mehr über Wissenschaft erfahren möchte. Sie betonte auf der Veranstaltung, dass es "unterschiedliche Formen geben muss, wie über Wissenschaft geredet wird", da es Menschen gibt, die lieber den Wissenschaftlern selbst zuhören, während andere es dagegen vorziehen, die Informationen von einem Journalisten vermittelt zu bekommen. "Es gibt nicht nur eine Antwort auf die Frage, welche Art von Programmen notwendig sind", führte Dr. de Cheveigne aus. Eine kürzlich durchgeführte Eurobarometer-Umfrage hat ergeben, dass die Mehrheit derjenigen, die mehr über Wissenschaft erfahren möchte, die Informationen am liebsten über das Fernsehen erhält. Yvan Ylieff, Kommissar der belgischen föderalen Regierung, dem Minister der wissenschaftlichen Forschung beigeordnet, führte aus, dass kein spezielles Programm für Wissenschaftssendungen erforderlich sei, sondern weitere populärwissenschaftliche Sendungen, die beispielsweise von der EU finanziert werden könnten. Vladimir de Semir gab zu bedenken, dass das Thema Wissenschaft von den Medien reißerisch aufgemacht werden könnte. "Man konkurriert um Platz bzw. Zeit, so dass die Reporter gezwungen sind, reißerische Schlagzeilen zu produzieren. Sie müssen Emotionen wecken. Dies tun Themen wie Umweltkatastrophen und Morde und damit konkurrieren sie", sagte er. Er fügte hinzu, dass oft nicht von den Journalisten selbst, die sich am "unteren Ende der Pyramide" befinden, entschieden wird, welche Nachrichten in Zeitungen oder im Fernsehen veröffentlicht werden sollen, und auch welche Nachrichten herausgestellt werden sollen. Zur Illustration der Tatsache, dass nur Nachrichten von größerer Bedeutung aus dem Bereich Wissenschaft Schlagzeilen machen, führte de Semir Berichte an, nach denen Leben auf dem Mars entdeckt wurde. Dies führte die Titelseiten in der ganzen Welt an, während nachfolgende Berichte, nach denen die Forschungsergebnisse nicht korrekt gewesen sein könnten, in den Medien nicht berücksichtigt wurden.
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Belgien