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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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Eine Verbindung zwischen der Innovation und den Menschen

Welche Bedeutung hat eigentlich das Wort "Innovation"? In Lexika findet man dafür die Erklärung "Einführung neuer Methoden" und den Verweis auf das lateinische Wort "innovare", was "erneuern" oder "verändern" bedeutet. Inzwischen wird dieser Begriff viel zu häufig gebraucht, d...

Welche Bedeutung hat eigentlich das Wort "Innovation"? In Lexika findet man dafür die Erklärung "Einführung neuer Methoden" und den Verweis auf das lateinische Wort "innovare", was "erneuern" oder "verändern" bedeutet. Inzwischen wird dieser Begriff viel zu häufig gebraucht, denn er erscheint überall, von Anzeigen für Autos bis hin zu Haarpflegeprodukten. Die kanadische Regierung will sich nun mit diesem Problem beschäftigen. Wenn die Bevölkerung schon nicht versteht, was Innovation ist und welche Folgen sie hat, wie soll dann die Regierung die erforderliche Zustimmung zum Einsatz von bedeutenden Steuermitteln für die Innovation bekommen? Daher hat Industry Canada (das kanadische Wirtschaftsministerium) ein umfangreiches Projekt in die Wege geleitet, um der Öffentlichkeit seine Vorstellung von Innovation zu vermitteln, Fragen zum Thema zu beantworten, Reaktionen einzuholen und schließlich sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit eine möglichst wichtige Rolle bei der Gestaltung der zukünftigen innovationspolitischen Prioritäten spielt. Vorläufig hat Industry Canada Innovation als "Produktion von Waren oder Dienstleistungen in effizienterer Weise" definiert, vergisst darüber jedoch nicht die Definition der OECD, nämlich "der Prozess, über den aus Wissen neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile entstehen". Kurz gesagt, Innovation wird als die geeignetste Möglichkeit präsentiert, die Kanada besitzt, um seinen derzeitigen hohen Lebensstandard zu sichern. Für Anne Pigeon, die leitende politische Analystin bei Industry Canada, ist der Wettbewerb der eigentliche Antrieb der Innovation. Für besonders wichtig hält sie außerdem die Reaktionen der Bürger. "Die Information der Menschen muss gewährleistet sein, dann müssen wir feststellen, was getan werden muss, damit die Bürger oder die Wirtschaft die Innovation vorantreiben. Wir stellen uns das so vor, dass wir ihre Sicht der Dinge ermitteln und dann die weiteren Schritte seitens des Staates vorbereiten", so Stuart Wilson, der Leiter des Marktplatzes für internationale Forschungs- und Technologiepolitik bei Industry Canada. Dazu wurden 38 regionale Veranstaltungen unter Einbeziehung der Öffentlichkeit geplant, von denen die Hälfte bereits stattgefunden haben. Darüber hinaus sind rund 70 Konsultationen mit der Wirtschaft vorgesehen. Industry Canada erwartet, dass ungefähr 200 Beiträge eingehen, die auch online eingereicht werden können. Daran schließt sich eine interessante Herausforderung an, die Zusammenfassung der Beiträge in einer politischen Formel. Die Regierung beabsichtigt, die gesamten Beiträge auf fünf vorrangige Hauptbereiche zu verteilen. Jeder dieser Bereiche soll acht bis zehn Empfehlungen umfassen. Im Folgenden findet ein Treffen von Fachleuten aus ganz Kanada statt, bei dem herausragende Vertreter eines breiten Querschnitts der Bevölkerung, der Sektoren und der Branchen darüber sprechen, wie sie den Worten Taten folgen lassen können. Eingeladen sind u.a. Chefs führender Unternehmen, führende Wissenschaftler und Vertreter zahlreicher kanadischer Regionen. Aber nicht nur die kanadische Bundesregierung schlägt neue, innovative Wege ein. Die Universität von British Colombia in Vancouver verfügt über eine eigene Abteilung mit rund 35 hochqualifizierten Mitarbeitern, die ein Verbindungsbüro zwischen der Universität und der Wirtschaft bilden. Ihr Leiter ist Angus Livingstone. Aus seiner Sicht sind neben der Zusammenführung aller Richtungen der Innovation weiterhin auch Flexibilität und Geduld vonnöten. So sei es beispielsweise möglich, dass die geistigen Eigentumsrechte an einem Projekt je nach Projekt wechseln. Livingstone fordert daher die Wissenschaftler auf, sich auf eine siebenjährige Frist vor der eigentlichen Kommerzialisierung einzustellen. "Nach Auskunft von Wagniskapitalgebern benötigt die Naturwissenschaft ein größeres Unternehmerbewusstsein", so Livingstone, der nun entsprechende Kurse anbietet. Er betont jedoch, dass Forschung nicht allein nach ihrem kommerziellen Wert beurteilt werden darf: "Eine Universität ist keine Auftrags-Forschungsstelle, sie hat auch akademische Aufgaben." Für ihn bedeutet dies, dass er seine Aufgabe nicht darin sieht, für die Universität Geld zu verdienen, auch wenn sie von jedem erfolgreich auf den Weg gebrachten Forschungsprojekt profitiert. Die allgemeinen Auswahlkriterien für Projekte betreffen ihren gesellschaftlichen Nutzen. Die Universität hat auch keine Angst davor, zu scheitern. Rund ein Viertel der Projekte, die vermarktet werden, führen nicht zu einem Erfolg. Die Universität kann damit leben, denn zukunftsorientierte Innovation bedeutet auch, Risiken einzugehen.