Rückfallkriminalität bei Häftlingen erneut auf dem Prüfstand
Die Zahl der längerfristigen Haftstrafen ist im Steigen begriffen. Bereits einer von zehn Gefangenen verbüßt heute eine Langzeitfreiheitsstrafe. Der Anstieg ist jedoch nicht auf zunehmende Kriminalitätsraten, sondern auf politische Veränderungen zurückzuführen. Beispielsweise haben die öffentliche Diskussion und die Politik die Aufmerksamkeit auf die Zielsetzung der Haft, die öffentliche Sicherheit, Kosten und die Auswirkungen der Inhaftierung auf sowohl Opfer als auch Täter verschoben. Das Projekt RELEASED (Re-offending over the Life Course: A Study on Homicide Offender Recidivism) wurde an der Universität Leiden in den Niederlanden durchgeführt. Das Projekt fand in Partnerschaft mit der Harvard Kennedy School of Government statt, um sich damit zu befassen, wie diese Diskussion auf lebenslange Haftstrafen angewandt werden kann. Ein Hauptproblem der Kriminologie besteht darin, offenzulegen, warum manche Täter nach der Verbüßung einer Gefängnisstrafe erneut eine Straftat begehen, während andere das nicht tun. Das gilt insbesondere für Täter bei Tötungsdelikten. Unklar blieb bislang, was für Menschen Tötungsdelikttäter vor der Straftat, nach der Inhaftierung und nach ihrer Rückkehr für die Gesellschaft sind. Außerdem ist nicht bekannt, wie zukünftige Verbrechen in dieser Kategorie verhindert werden können. RELEASED interviewte mehr als 100 Männer und Frauen, die in den Vereinigten Staaten oder in den Niederlanden eine Gefängnisstrafe für Totschlag verbüßt hatten. Die Erkenntnisse legten nahe, dass die Langzeithaft nicht zu niedrigeren Rückfallkriminalitätsraten führt. Besonders gilt das dann, wenn die Betreffenden längere Zeit nach der Haft einer Aufsicht unterliegen. Resultat der Arbeit waren viele Veröffentlichungen in Zeitschriften aus jüngster Zeit sowie ein Buch mit dem Titel After Life Imprisonment: Re-entry in the Era of Mass Incarceration (Nach lebenslanger Freiheitsstrafe: Wiedereintritt in die Ära der Masseninhaftierungen) (New York University Press). Die Informationen werden für politische Entscheidungsträger, Strafvollzugsbehörden und Forscher von Nutzen sowie für die allgemeine Öffentlichkeit von Interesse sein.
Schlüsselbegriffe
Strafgefangene, Häftlinge, Gewaltverbrecher, Kriminalitätsrate, Verbrechensrate, Inhaftierung, Freiheitsentzug, Politik, öffentliche Sicherheit, Kriminologie, Totschlag, Tötungsdelikt, Rückfallkriminalität, Rückfälligkeit,