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Inhalt archiviert am 2023-01-13

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Debatte über Europäischen Forschungsrat wirft genauso viele Fragen auf wie sie beantwortet

Führende Biowissenschaftler, die in Paris zusammengekommen sind, um die mögliche Einrichtung eines Europäischen Forschungsrats zu diskutieren, haben einen Konsens zu bestimmten Schlüsselthemen erzielt. Eine Reihe von Fragen blieb jedoch unbeantwortet. Die Diskussion fand am 1...

Führende Biowissenschaftler, die in Paris zusammengekommen sind, um die mögliche Einrichtung eines Europäischen Forschungsrats zu diskutieren, haben einen Konsens zu bestimmten Schlüsselthemen erzielt. Eine Reihe von Fragen blieb jedoch unbeantwortet. Die Diskussion fand am 19. Februar am Hauptsitz der UNESCO statt und brachte Nobelpreisträger, Leiter von Forschungsorganisationen und Wissenschaftler aus ganz Europa zusammen, die von den Organisatoren aufgefordert wurden, ohne Umschweife ihre Meinung zum Thema zu sagen. Professor Frank Gannon, Geschäftsführer des Mitveranstalters, der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (EMBO), sagte in seiner Einführung: "Wir führen eine Debatte, die nicht ewig andauern kann." Im Zusammenhang mit den Zielen der EU von Lissabon in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit führte Professor Gannon weiter aus: "Wenn wir bis 2004 keine konkreten Pläne für einen Europäischen Forschungsrat haben, kann es durchaus zu spät sein." Auf der Grundlage von Fragen, die während Vorträgen und Podiumsdiskussionen angesprochen wurden, fand eine offene Debatte statt, in der die Teilnehmer versuchten, sich auf die fundamentalen Grundsätze und eine grundlegende Struktur für das vorgeschlagene Gremium zu einigen. Ein Thema, zu dem sich alle einig waren, war die Notwendigkeit, dass ein Forschungsrat seine Bemühungen und Mittel darauf konzentrieren sollte, die Grundlagenforschung bzw. Untersuchungsforschung zu unterstützen. Viele Diskussionsteilnehmer waren der Auffassung, dass die langfristige Ausrichtung der Grundlagenforschung zusammen mit dem Mangel an finanziellen Sicherheiten bedeute, dass die Industrie nicht gewillt sei, die notwendige Finanzierung bereitzustellen, und dass ein Europäischer Forschungsrat eine ideale Einrichtung sei, um diese Lücke zu füllen. Professor Andrea Ballabio, Leiter des Telethon-Instituts für Genetik und Medizin, bemerkte: "Im Bereich der Biowissenschaften liefert die Grundlagenforschung die Basis für den Großteil kommerzieller Spinoffs. Daher sind Investitionen von entscheidender Bedeutung." Ein weiteres wiederkehrendes Thema war, dass ein Europäischer Forschungsrat Mittel bereitstellen solle, um die europäischen Forschungsinfrastrukturen zu verbessern. Die Notwendigkeit von Maßnahmen wurde mit Bezug auf eine aktuelle Studie hervorgehoben, die ergeben hat, dass von den 20 weltweit führenden Einrichtungen im Bereich Biowissenschaften nur zwei in Europa ansässig sind. Neben den physischen Infrastrukturen ging es auch um die Wissensinfrastrukturen in Europa. Nobelpreisträger Professor John Sulston nannte als Beispiel das Humangenomprojekt, bei dem lediglich das Einschreiten einer britischen Wohltätigkeitsorganisation, des Wellcome Trust, sichergestellt habe, dass die letzten Sequenzen allen Wissenschaftlern frei zur Verfügung stehen. "Die EU-Forschung muss ein Gegengewicht zur US-Forschung, und insbesondere zur Forschung von US-Unternehmen, bilden", sagte er. Zu bestimmten grundlegenden Themen konnten die Delegierten jedoch keine Einigung erzielen. Ein Beispiel dafür war die Frage, ob der Europäische Forschungsrat mit den nationalen Forschungsräten konkurrieren solle. Professor Jean-Patrick Connerade, Vorsitzender von Euroscience, argumentierte, dass ein vorhandener Wettbewerb zwischen Wissenschaftlern und Finanzierungsgremien der Schlüssel zum Erreichen von Spitzenforschung sei. Andere Teilnehmer argumentierten, dass der Europäische Forschungsrat niemals die für seine Realisierung erforderliche Unterstützung erhalten werde, wenn er mit den nationalen Räten zu konkurrieren beabsichtige. Bei den Fragen bezüglich der Finanzierung eines Europäischen Forschungsrats gab es die größten Meinungsverschiedenheiten. Einige Referenten argumentierten, dass das Budget des Europäischen Forschungsrats auf einer neuen Finanzierung basieren müsse, anstatt auf der Umverteilung vorhandener Mittel, und zwar im Rahmen des Ziels einer Erhöhung der europäischen Forschungsinvestitionen auf drei Prozent des BIP. Professor Rolf Tarrach, Leiter des spanischen Consejo Superior de Investigaciones Científicas, stimmte dem nicht zu. Er bezeichnete eine derartige Position als eine "unrealistische Erwartung" und sprach sich dafür aus, dass das Hauptziel darin bestehen solle, den Europäischen Forschungsrat einzurichten, und dass neue Mittel erst dann in Frage kämen, wenn die Organisation ihren Wert bewiesen habe. Während Professor Tarrach der Auffassung war, dass sich ein realistisches Jahresbudget für den Europäischen Forschungsrat in einer Größenordnung von rund zwei Milliarden Euro auf der Grundlage von EU- und nationaler Finanzierung bewegen würde, sagte Nobelpreisträger Professor Rolf Zinkernagel: "Das Budget muss sich auf 20 bis 40 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, um Auswirkungen auf die europäische Wissenschaft zu haben." Trotz derartiger Meinungsunterschiede waren die Organisatoren der Veranstaltung erfreut, dass Konsensbereiche identifiziert werden konnten, und begrüßten die Tatsache, dass alle Anwesenden zustimmten, dass die Idee eines Europäischen Forschungsrats gut sei. Es wird ein Dokument erstellt, in dem die Beiträge aller Diskussionsteilnehmer enthalten sein werden. Des Weiteren wurde eine Folgesitzung vorgeschlagen. Professor Gannon forderte die Teilnehmer abschließend auf, über die angesprochenen Themen nachzudenken und mit dem Verfahren der Festlegung der nächsten Schritte hin zur Einrichtung eines Europäischen Forschungsrats zu beginnen.

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