Wie weit reichte der Einfluss der Botschafterehefrauen des 17. Jahrhunderts?
Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war ein Zeitraum der Auslandsbeziehungen zwischen der spanischen Monarchie und dem Heiligen Römischen Reich. Botschafterinnen, damals die Ehefrauen der Botschafter, unterstützten die Netzwerke ihrer Ehemänner und führten diplomatische Strategien wie Patronage oder Mediation ein. Sie agierten als kulturelle Akteure, wobei sie Kunstwerke und Bücher sowie Lebensstile, Körperkulte und Geselligkeiten exportierten. Die frühneuzeitliche Geschichte hat jedoch bislang den Ehefrauen von Botschaftern nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. AMBASSADRESSES (Imperial ambassadresses between the courts of Madrid and Vienna (1650-1700): Diplomacy, sociability and culture) war ein EU-finanziertes Projekt, das sich dem Nachweis der Macht widmete, über die Botschafterehefrauen in diplomatischen Angelegenheiten verfügten. Neben anderen Themen betrachtete die Arbeit, auf welche Weise die Botschafterinnen diese Diplomatie betrieben, ob es geschlechtsspezifische Diplomatie und kollaborative Strategien gab oder nicht. Die Studie beschäftigte sich mit Botschafterehefrauen vom Heiligen Römischen Reich bis nach Madrid, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebten und wirkten. Die Forscher untersuchten sowohl diplomatische als auch Quellen nicht diplomatischen Ursprungs. Dazu gehörten Bilder, Porträts, Möbel, Gemälde, Schmuck, Kleider, Pläne, Rezepte, persönliche Korrespondenzen, Tagebücher, Erinnerungen, Parfüms, Inventarlisten, Theaterstücke und Romane. Es wurden neue Methoden angewandt sowie eine Geschlechterperspektive in der Forschung eingenommen. Die Arbeit wurde in verschiedenen europäischen Archiven, Bibliotheken und Museen durchgeführt. Die Haupterkenntnisse der Forschung beweisen, dass die Botschafterehefrauen vom Heiligen Römischen Reich bis nach Madrid während der Gesandtschaft ihrer Ehemänner über diplomatische, gesellschaftliche, kulturelle und zeremonielle Macht verfügten. Überdies stellte man fest, dass sie als Hauptstrategie mit ihren Ehemännern zusammenarbeiteten, sie sich aber auch mit den gemeinschaftlichen und kulturellen Gepflogenheiten des Hofes, an den sie abgesandt waren, beschäftigten. Die Forschung kann nun als eine Startrampe der zukünftigen Geschlechterforschung auf dem Gebiet der Außenbeziehungen sowie der Sozial- und Geisteswissenschaften dienen.
Schlüsselbegriffe
17. Jahrhundert, spanische Monarchie, Heiliges Römisches Reich, AMBASSADRESSES, Diplomatie