Reformiertes metrisches System wertet Messnormale auf
Im Lauf der Reform wird das internationale Kilogrammprototyp (International Prototype of the Kilogram, IPK) – ein in der Nähe von Paris in einem Tresor aufbewahrter Platin-Iridium-Zylinder – definitiv nicht mehr die Masse von 1 kg haben. Die Masse des IPK wird man anstatt dessen unter Bezugnahme auf die Planck-Konstante bestimmen. Kilogramm, Ampere, Mol und Kelvin werden durch Festlegung der Zahlenwerte von vier fundamentalen Naturkonstanten neu definiert: die Planck-Konstante, die Elementarladung, die Avogadro-Konstante und die Boltzmann-Konstante. Das Projekt PRESUME (Economies of uncertainty: Epistemological perspectives on the reform of the metric system) hat für ein besseres Verständnis der erkenntnistheoretischen Grundlagen der Metrologie gesorgt. Das erste der drei Hauptziele bestand in der Entwicklung einer allgemeinen konzeptionellen Rahmenumgebung für die damit in Beziehung stehende erkenntnistheoretische Untersuchung. Das zweite war die Nutzung dieses Rahmenwerks zur Analyse erkenntnistheoretischer und gesellschaftlicher Auswirkungen der geplanten metrischen Reform. Drittens zielte das Projekt auf verstärkte Außenwahrnehmung und besseres Verstehen der Ziele und der gegenwärtigen Bedeutung der Metrologie unter Wissenschaftlern, Geistesgelehrten und der allgemeinen Öffentlichkeit ab. Die Projektpartner erreichten diese Ziele mittels philosophischer Analyse, empirischer Arbeit und Verbreitungsmaßnahmen. Zu Analysezwecken entwickelten sie einen neuartigen Ansatz zur Untersuchung des metrologischen Wissens auf Grundlage einer ökonomischen Analogie. Der Ansatz lässt Metrologen als Anbieter von erkenntnistheoretischen Dienstleistungen dastehen, als Akteure , welche anderen Akteuren die Arbeit abnehmen, an bestimmte Kenntnisse gelangen zu müssen, um ein gewünschtes Ziel zu erreichen. Wenn zum Beispiel Metrologen Messinstumente kalibrieren, müssen die Anwender der Instrumente nichts über deren Besonderheiten wissen, um zuverlässige Resultate zu erhalten. Die empirische Arbeiten umfassten Interviews mit Metrologen am BIPM, an den National Physical Laboratories (NPL) in der Nähe von London und an der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Berlin. PRESUME wandte die philosophischen Rahmenumgebung an, um Daten aus den Interviews gemeinsam mit der für das Thema relevanten aktuellen Literatur zu analysieren. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein zentrales Ziel der Reform darin besteht, die Verteilung der Unsicherheiten zwischen den Messungsergebnissen, von denen im metrischen System berichtet wird, zu optimieren. Die Ergebnisse steigern das Verständnis der Bedeutung, der Konsequenzen und des historischen Kontextes der geplanten Reformen. PRESUME organisierte die internationale Konferenz „The Making of Measurement“ (Messungen durchführen), den Workshop über „Informal Aspects of Uncertainty Evaluation“ (Informelle Aspekte der Unsicherheitsbewertung) und einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel „How Heavy is the Kilogram?“ (Wie schwer ist das Kilogramm?). Weitere Aktivitäten beinhalteten Konferenz- und Seminarpräsentationen, Veröffentlichungen in The Stanford Encyclopaedia of Philosophy und The British Journal for the Philosophy of Science sowie eine bevorstehende Sonderausgabe von Studies in History and Philosophy of Science. Die Metrologie übt einen starken Einfluss auf Wissenschaft, den Handel, die Industrie und den Alltag aus. So hat die Projektarbeit bedeutende Beiträge zu diesem Gebiet und bei der Unterstützung der Metrologen, den Schlüsselakteuren der Normung der physikalischen Messung in Übereinstimmung mit dem metrischen System, geleistet.
Schlüsselbegriffe
metrisches System, Normung, Standardisierung, PRESUME, Wirtschaftlichkeit der Unsicherheit, Metrologie