Aufruf zu einem globalen Wissenschaftsfonds zur Bekämpfung der "Apartheid in der Wissenschaft"
Der ehemalige Vorsitzende eines internationalen Netzwerks von Forschungszentren hat einen globalen Wissenschaftsfonds gefordert, um die wachsende "Apartheid in der Wissenschaft" zwischen den reichen und den armen Ländern der Welt zu überwinden. Beim Weltgipfel in Johannesburg betonte Ismail Serageldin, ehemaliger Vorsitzender der Beratergruppe für internationale Agrarforschung, dass dies seine persönliche Meinung sei. Er sagte, dass ein solcher Fonds gebraucht werde, um den schnell größer werdenden Wissensabstand zwischen entwickelten und Entwicklungsländern wieder zu verringern. Die Hälfte des von diesem Fonds verteilten Geldes sollte genutzt werden, um wissenschaftliche Forschungseinrichtungen in den Entwicklungsländern aufzubauen. Die andere Hälfte sollte auf einer strengen Wettbewerbsbasis nach einer formellen gegenseitigen Prüfung ("peer review") durch andere Institute vergeben werden, so Serageldin. "Eine der erschreckendsten Statistiken in Zeiten einer enormen Wissensexplosion ist, dass diejenigen, die in den entwickelten Ländern leben, im Durchschnitt 40 Mal so viel verdienen wie diejenigen in den armen Ländern. Was jedoch die Investitionen in Forschung angeht, liegen die Pro-Kopf-Ausgaben fast 220 Mal höher", erläuterte Serageldin Er rief auch zu mehr Anerkennung der Wissenschaft in den Entwicklungsländern auf und appellierte an die jüngere Generation, weit verbreitete Meinungen in Frage zu stellen. "Diese Werte [der Wissenschaft] erfordern intellektuelle Aufrichtigkeit und auch Kreativität und Fantasie", meinte er. "Sie erfordern auch, dass eine gewisse konstruktive Subversivität gefördert wird; die Wissenschaft schreitet nicht voran, wenn man nicht vorherrschende Paradigmen über den Haufen wirft, und jungen Leuten muss es deshalb erlaubt sein, ihren Professoren zu widersprechen." Serageldin argumentierte auch, dass der Wettbewerb um Fördermittel wesentlich sei, da Forschungsmittel von Regierungen nicht als Rechtsanspruch angesehen werden sollten. Ein globaler Wissenschaftsfonds würde Spitzenforschungszentren mit Startkapital unterstützen und die Zusammenarbeit zwischen Forschern in entwickelten und in Entwicklungsländern erleichtern, erklärte er. Am 3. September nahm das Europäische Parlament eine unverbindliche Entschließung an, in der sie die EU dazu aufrief, den Aufbau von Kapazitäten in Entwicklungsländern zu unterstützen, wozu auch der Aufbau eines Informationstechnologiesektors, Technologietransfer und Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) gehören.