Neuigkeiten über das räumliche Gedächtnis
Die Erinnerung daran, wo wir Objekte abgelegt haben, und das Wissen, wie Objekte um uns herum verteilt sind, ist von entscheidender Bedeutung für unser tägliches Funktionieren. Das räumliche Gedächtnis, die Fähigkeit, sich daran zu erinnern, wo wir Dinge hingelegt haben, oder wie Wahrzeichen in einer Stadt zu erreichen sind, helfen uns bei unseren alltäglichen Aufgaben. Dazu gehört auch das Nachdenken über Orte (z. B. sich zu erinnern, wo wir die Schlüssel gelassen haben) und Erinnerungen an weit entfernte Orte, um einen Tag in einer bereits einmal von uns besuchten Stadt zu planen. Vor diesem Hintergrund widmete sich das EU-finanzierte Projekt OSSMA (Multiple systems of spatial memory: Their role in reasoning and action) der Untersuchung des räumlichen Gedächtnisses und des Denkens durch Verhaltensexperimente. Um seine Ziele zu erreichen, führte das Projektteam Experimente unter Einsatz von Datenhelmen, Virtual-Reality-Head-Mounted Displays, durch, bei denen das Gedächtnis unter verschiedenen Bedingungen getestet wird. Man betrachtete die Variablen, welche den Abruf und räumliche Informationen beeinflussten, wie etwa redundante visuelle Informationen, die Orientierung der Teilnehmenden und die Gestaltung des Raums. Das Team fand in der Hauptsache heraus, dass, obgleich räumliche Erinnerungen in Hinsicht auf unmittelbare Umgebungen erheblich durch die Orientierung des Betrachters während des Abrufs beeinflusst werden, die Erinnerungen in Bezug auf andere Umgebungen nicht in ähnlicher Weise beeinflusst werden. Das bedeutet, dass sich die Menschen im Allgemeinen auf eine sensomotorische Repräsentation verlassen, welche Beziehungen von sich selbst zum Objekt beibehält, wenn sie über Objekte in ihrer unmittelbaren Umgebung nachdenken. Die Studie fand außerdem heraus, dass sich die personenzentrierte Darstellung verschiebt, wenn der Beobachter die Position und/oder Orientierung in der unmittelbaren Umgebung verändert. Diese koexistiert möglicherweise mit einer Darstellung, in der Objekt-zu-Objekt-Beziehungen kodiert sind, welche das Nachdenken beeinträchtigt, sobald sich der Beobachter zu einem entfernten Ort bewegt. Die allgemeinen Schlussfolgerungen geben Hilfestellung bei der Verbesserung der gegenwärtigen Theorien über das räumliche Gedächtnis. Sie tragen überdies dazu bei, das Design von Hightechinstrumenten und -geräten wie etwa Navigationssystemen und Nutzerschnittstellen für Teleoperationsausrüstung von Such- und Rettungsrobotern bis hin zu komplizierten chirurgischen Instrumenten weiterzuentwickeln. Ein fundierteres Verständnis des räumlichen Gedächtnisses wird die Mensch-Maschine-Interaktion zukünftig sicherer und effizienter gestalten.
Schlüsselbegriffe
räumliches Gedächtnis, virtuelle Realität, Rückruf, Mensch-Maschine, OSSMA, Denken, Überlegungungen, Handeln