EU-Evaluierungsbericht: Vernetzte Forschungszusammenarbeit ist wesentlich für einen effektiven EFR
Eine kürzlich veröffentlichte Bewertung der Forschung über Technologien der Informationsgesellschaft (IST) kommt zu dem Schluss, dass die Effektivität der Forschung im Europäischen Forschungsraum (EFR) von der Stärke der Vernetzung zwischen den Forschungspartnern abhängt. Unter Beteiligung von slowenischen Partnern des Projekts "Solomon European virtual enterprise" (SolEUNet), konnte in dem Evaluierungsbericht der Kommission ein Muster bestimmt werden, das darauf hindeutet, dass Verbindungen zwischen Projektpartnern sich nach und nach in Selbstorganisation entwickelt haben und ähnliche soziale Eigenschaften aufweisen wie komplexe vernetzte Gesellschaften. Der Evaluierungsprozess fand unter der Prämisse statt, dass die Beteiligung einer Reihe von Forschungsorganisationen an einem EU-Projekt eine Verbindung zwischen ihnen darstellt. Um den Grad der Zusammenarbeit in der IST-Forschung der EU wirksam zu messen, wurden zwei Instrumente auf das IST-Forschungsprojekt und die Teilnehmerdatenbanken angewandt: "Data Mining", das Daten sortiert, um Muster zu bestimmen und Beziehungen herzustellen, und "Link-Analyse", welche die versteckten Strukturen der untersuchten Daten visualisiert. Die Ergebnisse zeigten, dass das IST-Programm eine kleine Anzahl von Gruppen enthält, die eine große Anzahl von Verbindungen mit anderen Projekten und Teilnehmern haben. Diese Gruppen werden als "Hubs" bezeichnet. Sie sind hoch vernetzt und bilden die Backbone-Architektur des Forschungsnetzwerks, da sie als Brücken zur Verbindung der Forschungsgemeinschaft dienen. Laut dem Bericht ist eine weitere Schlüsseleigenschaft die Entwicklung von Netzwerken, in denen die "Entfernung" (oder der Grad der Trennung im Hinblick auf die Projektpartner) zwischen zwei Teilnehmern äußerst gering ist. Sie werden auch als "Small World Networks" bezeichnet. Tatsächlich beträgt die durchschnittliche "Entfernung" zwischen zwei beliebigen der 7886 Teilnehmer am IST-Netzwerk 3. Laut der Analyse deutet eine solche Nähe zwischen Gruppen darauf hin, dass die Struktur des IST-Programms mit einigen der sozialen Gruppen mit dem engsten Zusammenhalt in der modernen Gesellschaft vergleichbar ist. "[Small World Networks] könnten potenziell die Forschungskreativität in Europa steigern, zusätzlich zu der, die aus interdisziplinärer Vernetzung innerhalb jedes Mitgliedstaats entsteht", so der Bericht. Es heißt jedoch weiter: "Wenn wir die Mehrheit der europäischen Forscher in eine einzige 'kleine Welt' der Zusammenarbeit im Europäischen Forschungsraum einbinden wollen, ist es absolut entscheidend, die 'Hubs' zu bestimmen, um sie zu unterstützen." In dem Bericht wird vorgeschlagen, dass die neuen Instrumente des Sechsten Rahmenprogramms (RP6), "Integrierte Projekte" und "Exzellenznetze" eine Rolle bei der Stärkung dieser kleinen Anzahl von großen Gruppen spielen können, wenn sie richtig angewandt werden: "Im Vergleich zu einem Programm mit 200 Projekten mit jeweils fünf Partnern generiert ein Programm mit 100 Projekten mit je zehn Partnern mehr als doppelt so viele starke Verbindungen." Unter Verwendung der ihm zur Verfügung stehenden Instrumente konnte das Forscherteam auch thematische Forschungscluster kartieren und analysieren, die zeigten, dass es zwar offensichtlich eine starke Zusammenarbeit zwischen Partnern aus verschiedenen Mitgliedstaaten gibt, die größte Anzahl von Verbindungen jedoch zwischen Organisationen aus den gleichen Mitgliedstaaten besteht. "Die Beteiligung am IST-Programm trägt daher wesentlich zur Forschungszusammenarbeit innerhalb der Mitgliedstaaten sowie zwischen ihnen bei", so der Bericht. Der Bericht stellte auch fest, dass es einen besonders starken Kern vernetzter Verbindungen rund um bestimmte thematische Projektbereiche gibt, wie z.B. Mobilfunk, Wissensmanagement-Software und Mikroelektronik. Diese Ergebnisse, die die Art und das Ausmaß der Vernetzung zwischen Forschungsorganisationen betreffen, deuten darauf hin, dass ein Schwerpunkt auf interdisziplinäre Verbindungen gelegt werden muss, um Innovation und Kreativität zu fördern. In ähnlicher Weise ist die kritische Masse, die nur durch intensive Vernetzung einer Vielzahl von Interessen erreicht werden kann, von immer größerer Bedeutung für die Schaffung eines allgemeinen Konsens über Normen, wie z.B. für den Mobilfunk.