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Balkan Histories: Shared, Connected, Entangled

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Eine länderübergreifende Analyse der Geschichte der heutigen Balkanregion

Geschichte wird oft aus einem nationalen Sichtwinkel erforscht und dargestellt. Es ist jedoch oft sinnvoll, sie als eine regionale oder länderübergreifende Ereignismenge zu untersuchen.

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Traditionell sind Studien über die neuere Geschichte der Balkanstaaten von nationalen Historiker betrieben worden und somit innerhalb der nationalen Grenzen gefangen. Die wenigen Historiker, die sich mit Balkanistik beschäftigen, neigen dazu, eine etwas breiter angelegte Perspektive einzunehmen. In der Realität basierten diese Untersuchungen jedoch zum größten Teil auf fest etablierten Einheiten wie etwa ethnischen Gruppen. Das von der EU geförderte Projekt ENTANGLED BALKANS (Balkan histories: Shared, connected, entangled) nahm nun eine transnationale und relationale Perspektive ein, um die neuere Geschichte der Balkanstaaten zu erforschen. Die Forschung reflektierte die zusammenwirkenden Einheiten während des Prozesses ihrer Bildung anstelle sie als gegeben hinzunehmen. Ein Team aus Forschern konzentrierte sich auf die Bildung nationaler Ideologien und Identitäten in ständiger Interaktion zwischen den Gemeinden und dem Kampf um kulturelle Affirmation und territoriale Trennung. Es erforschte rumänisch-griechische und bulgarisch-griechische Interaktionen, den Versuch der Schaffung einer weitergefassten osmanischen Identität sowie die Formierung einer mazedonischen Nationalideologie. Zudem untersuchten die Forscher die Bildung von literarischen Sprachen und Sprachenpolitik, die von der Idee der Differenzierung sowie der Opposition zu den Nachbarländern gelenkt sind. Im Einzelnen betrachteten sie die Entwicklung des Serbokroatischen, die Standardisierung der mazedonischen Sprache und die Entstehung von Literatur in albanischer Sprache. Der zweite Teil der Studie überprüfte die Übertragung und Adaptierung von Ideen und Institutionen wie etwa Liberalismus, Sozialismus, Agrarismus, Faschismus und Kommunismus in der Region. Die Forscher betrachteten die Art und Weise, wie Ideen und Institutionen ausgewählt, übertragen und an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. wurden. Diese wurden von den Ideen der Moderne und der nationalen Entwicklung gelenkt. ENTANGLED BALKANS untersuchte gleichermaßen das kulturelle Erbe in den Balkanstaaten, etwa die symbolträchtigen byzantinischen, osmanischen und thrakischen Hinterlassenschaften, und deren unterschiedlichen Interpretationen durch Historiker, die einander oftmals widersprechen. Überraschenderweise wurde während der Debatten über die Aufteilung der Vermächtnisse die Vernetzung der Menschen aus der Region am deutlichsten. Weitere spezielle Themen waren die Streitigkeiten zwischen bulgarischen und rumänischen Historikern über zwei Königreiche des mittelalterlichen Bulgariens. Interessant ist auch der Aufwand, den verschiedene Historikern aus den Balkanstaaten betreiben, um ihre Geschichte mit den Perioden der Renaissance und der Aufklärung in Westeuropa zu "synchronisieren", wobei sie den osmanischen Kontext ignorieren. Abschließend leistete das Projekt mit einer theoretischen Analyse der Vorzüge transnationaler Ansätze und ihrer Folgen für den Regionalismus einen Beitrag zur Gesamtliteratur zu dem Thema. Fallstudien im Bereich von Wahrnehmungen zu Raum und Zeit bis hin zu Architektur und Kino demonstrieren die Vernetzungen und den Austausch, die in der Region stattgefunden haben.

Schlüsselbegriffe

länderübergreifende Analyse, Geschichte, Balkanregion, Balkanstaaten, ENTANGLED BALKANS, nationale Ideologien

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