Lösungen für bessere Aussichten der Regulierung geistigen Eigentums
Das EU-finanzierte Projekt IME (Informal media economies) untersuchte den Konflikt zwischen den verschiedenen Akteuren in Bezug auf die Zukunft der Regulierung von geistigem Eigentum. Es kartierte informelle Netzwerke, in denen es zur Produktion und zum Austausch von unterschiedlichem geistigem Eigentum kommt. Damit sollte die Rolle solcher informellen Netzwerke in verschiedenen kulturellen Ökosysteme verstanden werden. Die Arbeit begann mit der Untersuchung von illegalen Webseiten und Piraten-Bibliotheken, die urheberrechtlich geschützte Werke sammeln und verbreiten, zum Beispiel wissenschaftliche Monographien, Lehrbücher und Zeitschriftenartikel. Die Projektpartner verwendeten Methoden wie Teilnehmerbeobachtungen, historische Recherchen und Interviews, um die Entwicklung von wissenschaftlichen Piraten-Bibliotheken und die einzigartigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bedingungen zu rekonstruieren, die einen Faktor für ihren Fortbestand in einem ungünstigen rechtlichen und politischen Klima darstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Bibliotheksdienste dank der idealen postsowjetischen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen von Russland aus betrieben werden. Die IME-Team entwickelte statistische Modelle, um die Piraterie und illegale Nutzung von wissenschaftlichen Ressourcen zu erklären. Anhand der legalen Verfügbarkeit und den Preisinformationen zu verfügbaren Titeln von Piraten-Quellen identifizierte man Faktoren, die die Nachfrage nach diesen illegalen Quellen erzeugen. Die Ergebnisse zeigen, dass wissenschaftliche Piraten-Bibliotheken die relevantesten und aktuellen westlichen akademischen Mainstream-Titel enthalten, die vor allem in gedruckter Form erhältlich sind. Sie zeigen auch, dass es bei wissenschaftlichen Publikationen in Buchform an elektronischer Zugänglichkeit mangelt, weil E-Bibliotheken und individuelle E-Book-Verkäufe wesentlich eingeschränkt sind. Eine Analyse ergab, dass es in mittel- und osteuropäischen Ländern die aktivsten Benutzer in Bezug auf Pro-Kopf-Downloads gibt. Die Forscher schlugen mehrere Lösungen vor, vor allem das All-you-can-eat-Prinzip, Flatrates für digitale Services, das eine starke Unterstützung von digitalen Konsumenten und Piraten genießt - die beiden engagiertesten Nutzergruppen von legalen und illegalen Zugangsalternativen. Diese Lösung kann erhebliche Einnahmen generieren, um die Rechteinhaber für alle potenziellen Umsatzeinbußen von konventionelleren Vertriebsarten zu entschädigen. IME demonstrierte erfolgreich, dass die Existenz und die erschöpfende Nutzung von illegalen Zugriffsmöglichkeiten klare Indikatoren verschiedener Marktversagen im Rahmen von geregelten Märkten sind. Der akademische Verlagsbereich und politische Entscheidungsträger sollten von diesen Ergebnissen profitieren können.
Schlüsselbegriffe
Geistiges Eigentum, informellen Medienwirtschaft, IME, wissenschaftliche Piraten-Bibliotheken