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Orientation and disorientation in health and disease

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Orientierungsvermögen bei Gesunden und Kranken

Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Raum und Zeit sowie anderer Personen ist ein Anhaltspunkt für die geistige Gesundheit. Europäische Wissenschaftler lieferten nun erstmals Daten zur Rolle des Orientierungsvermögens bei neuropsychiatrischen Erkrankungen.

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Neurologische und psychiatrische Untersuchungen stützen sich zum Großteil auf Tests der räumlich-zeitlichen Orientierung und zur Wahrnehmung von Mitmenschen. Obwohl Desorientierung ein typisches Symptom bei vielen neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Amnesie und Alzheimer-Demenz ist, ist ihr Beitrag zur Psychopathologie dieser Erkrankungen kaum bekannt. Das Orientierungsvermögen war bislang kaum Thema neurowissenschaftlicher Forschungen. Das EU-finanzierte Projekt ORIENTATION (Orientation and disorientation in health and disease) untersuchte daher vor allem, inwieweit die psychische Orientierung für den Zusammenhang zwischen Selbstverhalten und Raum (Standort), Zeit (Ereignisse) und Personen (Mitmenschen) bei neuropsychiatrischen Erkrankungen maßgeblich ist. Mittels 7T-fMRT (funktionelle Magnetresonanztomographie mit hoher Dichte) wurden orientierungsbezogene Aktivitäten in bestimmten Regionen des Gehirns bei einzelnen Probanden untersucht. Auch wurde das Orientierungsvermögen bei 22 neuropsychiatrischen Störungen dokumentiert und eine Unterteilung für verschiedene Erkrankungen vorgenommen. Um die Rolle des Gedächtnisses beim Orientierungsvermögen zu klären, wurde eine kurze fMRT-Methode entwickelt, die das Gedächtnis von Patienten mit akuter Amnesie testet. Die Ergebnisse zeigten, dass bei vorübergehender Amnesie die Gedächtnisstrukturen im Hippocampus gestört sind. Dabei kommt es zwar zu zeitlicher Desorientierung, nicht aber zu Identitätsverlust, Verlust der räumlichen Orientierung oder Persönlichkeitsstörungen. Um die Rolle des Hippocampus beim Orientierungsvermögen zu klären, wurden intrakranielle Aufnahmen bei Patienten gemacht, die sich einer Epilepsiechirurgie unterzogen hatten. Sie enthüllten, dass der Cortex am Orientierungsvermögen beteiligt ist und der Hippocampus später das Erinnern von Ereignissen übernimmt. Insgesamt bietet die Enthüllung eines geistigen Orientierungssystems für Raum, Zeit und Personengedächtnis neue Perspektiven für klinische Tests neuropsychiatrischer Erkrankungen. So könnten die unter ORIENTATION entwickelten Instrumente dazu beitragen, Amnesiepatienten besser zu stratifizieren, sensorische Defizite bei der Orientierung zu erkennen und neuropsychologische Untersuchungen von Alzheimer-Patienten zu vereinfachen.

Schlüsselbegriffe

Orientierungsvermögen, Amnesie, Alzheimer-Demenz, fMRT, Hippocampus, Kortex Test zum

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