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Managing Impacts of Deep-seA reSource exploitation

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Auswirkungen des Tiefseebergbaus im Fokus

Schon immer wollte die Menschheit die Schätze der Tiefsee heben, Erdöl und Erdgas von Grund der Ozeane sowie seit neuestem erneuerbare Energien gewinnen. Derzeit verlagert sich der Schwerpunkt auf metallhaltige Ablagerungen am Meeresboden, die eine wertvolle Rohstoffquelle sein könnten.

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Das 2013 gestartete, von der EU finanzierte Projekt MIDAS (Managing impacts of deep-sea resources exploitation) verfolgte das Ziel, die aufstrebende Tiefseebergbauindustrie, Zulassungsbehörden und Zivilgesellschaft Hilfestellung dabei zu geben, die potenziellen Auswirkungen des Bergbaus auf die Ökosysteme der Tiefsee zu verstehen. Das Konsortium umfasste eine einzigartige Kombination aus Wissenschaftlern, Sozialwissenschaftlern, Industrie- und Rechtsexperten, Nichtregierungsorganisationen sowie kleinen und mittleren Unternehmen. „Das Projekt konzentrierte sich hauptsächlich auf die mit der Gewinnung von Manganknollen und Massivsulfiden vom Meeresboden (seafloor massive sulphides, SMS) verbundenen potenziellen Auswirkungen, aber widmete sich auch Umweltfragen im Zusammenhang mit der Erschließung von Methangashydraten und dem Potenzial von Tiefseeschlämmen im Nordatlantik als eine Quelle von Seltenerdelementen“, erklärt Professor Phillip Weaver, Koordinator von MIDAS. In 30 Forschungsexpeditionen zu den Untersuchungsgebieten von MIDAS wurden große Mengen neuer Daten gesammelt. Man war am Mittelatlantischen Rücken, in der Clarion-Clipperton-Zone im mittleren Pazifik, im Schwarzen Meer sowie an den Kontinentalrändern von Norwegen und Spitzbergen unterwegs. Die Wissenschaftler untersuchten das Ausmaß der möglichen Auswirkungen des Bergbaus, beispielsweise die Größe der abzubauenden Flächen, die Ausbreitung und den Einfluss von sedimentbedingten Trübungswolken in diesen Gebieten sowie die potenzielle toxische Natur des abgebauten oder in Suspension aufgewirbelten Materials. Erkenntnisse über diese Auswirkungen werden es den Forschern ermöglichen, die Verbindungen zwischen den Populationen zu begreifen und außerdem, auf welche Weise der Verlust der Artenvielfalt das Funktionieren von Ökosystemen beeinträchtigt. Die Meereswissenschaftler werden mit ihrer Hilfe feststellen können, wie widerstandsfähig die Ökosysteme gegenüber Störungen sind und wie schnell sie sich erholen können. Ein bislang unbekannter wichtiger Punkt widmete sich dabei der Frage, ob die Ökosysteme nach Beendigung des Bergbaus ihre Ursprünglichkeit wiedererlangen können. Professor Weaver zufolge ging es bei MIDAS um mehr als wissenschaftliche Forschung. Dazu merkt er an: „Unsere Industriepartner haben Verbindungen zum kommerziellen Sektor geknüpft, so dass wir Meinungen über wahrscheinliche Abbauszenarien sammeln und MIDAS eine Rahmenumgebung für Umweltmanagement entwerfen konnte, die den verantwortungsvollen Bergbau unter Berücksichtigung der Umweltbelange fördern könnte. Der zeitliche Ablauf des Projekts war extrem günstig und traf mit der Ausarbeitung eines Bergbaugesetzes für den Abbau von Tiefseemineralien durch die Internationale Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) zusammen.“ Von grundlegender Bedeutung war, dass die Forscher keinen direkten Zusammenhang zwischen Temperatur und Druckveränderungen mit zunehmender Wassertiefe in Hinsicht auf die potenzielle Giftigkeit von chemische Stoffen gefunden haben, die durch einige Formen des Tiefseebergbaus erzeugt werden könnten. Das bedeutet letztlich, dass in diesem Bereich viele neue Arbeiten durchgeführt werden müssen, da die Ergebnisse aus Flachwassergebieten nicht angewandt werden können. Die Forschungsarbeit über sedimentbeladene Trübungswolken ergab, dass diese noch in zehn Kilometer Entfernung von den Abbaustandorten starke Auswirkungen auf die Ökosysteme haben können. Dabei handelt es sich um einen Bereich, wo in Technik investiert werden muss, um die Bildung von Trübungswolken beim Bergbau einzudämmen. Auch gesetzliche Vorschriften werden gebraucht, um sicherzustellen, dass alle Vertragspartner die bestmöglichen Verfahren einhalten. „Wir nutzen bereits die Resultate von MIDAS, um die Entwicklung von Vorschriften zur Kontrolle des aufkommenden Bergbaus fachkundig zu begleiten“, wie Professor Weaver erläutert. „Soeben werden diese Verordnungen von der ISA entwickelt. Außerdem haben wir unsere Bedenken über die Trübungswolken jenen unterbreitet, die in Europa neue Ausrüstungen entwickeln, so dass Lösungen gesucht werden können, um diese zu reduzieren. Zudem weisen unsere Arbeiten zur Toxikologie Wege zu neuer Forschung, die gegangen werden müssen, bevor der Bergbau nach Sulfidmineralen genehmigt werden kann.“ Auf diese Weise hat MIDAS einen wichtigen Beitrag geleistet, indem es das potenzielle Ausmaß und die möglichen Auswirkungen des Tiefseeabbaus ermittelt hat und diese Informationen bereits an die politikgestaltenden Gremien weiterleitet.

Schlüsselbegriffe

Tiefseebergbau, MIDAS, Massivsulfide vom Meeresboden, Elemente der Seltenen Erden, Rechtsvorschriften

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